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Ich komme um zu schreiben

Ich komme um zu schreiben

Titel: Ich komme um zu schreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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Gründen für ihre Entscheidungen. Könntest du das bitte ein bisschen mehr respektieren?“
    Er sah sie schweigend an. Sein Blick war noch immer kühl und distanziert. Aber wenigstens war Ben ein Stückchen näher gekommen, und Molly konnte sehen, wie der kleine Muskel unter seinem Auge zuckte und er mit den Kiefern mahlte. Ben stemmte die Arme in die Hüften, ließ den Kopf sinken und sah zu Boden.
    Sie wickelte sich fester in seine Uniformjacke und atmete den Geruch nach altem Leder und Bens Seife ein. Los, sag schon, dass du die Nase voll hast. Sie hatte es geahnt, ja, sie hatte es ihm sogar prophezeit. Nur hätte sie sich so gerne noch ein Weilchen länger mit ihm vergnügt.
    Er seufzte tief und bedachte Molly mit einem müden Blick.
    „Es tut mir leid“, sagte er, aber sie wusste nicht, was er damit meinte. Tat ihm leid, was er getan hatte, oder dass er Schluss machte? Die Anspannung war so unerträglich, dass Molly glaubte, gleich ohnmächtig umzukippen.
    Ben rollte mit den Schultern, als hätte er Schmerzen. „Diese ganze Geheimnistuerei hat echt an mir genagt, und ich habe eine Grenze übertreten. Es tut mir leid.“
    „Wirklich?“, schniefte sie. Sie versuchte ihre Tränen zu unterdrücken, weil sie nicht mal wusste, warum sie überhaupt weinte, aber je mehr sie sie zurückhielt, desto schlimmerwurde es. Sie wollte nicht heulen, aber das Schluchzen war stärker als ihr Wille.
    „Molly, nein“, sagte Ben und kam zu ihr. Dann legte er die Hände um ihr Gesicht.„Meine Nase läuft“, jammerte sie.
    „Das ist okay.“
    „Nein, es ist nicht okay. Ich bin nackt, und ich heule, und ich sehe ganz furchtbar hässlich aus.“ Sie schob ihre Hand unter seinem Arm durch und wischte sich mit dem Ärmel über die Nase. Leider fiel ihr erst mit Verspätung auf, dass sie ja Bens Jacke trug. Ups!
    „Wenn ich dir ein Taschentuch hole, hörst du dann auf zu weinen?“ Er wartete ihre Antwort nicht mal ab, sondern verschwand in der Küche und erschien zwei Sekunden später mit einem Riesenhaufen Küchenpapier in der Hand wieder in der Diele.
    Molly putzte sich die Nase, dann tupfte sie vorsichtig am Jackenärmel herum. „Tut mir leid.“
    „Solange du nicht weinst, ist alles gut.“
    „Ich … ich weiß auch nicht. Es ist schon spät.“
    „Willst du, dass ich gehe?“
    Seine Worte wirkten direkt auf ihre Tränendrüsen ein. Molly schluchzte wieder los und putzte sich wütend die Nase. „Nein, trotz meiner großen Reden. Offenbar bin ich eine würdelose Idiotin ohne einen Funken Selbstbeherrschung. Ich will nämlich eigentlich nur eins: dass du zusammen mit mir nach oben kommst und noch ein Stück Holz aufs Feuer legst.“ Er wird bleiben! Bitte, bitte, er muss bleiben! „Und außerdem hast du ja auch noch gar nichts gegessen.“
    „Hab den Appetit verloren. Aber ich nehme gerne eine Tasse Wein, falls ich darf.“
    Jetzt erlaubte sie sich ein Lächeln, aber nur ein ganz kleines.
    Ben hatte nur vorübergehend nachgegeben. Bald würde ihre Affäre vorbei sein. Aber bis dahin würde sie alles mitnehmen,was es zu holen gab.
    „Klar darfst du“, sagte sie, während sie wieder nach oben ging. „Die Tassen sind über der Spülmaschine. Wir sehen uns dann im Schlafzimmer.“
    Kaum hatte sie sich wieder in die Decken gekuschelt, da hörte sie Ben schon die Treppe heraufkommen. Er trug zwei Saftgläser vor sich her, die bis zum Rand mit Wein gefüllt waren.
    „Dein, äh … Wein karton ist fast leer, du verwöhnte Göre.“
    „In der Speisekammer ist noch einer.“
    Ben reichte ihr grinsend ein Glas und setzte sich auf den Bettrand.
    „Also … auf den Waffenstillstand?“, fragte sie zaghaft.
    Er stieß mit ihr an und hob das Glas. „Waffenstillstand. Ich lass dich mit dem Zeug in Ruhe, Molly, aber nicht für immer. Irgendwann wirst du dich entscheiden müssen: entweder ich oder deine Geheimnisse. Mehr als das kann ich dir nicht anbieten.“
    „Das hätte ich auch nie erwartet.“
    Sie tranken beide schweigend ihren Wein, bis sich die Anspannung langsam legte.
    „Komm, ich mach dir was zu essen“, bot Molly schließlich an, aber er schüttelte den Kopf.
    „Ich bin müde. Eigentlich will ich nur noch schlafen.“
    „Wirklich?“
    Der Schrecken schien ihr ins Gesicht geschrieben zu sein, denn Ben lachte leise auf. „Nein, nicht wirklich. War nur eine Ausrede, damit ich diese verdammten Klamotten ausziehen und wieder zu dir unter die Decke kommen kann.“
    „Eine Ausrede also? Hey, mir kommt da eine total

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