Ich komme um zu schreiben
einfach nur wieder ablenken?“
Mist. „Dieser … der Zettel hatte nichts zu bedeuten, und die Unterwäsche habe ich noch nie für irgendwen anders getragen als für dich.“
„Toll. War’s das?“
Er hatte ihre Spielchen satt, da gab es keinen Zweifel. Entweder ließ sie ihn gehen, oder sie machte Zugeständnisse. Es war an der Zeit für eine taktische Kapitulation.
„Okay, du hattest recht mit Cameron. Er ist mein Ex. Wir haben uns vor sechs Monaten getrennt, und es ist aus und vorbei.“
„Und deswegen hat er dir etwas zum Anziehen geschickt?Etwas, das du nur für ihn tragen sollst?“
„Der Typ hat Wahnvorstellungen. Und ich habe sein Paket in den Müll geworfen.“
„Aber warum dann die ganze Geheimnistuerei? Warum die Lügen?“
„Ich habe nicht …“
„Du hast mir ins Gesicht gesagt, dass er nicht dein Ex ist.“
„Ach ja, stimmt. Okay, das war eine Lüge. Aber damals hatten wir beide uns doch noch nicht mal geküsst. Ich muss ja mein Privatleben nicht vor jedem ausbreiten, der fragt.“
Ben verschränkte ebenfalls die Arme, allerdings nicht, um Molly abzulenken, sondern aus Wut. „Und jetzt?“
„Jetzt? Jetzt habe ich dir alles erzählt!“
„Einen Scheiß hast du mir erzählt.“ Er drehte sich um und streckte die Hand nach der Tür aus. „Beweg dich besser.“
Der Knauf drehte sich.
Die Tür knarrte, und ein weiterer Windstoß fuhr ins Haus. Ben drehte sich nicht mal um, um sich zu versichern, dass Molly sich in Sicherheit gebracht hatte.
„Okay, stopp! Ich bin ein knappes Jahr lang mit Cameron zusammen gewesen. Er ist Polizist, aber das weißt du ja schon. Verhandlungsführer bei Geiselnahmen beim Denver P. D. Ich habe mich vor sechs Monaten von ihm getrennt, weil … weil er mich ständig versuchte zu manipulieren. Und seitdem hatte ich kaum ein Date mehr.“
Ben zog die Tür ganz langsam wieder zu, aber er drehte sich nicht um. Seine Stimme klang genauso kalt wie zuvor. „Und was hat er mit deiner Arbeit zu tun?“
„Nichts. Er weiß genauso wenig darüber wie du.“
Endlich sah er sie an, aber nur, um ihr einen ungläubigen Blick zuzuwerfen. „Komm schon.“
„Es ist wahr! Er hat mich nie danach gefragt. Verrät viel über unsere Beziehung, finde ich.“
„Und du bist ein ganzes Jahr lang bei ihm geblieben?“
„Knapp. Ich war … ziemlich durcheinander damals.“
„Und wenn du wirklich vor so langer Zeit mit ihm Schluss gemacht hast, warum schickt er dir dann immer noch Geschenke?“
„Das war ein Missverständnis. Er dachte, dass ich zu Besuch komme. Was ich nie vorhatte“, fügte sie hastig hinzu, als sie bemerkte, dass Ben rot anlief vor Wut.
Ben fuhr sich durchs Haar und lehnte sich gegen die Tür. „Und das war’s? Sonst hast du mir nichts zu sagen?“
Das war der kritische Moment. Denn sie hatte ihm tatsächlich nicht mehr zu sagen. Entweder konnte er damit leben oder eben nicht. Oder sie benahm sich wie ein wirkliches Miststück und erfand irgendeine Geschichte, nur um ihn zufriedenzustellen.
Molly zuckte mit den Schultern und rieb sich über ihre kalten Arme. „Ich habe dir von Anfang an ehrlich gesagt, dass meine Arbeit nur meine Sache ist. Tu nicht so, als hätte ich dir was vorgemacht. Du bist hier derjenige, der unaufrichtig war.“
„Ich?“
„Du hast mir heimlich hinterherspioniert und meinen Bruder ausgequetscht, bist Hinweisen nachgegangen, als wäre ich eine Kriminelle, und hast wahrscheinlich sogar Cameron angerufen.“
„Habe ich nicht.“
„Nein? Und wie oft hast du dann in der letzten Woche meinen oder Camerons Namen gegoogelt?“
„Aber das … das ist doch völlig normal! Jeder tut das!“
„Ich habe dich nicht gegoogelt, du Arsch! Wenn ich wissen will, wie viele Leute du erschossen oder wie viele Touristen du schon aus dem Fluss gezogen hast, dann frag ich dich selber.“
„Und würdest eine Antwort bekommen.“
„Aber das wäre deine Entscheidung. Deine Entscheidung,Ben. Also lass mich bitte auch meine treffen. Als ich gesagt habe …“ Sie fröstelte wieder, und Ben zog fluchend seine Jacke aus und legte sie ihr um die Schultern. Molly kuschelte sich in den warmen Stoff und schluckte mühsam die Tränen herunter, die plötzlich in ihr aufstiegen. „Als ich gesagt habe, du hast hier keine Rechte, da meinte ich doch nur, dass ich möchte, dass du auch meine Rechte respektierst. Du kennst mich vielleicht schon seit meiner Kindheit, aber ich bin jetzt eine erwachsene Frau, mit einem eigenen Leben und guten
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