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Ich komme um zu schreiben

Ich komme um zu schreiben

Titel: Ich komme um zu schreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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war. Sie wollte ihm zwar nicht alles sagen, was er wissen wollte, aber daraus hatte sie auch nie einen Hehl gemacht. Gut, was ihren Exfreund betraf, hatte sie schlichtweg gelogen. Aber damals hatte sie mit Ben ja auch noch gar nichts zu tun gehabt. Zu diesem Zeitpunkt war er nicht mehr als ein alter Bekannter gewesen.
    Wenn er wollte, dass etwas Ernstes aus Molly und ihm wurde, dann musste er sich am Riemen reißen. Aber wollte er denn überhaupt, dass etwas Ernstes aus ihrer Beziehung wurde?
    Er konzentrierte sich wieder aufs Rasieren und versuchte dabei tunlichst, dem eigenen Blick auszuweichen, aber seine Taktik funktionierte nicht. Seine Gefühle konnte er nicht verleugnen. Tatsache war, dass er bis über beide Ohren verknallt war in eine Frau, über die er rein gar nichts wusste.
    Abgesehen davon, dass er sie seit ihrer Kindheit kannte. Er kannte ihre Vergangenheit, ihre Eltern und Freunde. Er wusste, wie sie erzogen worden war, dass ihr Blick aufrichtig war, ebenso wie ihre Leidenschaft. Aber das reichte ihm einfach nicht.
    Er wollte mehr von ihr, und sie würde ihm niemals vertrauen und ihre Geheimnisse mit ihm teilen, wenn er ihr nicht etwas mehr Raum ließ. Vielleicht war es am besten, wenn er sich ein paar Tage lang nicht bei ihr blicken ließ. Ihr einfach nur Blumen schickte, wie jeder normale Mann.
    Aber als er sich gerade die letzten Rasierschaumspuren aus dem Gesicht wischte, klingelte das Telefon. Molly. Plötzlich begriff Ben, dass er einfach nicht dazu in der Lage war, sich länger als zwölf Stunden von ihr fernzuhalten. Sein Herz klopfte ja schon wie verrückt, wenn sie nur anrief!
    „Guten Morgen“, sagte er und versuchte sich seine Freude über ihren Anruf nicht anmerken zu lassen. „Bist du endlich wach?“
    „Hey.“ Dieses eine verhaltene Wort reichte aus, um ihn in Alarmzustand zu versetzen. Seine Nackenhaare sträubten sich.
    „Was ist los?“
    „Als du heute Morgen gegangen bist, hast du da die Hintertür benutzt?“
    „Nein, warum?“
    „Weil sie offen war.“
    „Und du bist sicher, dass du abgeschlossen hattest?“
    „Nein, ich meine, sie stand offen. Hast du …?“
    „Ich war heute früh in der Küche, Moll, und da war sie zu. Wo bist du jetzt?“
    „In der Diele.“
    „Gut, dann ziehst du dir jetzt einen Mantel über und wartest auf der Vorderveranda auf mich, okay? Wenn du Angst bekommst, geh zu den Nachbarn rüber. Ich bin gleich da.“
    Ben gab sich alle Mühe, nicht in Panik auszubrechen, während er in seine Jacke schlüpfte und sich den Waffengürtel umlegte. Als er aus dem Haus stürmte, fiel ihm auf, wie bekannt ihm die Situation vorkam. Letztes Mal war alles gut ausgegangen, und diesmal …
    Wahrscheinlich hatte sie einfach nur vergessen, die Tür richtig abzuschließen, und dann hatte der Wind sie aufgedrückt. Es war nicht mal eine Stunde her, dass er gegangen war, und der Morgen war hell und sonnig. Mit Molly waralles in Ordnung.
    Trotzdem schaltete er das Blaulicht ein, ehe er den Wagen anließ, und hatte schon den Gang eingelegt, ehe er überhaupt die Tür zugeschlagen hatte. Dreißig Sekunden. Sechzig. Ben verließ die Straße, in der er wohnte, fuhr einen Block weit die Main Street entlang und bog dann scharf rechts in Mollys Straße ab. Keine zwei Minuten nach seinem Aufbruch hielt er mit quietschenden Reifen vor ihrem Haus und sprang aus dem Fahrzeug.
    Molly stand auf der Vordertreppe, die Arme schützend um den Bauch geschlungen, das Gesicht leichenblass.
    „Alles okay mit dir?“, fragte er sofort.
    „Ja, mir geht’s gut. Aber ich glaube langsam echt, dass ich den Verstand verliere.“
    „Hast du drinnen irgendetwas gesehen oder gehört?“
    „Nein, nichts.“
    Ben funkte die Polizeistation an und ließ sich mit James verbinden, um ihm die Situation zu erklären. Er brauchte zwar nur Verstärkung, falls er etwas Verdächtiges fand, aber es wäre nicht sonderlich klug gewesen, das Haus zu betreten, ohne seine Kollegen zu informieren, was vor sich ging.
    Nachdem er Molly das Versprechen abgenommen hatte, dass sie auf der Veranda warten würde, zog Ben seine Pistole und fing an, das Haus zu sichern. Er arbeitete sich langsam von oben nach unten durch, fand aber nicht mal den kleinsten Hinweis. Selbst das Schloss an der Hintertür wirkte unberührt. Er öffnete die Vordertür und winkte Molly ins Haus.
    „Vermisst du irgendwas?“, fragte er.
    Sie zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, aufgefallen ist mir nichts.“
    „Bitte sieh dich ganz genau

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