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Ich komme um zu schreiben

Ich komme um zu schreiben

Titel: Ich komme um zu schreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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schnell einen Neuen gefunden hatte. Und dann auch noch einen Kollegen!
    Ben hörte, wie das Lenkrad protestierend knarzte, und stellte fest, dass er gerade versucht hatte, den Lederbezug zu erwürgen. Er lockerte seinen Griff und sah fassungslos zu, wie sich die Tür der Bar hinter den beiden schloss. Was machten sie wohl da drinnen? Spielten sie Billard? Flirteten sie?
    Vielleicht war der Typ ja ein Verwandter. Gab es in Grand Valley noch weitere Jennings? Quinn würde es wissen. Vielleicht war er ja nur ein guter Bekannter.
    Plötzlich fielen ihm Mollys Worte wieder ein. Er hatte sich geschworen, ihre Bücher nicht zu lesen, aber es hatte nur drei Tage gedauert, bis er nicht mehr hatte widerstehen können. Entsetzt, wütend und absolut angetörnt von der Fantasieszenerie, die Molly sich ausgedacht hatte, hatte er Seite um Seite von Gestohlene Küsse verschlungen. In ihrer Version jener Nacht hatte sie Bens „Date“ heimlich bis zum Ende beobachtet und dann so lange auf ihn eingeredet, bis sie ihre Chance bekommen hatte. Und das war nur der Inhalt der ersten drei Kapitel.
    In den darauf folgenden Romanen hatte sich ihre Schreibkunst stetig verbessert. Die Wortwahl wurde poetischer, die Geschichten waren durchdachter. Gegen seinen Willen war er beeindruckt gewesen. Und hatte zunehmend daran gezweifelt, dass er ein Mädchen wie diese Holly Summers überhaupt auf Dauer hätte befriedigen können. Aber vielleicht war ja dieser Deputy – wie zur Hölle hieß der Typ denn noch mal? –weniger verklemmt. Vielleicht war es ihm scheißegal, was die Nachbarn dachten. Vielleicht stand er auf heißen, gefährlichen Skandalsex, von dem jeder wusste.
    Ben dachte an das heiße Wachs und stöhnte verzweifelt auf. In diesem Moment ging die Tür der Bar auf, und Juan trat mit einer unangezündeten Zigarette im Mundwinkel ins Freie. Ben kurbelte sein Fenster herunter und winkte ihm zu.
    „Juan“, rief er bemüht unbekümmert.
    Der Barkeeper sah hoch und ging mit langsamen Schritten auf ihn zu.
    „Na Chief, alles klar?“
    „Geht so“, log Ben. „Was ist los da drin?“
    „Ach, nur …“ Er wedelte mit der Zigarette. „Stört es Sie?“
    „Kein bisschen. Wenig zu tun heute?“
    „Könnte man meinen.“ Er inhalierte genüsslich. „Aber wegen dem Sturm sind die Mittagsgäste einfach geblieben.“
    „Ach so.“ Verzweifelt suchte Ben nach einer Möglichkeit, unauffällig an die wirklich wichtigen Informationen zu gelangen. „Kann es sein, dass ich vor ein paar Minuten einen von McTeagues Deputys gesehen habe?“
    Juan sah ihn panisch an. So viel zum Thema Unauffälligkeit. „Äh, ja, Griffin.“
    „Kommt er oft?“
    „Nein“, antwortete Juan wie aus der Pistole geschossen.
    Als er Bens frustrierten Blick bemerkte, zuckte er sichtlich zusammen. „Hören Sie. Er ist zwar mit Molly Jennings da, aber ich habe die beiden vorher noch nie zusammen gesehen.“
    „Kommen die Mädels immer noch mehrmals die Woche?“
    „Ähm, ja, sicher.“
    Juan klang plötzlich ziemlich zugeknöpft. Er verfügte also über weitere Informationen. Solche, die Ben seiner Meinung nach nicht gefallen würden. „Juan, muss ich dich erst auf Knien anflehen?“Erst mit Verspätung begriff er, dass er gerade fast wörtlich einen Satz aus Mollys neuntem Buch zitiert hatte. Zum Glück war Juan aber offenbar der einzige Bewohner von Tumble Creek, der sich nicht durch Mollys gesamte Veröffentlichungen gelesen hatte. Jedenfalls zuckte der Barkeeper nicht mal mit der Wimper.
    „Tut mir leid, Chief. Aber … also, es ist so … Letzten Donnerstag hatte sie auch schon ein Date. Dieser Bildhauer, der unten im Tal wohnt. James Irgendwas.“
    „Der Bildhauer?“ Oh, das passte ja prächtig zu ihr, dass sie auf diese sensible Künstlermasche reinfiel! „Ich will dich ja nicht beleidigen, Juan, aber was für ein Typ lädt eine Frau denn beim ersten Date in einen Laden wie die Bar ein? Herrgott noch mal!“
    Hilfe suchend sah Juan sich um. Mittlerweile schien er Bens Kreuzverhör unbedingt entkommen zu wollen. Um ihn etwas aufzuheitern, fragte Ben: „Wie läuft es denn mit Helen?“
    Juan wurde rot, scharrte verlegen mit den Füßen und murmelte etwas Unverständliches. Ben ließ den armen Barkeeper vom Haken und sah ihm wehmütig nach, wie er wieder im Warmen verschwand.
    Molly ging also mit anderen Männern aus. Schande auf ihr rosa bemütztes Haupt. Wie sollte er damit denn bitte zurechtkommen?
    Es war ja schon schlimm genug gewesen, dass er ihr in den

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