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Ich komme um zu schreiben

Ich komme um zu schreiben

Titel: Ich komme um zu schreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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derjenige, der sie am Ende glücklich machen würde.
    Er liebte diesen verlassenen Ort, an dem er bald mit Molly allein sein würde.
    Sein Versteck, zu dem ihn die gute alte Brenda geführt hatte, ohne zu ahnen, was für einen großen Gefallen sie ihm gerade tat. Sie hatte es verdient, dass er ihr ein Gegengeschenk machte. Hoffentlich freute sie sich über die Nachricht, dass Molly Jennings begriffen hatte, wohin sie gehörte. Nach Denver. Am besten, er schickte ihr gleich ein Foto mit. Damit sie ein wenig Frieden fand.

17. KAPITEL
    K omm schon“, fluchte Ben leise in sich hinein. Wer zur Hölle ging schon in glänzend roten High Heels in den Supermarkt? Das war doch der reinste Hohn, wie sie durch die Gemüseabteilung schlenderte, mit ihren langen Beinen, dem durchgedrückten Kreuz und dem perfekten Hintern, der in einem Paar knackenger Jeans steckte. Molly quälte ihn und bohrte die Gefühlssplitter, die in seinem zerbrochenen Herzen steckten, mit jedem einzelnen Schritt noch ein Stückchen tiefer in sein sowieso schon schmerzendes Fleisch.
    Seine Gedanken erinnerten so sehr an schlechte Highschool-Poesie, dass er noch ein Sixpack Bier mehr in seinen Einkaufswagen legte und dann so schnell wie möglich zur Kasse flüchtete. Leider stand dort schon die alte Mrs Lantern und kramte in aller Seelenruhe in ihrem Portemonnaie herum, während die gelangweilte Kassiererin genervt gähnte. Nachdem Mrs Lantern einen Stapel Gratiscoupons hervorgezogen hatte, zückte sie ihr Scheckbuch und rechnete noch zweimal nach, ehe sie den fälligen Betrag eintrug. Ben wusste aus Erfahrung, was für ein Sparfuchs die alte Dame war, und unterdrückte mühsam ein Seufzen, als sie der Kassiererin ganz genau über die Schulter sah, während diese den Scheck entgegennahm.
    Das Quietschen eines abbremsenden Einkaufswagens drang an sein Ohr. Ben zählte langsam bis fünf, bevor er sich umdrehte.
    „Hallo, Chief“, sagte Molly gedehnt. Ihre Augen funkelten vergnügt, und auf ihren Lippen lag ein gerissenes Lächeln.
    Und das war der Moment, in dem ihm zum ersten Mal der Gedanke kam. Ein Gedanke, der ihn so glücklich machte, dass es fast schon beängstigend war.
    Vielleicht ging Molly ja gar nicht wirklich mit anderen Männernaus. Vielleicht suchte sie ja gar nicht nach einem neuen Zuhörer für ihre schmutzigen Worte. Vielleicht versuchte sie einfach nur, ihn eifersüchtig zu machen!
    Er starrte sie an, sog den Anblick ihrer rosafarbenen Wangen und der braunen Flecken in ihren leuchtend grünen Augen auf.
    Dann lachte sie leise auf und nickte fast unmerklich in Richtung Kasse. Erst da bemerkte Ben, dass Mrs Lantern schon lange gegangen war und die Kassiererin ungeduldig seinen Namen rief.
    „Hi“, stieß er schließlich hervor. Dann drehte er sich weg und begann seine Einkäufe aufs Fließband zu legen.
    Molly Jennings verfügte über eine ganz spezielle Macht. Sie war von einem perfekt ausgerichteten Kraftfeld umgeben, das Ben jeden Funkens von Würde, den er noch aufzubringen versuchte, beraubte. In Mollys Anwesenheit war er vollkommen hilflos. Machtlos im Angesicht ihres wissenden Lächelns. Und er konnte nicht leugnen, dass ihm das irgendwie gefiel. Sogar ziemlich.
    Was für ein Ärger, dass sie unaufrichtig und nicht vertrauenswürdig war. Und reuelos und skandalös und verdorben. Und absolut süß, beneidenswert kreativ und gut in ihrem Job.
    Ben schnappte sich den Kassenbon sowie seine Tüten und hastete aus dem Supermarkt, ehe er sich noch mehr blamieren konnte.
    In der Woche, seit er sie mit Griffin gesehen hatte, waren die Dinge kein Stück besser geworden. Eigentlich sogar eher schlimmer. Miles liebte den neuen Roman und Mollys Fans auch. Einige von den Frauen, die die Tumble Creek Tribune im Internet gefunden hatten, schrieben Ben sogar ziemlich anzügliche Mails. Einige boten ihm sogar ohne Umschweife die perversesten Sexpraktiken an.
    Er hasste die Vorstellung, dass Fremde wie Freunde jetztdachten, es würde ihm Spaß machen, Frauen auszupeitschen oder an Bettpfosten zu ketten. Er hasste die Blicke, von denen er seit Kurzem verfolgt wurde. Sie erinnerten ihn an seinen Vater und diese schrecklichen Jahre damals. Und doch – man gewöhnte sich daran!
    Es war lächerlich, und es war erniedrigend, aber es fing auch an, sich abzunutzen. Uninteressant zu werden. Ihn nicht mehr zu scheren. Mittlerweile war es ihm fast schon egal geworden. Schließlich war er kein blöder Teenie mehr, dem die Meinung der anderen über alles

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