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Ich komme um zu schreiben

Ich komme um zu schreiben

Titel: Ich komme um zu schreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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suchte. Was die Frage aufbrachte, wie er überhaupt suchen sollte. Zu Hause benutzte er noch ein uraltes Modem, und er konnte sich keine plausible Erklärung dafür vorstellen, warum er mit seinem Arbeits-PC Hunderte von Pornoseiten besuchte. Schließlich hatte Molly seines Wissens kein einziges Gesetz gebrochen.
    Na toll. Jetzt benahm er sich schon wie der letzte Stalker. Seufzend griff er nach seinem mittlerweile eiskalten Kaffee, der auf der neuesten Ausgabe der Tumble Creek Tribune stand. „Verdammtes Klatschblatt“, grollte er in die Tasse, während er durch die wenigen Seiten blätterte.
    Gleich am Freitagmorgen hatte er Molly angerufen, um sich zu entschuldigen und sie zu warnen. Aber das drohende Unheil hatte sie nicht wirklich beunruhigt. Bens Magensäurepegel hingegen war über das Wochenende immer weiter angestiegen. Doch zu seiner Überraschung stellte er jetzt fest, dass der Inhalt der Klatschspalte erstaunlich zahm ausgefallen war.
    Hiermit erkläre ich unseren geschätzten Chief Lawson offiziell zum Workaholic. Zur Erinnerung: Erst letzte Woche begrüßte er unsere neueste Mitbürgerin Molly Jennings mit unerwartetem Enthusiasmus. Diese Woche betätigte er sich als Ein-Mann-Brandwache, als er in tiefster Nacht die Flammen vor Ms Jennings’ Haus löschte. Dass es bei Chief Lawsons Nebenbeschäftigungen durchaus mit rechten Dingen zuging, verkündete der exzessive Gebrauch der Polizeisirene nach der spätnächtlichen Ankunft vor Ms Jennings’ Haus.
    Ms Jennings selbst stellt uns derzeit noch vor ein Rätsel. Ihr eigener Bruder bestätigte nämlich, dass ihr Broterwerb selbst für ihn ein Geheimnis ist. Lesen Sie in der Donnerstagsausgabe die neuesten Details über Ms Jennings’ geheimnisvolles Berufsleben.
    Also war niemandem aufgefallen, dass Molly halb nackt in seinem Truck gesessen hatte – oder wenigstens hatte niemand bei Miles gepetzt. Aber trotzdem war diesem Mistkerl die wichtigste aller Fragen nicht entgangen: wer Molly Jennings überhaupt war. Wahrscheinlich würde er sich die nächsten Monate wie ein Spürhund an Mollys Fersen heften, um mehr über sie herauszufinden. Also musste Ben erfahren, was Molly trieb, ehe Miles es tat.
    Dass der Polizeichef ein Techtelmechtel mit einer jungen Frau aus Tumble Creek hatte, war an und für sich kein bisschen skandalös. Vielleicht würden sich die Leute ein bisschen darüber amüsieren und mit ihren Freunden darüber tratschen, aber damit konnte Ben leben.
    Ein echter Skandal sah anders aus. Das hatte er am eigenen Leib erfahren müssen. Ein echter Skandal bedeutete, dass die Leute plötzlich mitten im Gespräch verstummten, um Ben und seine Familie anzustarren. Dass sie ihre Kinder von den Lawsons fernhielten. Dass sich plötzlich Hass und Schadenfreude auf den Gesichtern ehemaliger Familienfreunde widerspiegelte. Ebenso wie Mitleid, Ekel, Feindseligkeit. Dass sie sich hinter seinem Rücken über ihn lustig machten, es genossen, sich überlegen zu fühlen.
    Alles, was Ben jemals über sich selbst zu wissen geglaubt hatte, war mit einem Schlag zerstört worden, als sein Vater mit einem Mädchen geschlafen hatte, das gerade mal ein Jahr älter war als sein Sohn. Wenigstens war sie damals gerade achtzehn geworden. Aber die Highschool hatte sie trotzdem noch besucht. Anfangs war natürlich von den beiden alles geleugnet worden, doch dann waren die ersten unwiderlegbaren Beweise ans Tageslicht gekommen. Schließlich hatten sie alles zugegeben, sich entschuldigt, ein ausführliches Geständnis abgelegt. Sogar die Polizei hatte sich eingeschaltet, es hatte Notfallsitzungen des Elternbeirats und der Schulaufsicht gegeben.Bens Vater war entlassen worden, plötzlich kamen zu all den Problemen auch noch Geldsorgen. Die Leute aus der Stadt waren außer sich vor Empörung gewesen, Bens Mutter stand vor Trauer und Entsetzen vollkommen neben sich, und Ben selbst war verwirrt und unendlich wütend gewesen. All die Geschichten über das Liebesleben seines Vaters. Die Scheidung. Der Bankrott. Und jedes einzelne Detail war in Miles’ Schmierblatt breitgetreten worden.
    Ja, Ben konnte durchaus von sich behaupten, dass er den Unterschied zwischen harmlosem Klatsch und einem waschechten Skandal kannte. Und ein Kleinstadt-Polizeichef, der eine Affäre mit einem Pornostar oder einer Prostituierten hatte, fiel eindeutig in die zweite Kategorie. Miles würde die Story lieben. Und Ben würde zu einem bedauernswerten Abklatsch seines Vaters werden.
    Er konnte nichts mit

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