Ich komme um zu schreiben
vollkommen skurril: Sie stammte von ein paar Männern, die offenbar auf Clownskostüme und Theaterschminke standen. Molly löschte die Namen aus denMails und leitete sie an Lori weiter. Die letzten drei Mails waren absolut durchschnittlich – nur dass sie an „Molly“ adressiert waren und nicht an „Holly“. Dieser verdammte Miles Webster und seine Onlinezeitung. Für Fans und Stalker war ihr echter Name jetzt nur ein paar Klicks weit entfernt. Mal ganz abgesehen von ihren Freunden und ihrer Familie.
Quinn war so entsetzt gewesen, wie nur ein großer Bruder es sein kann. Entsetzt auf diese bruderspezifische „Kleine-Schwestern-haben-gar-keine-Geschlechtsorgane“-Weise. Ihre Freunde aus Denver hatten das Ganze extrem witzig gefunden, und die Leute aus Tumble Creek wussten einfach nicht, was sie davon halten sollten. Aber was ihre Eltern betraf – Molly versuchte einfach, nicht darüber nachzudenken. Ehe sie sich mit ihren Eltern auseinandersetzen konnte, musste sie das Ben-Lawson-Problem aus der Welt schaffen.
Mit einem leisen Klingelton öffnete sich ein Chatfenster. „Holly Summers?“, stand dort. An sich war daran nichts Schlimmes. Nur hatte sie sich als Molly Jennings bei dem Chatprovider angemeldet. Mühsam kämpfte sie gegen die plötzlich aufsteigende Panik an und schloss das Fenster mit einem leisen Fluch.
Brenda saß im Gefängnis, weil sie nicht genug Geld für die Kaution hatte. Und dort würde sie aller Voraussicht nach auch noch eine ganze Weile bleiben. Aber trotzdem hatte Molly ein größeres Sicherheitsbedürfnis als jemals zuvor. Sie brauchte eine Alarmanlage, doch die ganzen Experten saßen in Aspen, und sie wollte nicht bis zum Sommer warten. Im Internet fand sie heraus, dass Tumble Creek so abgeschieden lag, dass sie drei Wochen warten und vierhundert Dollar Aufschlag zahlen musste. Aber ein Leben als Erotikautorin forderte nun mal seine Opfer.
Entweder bezahlte sie den Aufpreis, oder sie überredete einfach ihren ganz persönlichen Polizisten, bei ihr einzuziehenund ihren Schlaf zu bewachen. Ob vierhundert Dollar ihn wohl überzeugen würden? Oder Dessous im Wert von vierhundert Dollar?
Molly tippte die Webadresse ihres Lieblings-Onlineversands ein und schmiedete Pläne für ihren nächsten Schachzug. Jetzt, wo Ben bemerkt hatte, was sie trieb, konnte sie Phase zwei in Angriff nehmen.
Sie hielten sich alle für so wahnsinnig schlau. All die einfältigen Bürger dieser friedlichen kleinen Stadt.
Diese Brenda hatte gestanden. Einbruch, Belästigung, Vandalismus, Bedrohung mit einer tödlichen Waffe. Und damit war Schluss mit den Ermittlungen. Alle, selbst dieser heroische Chief, gingen jetzt davon aus, dass sie an allem schuld war, egal, was sie gestand und was nicht.
Aber Brenda war harmlos und erbärmlich, eine einsame Frau, die nach Aufmerksamkeit und Zuneigung schrie. Sie hatte den Mantel der Unsichtbarkeit nicht mehr ertragen, der auf dem Leben solcher Frauen lastete. Sie war unauffällig, man nahm sie einfach nicht wahr. Also hatte sie dafür gesorgt, dass man sie bemerkte. Und ihm damit ganz nebenbei eine Tarnung verschafft, wie er sie sich besser nicht hätte wünschen können.
Er hatte sogar mit ihr darüber gesprochen. Sie wegen Molly und all der anderen selbstsüchtigen, unmoralischen Frauen dieser Welt bemitleidet. Frauen, die Aufmerksamkeit auf sich zogen und damit gute, treue Seelen wie Brenda zu einer Schattenexistenz verurteilten. Sie hatte seine Worte förmlich aufgeschleckt, so wie eine Katze ein Schälchen Sahne. Das wilde Glühen in ihren Augen hatte ihm verraten, dass sie kurz vor dem Zusammenbruch stand. Und er war der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Nur ein kleiner Schubser in die richtige Richtung, und dann … Bumm!
Brendas Feldzug hatte ihm alle Hindernisse aus dem Weggeräumt. Jetzt war Molly ganz alleine. Lawson hatte sie einfach so sitzen lassen. Die Ermittlungen waren abgeschlossen. Dieser Idiot von Provinzpolizist war nicht mal auf das Geheimnis der King-Mine gekommen. Eine sternenklare Nacht und ein Teleskop reichten aus, um Mollys Haus ganz bequem stundenlang beobachten zu können.
Er lehnte sich gegen den Minenzaun und sah Molly weiter beim Abwaschen zu. Ihr Gesicht leuchtete im Licht der untergehenden Sonne. Gott, sie war so schön. Er hätte den ganzen Tag einfach dasitzen und sie beobachten können. Wie hatte er es genossen, ihr plötzlich einsames und isoliertes Leben zu beobachten. Schließlich war er ja
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