Ich komme um zu schreiben
abgeschlossen hatte, lehnte ihre Einladung, über Nacht zu bleiben, ab und wünschte ihr süße Träume.
Die er selbst ganz sicher nicht haben würde.
Unfassbar. Molly Jennings war völlig außer Kontrolle.
Irgendwo in der Nähe schrie eine Eule, die sich vermutlich daran störte, dass sich ein Mensch im Schatten der Bäume vor dem Mondlicht versteckte und die Beute verschreckte. Aber der Schatten, der Molly Jennings beobachtete, zuckte nicht einmal zusammen.
Diese Missgeburt hatte gerade Sex in einem Truck gehabt, in aller Öffentlichkeit, mit einem Mann, den sie kaum kannte! Und dabei war sie erst … wie lange noch mal in Tumble Creek? Vier Tage?
Es machte noch nicht einmal den Eindruck, als würde sie sich schämen! Wahrscheinlich hatte sie ganz genau gewusst, dass sie beobachtet wurde, und deswegen noch mehr Spaß an der Sache gehabt. Passen würde es jedenfalls zu ihr. Schließlich hatte sie immer schon alles dafür getan, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Vielleicht schlief sie ja ständig in der Öffentlichkeit mit fremden Männern?! Vielleicht hatte sie sich heute in der Barerst mal von allen anderen Gästen durchvögeln lassen, ehe sie mit Chief Lawson verschwand!
Verdammtes kleines Miststück.
Wahrscheinlich fühlte sie sich in der idyllischen Abgelegenheit der Berge sicher. Aber die zerklüfteten Klippen und eiskalten Nächte hier hatten schon ganz andere Leute als Molly Jennings mürbe gemacht. Es würde nicht schwer sein, sie davon zu überzeugen, dass sie in Denver besser aufgehoben war als hier.
Die Sperrpistole rutschte in der schwarzen Tasche hin und her, schwer wie ein Goldbarren, aber tausendmal wertvoller.
Die Leute – alleinstehende Frauen ganz besonders – verschlossen nachts ihre Türen und fühlten sich deswegen sicher. Was für ein ignoranter Haufen – jeder Schlosser besaß eins von diesen praktischen Dingern, mit denen man billige Schlösser innerhalb von Sekunden öffnen konnte. Jeder Schlosser … und jede Polizeistation.
Molly würde heute Nacht tief und fest schlafen, erschöpft von ihrem kleinen Abenteuer. Sie ahnte ja nicht, wie verletzlich sie war. Dass jemand einfach so in ihr Haus spazieren, sie beim Schlafen beobachten konnte.
Aber ihr würde schon früh genug klar werden, wie naiv sie gewesen war. Ihre weiblichen Instinkte würden versuchen, sie zu warnen. Die Angst würde sich langsam und schleichend ausbreiten und sie von innen vergiften. Aber einen Beweis würde es nicht geben. Keiner würde ihr glauben, dass sie gute Gründe für ihre Panik hatte.
Sie würde Angst haben. Sie würde verwirrt sein. Und schon bald würde sie paranoid werden. Und dann würde sie Tumble Creek verlassen und wieder nach Denver ziehen, wo sie hingehörte.
5. KAPITEL
I nternet-Pornostar.
„Gott“, stöhnte Ben in seine Hände.
Das war eindeutig eine realistische Möglichkeit. Jedenfalls realistischer als seine beiden vorherigen Ansätze. Diese Arbeit war nicht illegal, man konnte sie von zu Hause aus erledigen, und man konnte eine Riesenstange Geld damit verdienen. Aber wie zur Hölle sollte er herausfinden, ob etwas dran war an seinem Verdacht?
Auf seinem Bildschirm flimmerte der Hintergrundbericht vorwurfsvoll vor sich hin. Nichts. Nicht mal ein klitzekleiner Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung! Molly Jennings war ein gutes Mädchen – wenigstens war die Datenbank dieser Meinung. Bens Meinung nach war sie auf ganz und gar faszinierende Weise unartig. Nur wie unartig genau, das wusste er noch nicht.
Als sie an ihrem Ankunftstag die Wireless-Antenne auf dem Hausdach angebracht hatte, war ihm das nicht besonders merkwürdig vorgekommen. Aber jetzt gab ihm das Ganze ziemlich zu denken. Hatte Molly sich in der Großstadt einfach nur an die schnelle Internetverbindung gewöhnt? Oder musste sie regelmäßig große Datenmengen hochladen?
Noch vor ein paar Tagen hätte er sich nie im Leben vorstellen können, dass sie Sexshows gegen Geld anbot, aber mittlerweile kam ihm der Gedanke eigentlich ziemlich plausibel vor. Es machte … Spaß, ihr zuzusehen. Und zuzu hören. Was, wenn sie erst durch ihren Job gelernt hatte, wie man Männer wie ihn heiß machte?
„Bitte nicht“, flüsterte er dem Computer zu. Vor Bens innerem Auge zog das gigantische Universum des Onlinesex vorbei, glitzernd, bedrohlich, unüberschaubar und so unendlich gefährlich. Es würde ihm nie im Leben gelingen, Mollyauf einer der Millionen von Seiten ausfindig zu machen, selbst wenn er wochenlang
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