Ich komme um zu schreiben
ging.
Und er vermisste Molly.
Was ein guter Grund war, aus der Stadt zu flüchten. Er wollte sich der ganzen öffentlichen Aufmerksamkeit entziehen und in Ruhe nachdenken. Ein bisschen Zeit damit verbringen, nicht über die Straße auf die Tür der Bar zu starren und sich zu fragen, ob Molly dort mit einem anderen Mann saß.
Also fuhr er kurz zu Hause vorbei und packte ein paar Klamotten ein. Das Wetter sollte ein paar Tage lang beständig bleiben, was hieß, dass die unbefestigte Straße zu seiner Hütte befahrbar sein würde. Dort erwarteten ihn Gott sei Dank keine Erinnerungen an Molly, und er konnte sich ungestört mit diesem albernen Bedürfnis, ihr noch eine Chance zu geben, auseinandersetzen.
Sein Handy funktionierte dort oben nicht, aber er beschloss, es trotzdem mitzunehmen. Ärgerlicherweise klingelte es schon, als er noch nicht mal durch die Tür war. Fluchend schmiss er seine Tasche auf den Rücksitz des Trucks und nahm ab. „Lawson“, grollte er.
„Hallo, Chief“, sagte Quinn. „Oder sollte ich Sheriff sagen und dir dann ordentlich den Hintern versohlen?“
„Ich schwöre dir ein letztes Mal, dass diese Geschichte nichts mit mir zu tun hat! Was kann ich tun, damit du mir glaubst?“
„Oh, das tue ich doch schon längst. Es macht nur so Spaß, dich damit zu quälen.“
Ben schloss die Augen. „Ich hab gleich kein Netz mehr, also was gibt’s?“
„Gehst du meiner Schwester immer noch aus dem Weg?“
Ihm wurde noch schwerer ums Herz. „Hast du mit ihr geredet?“
„Sie lässt nicht viel von sich hören im Moment, und da dachte ich, dass du vielleicht dein Schweigegelübde gebrochen hast und sie deswegen beschäftigt ist. Sie behauptet zwar, dass es ihr gut geht, aber könntest du trotzdem mal vorbeifahren, um nach dem Rechten zu sehen?“
„Sie sieht nicht so aus, als ob sie irgendwelche Probleme hätte.“ Na klar ging es ihr gut! Was denn sonst?
„Meine Eltern …“, setzte Quinn an, und Ben zuckte unwillkürlich zusammen. Dieser Satz konnte überhaupt nicht gut enden. „Meine Eltern haben sie angerufen, um ihr zu sagen, dass sie sie ‚trotz allem‘ immer noch lieben, und dann haben sie einen sehr, sehr langen Urlaub gebucht. Sie haben sich seit drei Wochen nicht mehr bei ihr gemeldet.“
„Vielleicht ist das auch besser so. Sie brauchen sicher Zeit, um das Ganze zu verarbeiten.“
„Ja, wahrscheinlich.“ Trotzdem klang Quinn ziemlich besorgt, und Ben spürte, wie sein Beschützerinstinkt zu neuem Leben erwachte. Verdammt.
Seufzend ließ er den Kopf gegen die Kopfstütze sinken. „Ich verlasse gerade die Stadt, aber in zwei Tagen bin ich wieder da.“ Zwei Tage? Hatte er nicht drei wegbleiben wollen? „Ich spreche mit Molly, sobald ich wieder da bin.“
„Danke, Ben, das wäre echt toll. Ich weiß ja, dass sie schon erwachsen ist – viel zu erwachsen, wie sich herausgestellt hat –, aber sie ist immer noch meine kleine Schwester.“
„Ich weiß.“ Ja, das wusste er allerdings, schließlich war siefür ihn trotz allem, was vorgefallen war, ebenfalls immer noch Molly Jennings. Auch wenn die Erinnerungen an das unschuldige Schulmädchen mittlerweile von Dirty Talk und Blowjobs überschattet wurden.
Ben legte auf und fuhr mit einem Seufzer der Erleichterung aus der Garage. Er würde mit ihr reden, wenn er wieder in Tumble Creek war. Und in der Zwischenzeit würde er ein paar Sixpacks verdrücken und in den Mond starren. Zusammen mit Molly wären die heißen Quellen zwar ein ganz neues Erlebnis gewesen, aber er freute sich trotzdem auf ein nächtliches Bad.
Und er hatte sich fest vorgenommen, wenigstens einen Tag lang wirklich auszuspannen, bevor er darüber grübelte, was genau er ihr an den Kopf werfen wollte. Irgendetwas zwischen „Schwamm drüber“ und „Bitte sag, dass du nicht ohne mich leben kannst, weil ich mich absolut elend fühle und dich brauche!“ würde es schon werden. Sonderlich wohl fühlte er sich mit keiner dieser Varianten, und er hoffte sehr, dass ihm mit der Zeit etwas Besseres einfallen würde.
Jedes Gefühl von Hoffnung zerplatzte allerdings wie eine Seifenblase, als ihm auf der Main Street ein aufdringlich roter Sportwagen entgegenkam. In letzter Zeit hatte er in der Stadt nur einen einzigen derartigen Wagen gesehen, und der gehörte dem schleimigen, widerwärtigen Sergeant Cameron Kasten.
Im Vorbeifahren warf Ben einen Blick auf den Fahrersitz. Ja, es war Kasten, der auch noch die Frechheit besaß, mit einem erfreuten Lächeln zu
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