Ich komme um zu schreiben
Türschwelle getreten war.
„Chief!“, keuchte er auf. Seine Pausbacken liefen leuchtend rot an. „Ich wusste ja gar nicht, dass Sie hier sind!“ Sein Blick zuckte unruhig zwischen dem Bericht in seiner Hand und Bens Schreibtisch hin und her.
Nicht mal seine Männer konnten ihm mehr in die Augen sehen. Alleine schon deswegen hätte er nicht vier Stunden zu früh zum Dienst erscheinen sollen, aber in seinem Haus hielt er es einfach nicht mehr aus.
„Der Sturm kam unerwartet“, murmelte er zur Erklärung. „Ich dachte, dass ihr hier vielleicht etwas überfordert seid.“
„Oh, klar. Tolle Idee.“ Andrew hastete zum Schreibtisch,um den Bericht abzulegen. „Hier sind die Informationen, die Sie vom Sheriff angefordert haben. Also, äh, ich meinte … vom County …“
Ben griff nach seinem Mantel. „Sehe ich mir später an.“ Ein Spaziergang war zwar nicht drin, aber auf Streife konnte er gehen. Andrew machte ihm betreten Platz. Er war immer noch knallrot. Ben fragte sich, welche Szene er wohl gerade vor Augen hatte. Wahrscheinlich die mit den Seilen und dem Kerzenwachs.
Verdammt!
Als er vor die Tür trat, schnitt ihm grobkörniger Schnee in die Haut. Der eiskalte Wind brannte ihm in den Augen, was seine Wut wenigstens ein kleines bisschen linderte. Ben rannte zu seinem Wagen und ließ sich von der relativen Stille in der Einsamkeit des SUVs einhüllen.
Während des offiziellen Verhörs hatte Molly klargestellt, dass Brenda sich irrte und die neue Story absolut nichts mit Ben oder irgendeiner anderen realen Person zu tun hatte. Es war eine Geschichte, reine Einbildung. Und sie hatte recht. Ben hatte den Roman aufmerksam gelesen, und zwar erst vorgestern Abend. In dem heißblütigen Sheriff mit dem Herz aus Stein hatte er sich nicht im Geringsten wiedererkannt. Und Molly hatte auch nichts mit der aufsässigen Witwe gemeinsam, die sich mit Sex und Schmerzen von ihrer Trauer ablenkte.
Er hatte erwartet, dass er auf Sätze oder Szenen stoßen würde, die ihm aus seinen gemeinsamen Nächten mit Molly bekannt vorkamen. Dass sie ihn ausgeschlachtet hatte wie eine verdammte Goldmine. Aber nichts.
Nur wusste das keiner außer ihm.
Kochend vor Wut fuhr Ben planlos durch die Stadt, bis es aufhörte zu schneien. Danach suchte er die Straßen nach Fahrzeugen ab, die im Schnee stecken geblieben waren, kam dabei aber immer wieder Loris Räumfahrzeug in die Quere.
Alle paar Blocks fuhren sie sich über den Weg, bis Lori schließlich ein Fenster herunterkurbelte, ihn heranwinkte und ihm befahl, entweder ein Bier zu kippen oder Molly einen Besuch abzustatten, solange er nur aufhörte, sie bei der Arbeit zu stören.
„Vergiss es“, brummte er in sich hinein wie ein bockiger Teenie in der Weltschmerzphase. Vielleicht war es am besten, wenn er sich wie damals in seiner Jugend einfach in seinem Zimmer einschloss und eine Weile lang schmollte.
Was eine ausgesprochen gute Idee gewesen wäre, aber das konnte er zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht wissen. Er fuhr weitere fünfzehn Minuten lang durch die Gegend, wich dabei Lori aus, so gut es ging, und hielt schließlich eine Stunde vor Beginn seiner Siebenuhrschicht vor der Polizeistation. Weil er seinen Männern nicht über den Weg laufen wollte, blieb er im Wagen sitzen und beobachtete von seinem Wachposten aus den Verkehr auf der Main Street. Und den Eingang zur Bar. Dem unbekannten Pick-up, der gerade vorfuhr, schenkte er allerdings keine gesonderte Aufmerksamkeit – bis sich die Beifahrertür öffnete.
Molly. Molly! Bens verräterisches Herz schrie laut und sehnsüchtig auf, als Molly in ihrem weißen Mantel und der rosafarbenen Plüschmütze aus der Fahrerkabine sprang. Ben stöhnte gequält auf. Diese verfluchte rosafarbene Mütze würde ihn eines Tages noch umbringen!
Blödsinn. Was ihn umbringen würde, war der passende rosafarbene Handschuh, der auf dem Arm eines wildfremden Mannes ruhte!
Ben war so in Mollys Anblick vertieft gewesen, dass er nicht einmal bemerkt hatte, dass noch jemand aus dem Wagen gestiegen war. Aber da war er, ein Mann, der sie in die Bar geleitete. Ben lehnte sich nach links und kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Als der Typ einemvorbeifahrenden Wagen hinterhersah, konnte Ben sein Gesicht erkennen.
Verdammt. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein.
Molly hatte ein Date mit einem der Deputys aus Grand Valley! Nein, nein, nein, das durfte nicht wahr sein! Das war alles ein Irrtum! Es war gar nicht möglich, dass sie so
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