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Ich komme um zu schreiben

Ich komme um zu schreiben

Titel: Ich komme um zu schreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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Aufzeichnungen bis etwa zur Hälfte des zweiten Anrufs an, dann löschte sie sie und rief ihre Mutter an.
    „Molly! Gott, ich habe mir ja gestern Nacht solche Sorgen gemacht.“
    „Tut mir leid, ich war mit Ben aus, und …“
    „Ich weiß. Er hat mich heute Morgen angerufen, um mir zu sagen, dass es dir gut geht.“
    „Er hat was??“
    „Oh, ich hatte eine Nachricht auf der Polizeiwache hinterlassen.“
    „Du willst mich verarschen, Mom, oder?“
    „Über so etwas macht man keine Witze. Und bitte achte auf deine Wortwahl.“
    Molly atmete tief durch und bemühte sich redlich, ihre Mutter nicht anzuschreien. „Sag mal, ist dir eigentlich klar, wie viel Ärger du mir damals eingebrockt hast, als du mit Cameron über mich geredet hast?“
    „Ben Lawson ist ein guter Mann. Dem habe ich noch die Nase geputzt, als er klein war.“
    Na ja, immerhin hatte sie ihm nicht den Hintern abgewischt. „Genau, und Cameron war wie ein Sohn für dich.“
    „Mir hat es gar nicht gefallen, dass er deinen Vater auf diesen Angeltrip eingeladen hat. Ich hatte so ein schönes Dinner geplant, nur für deinen Dad und mich!“
    Oha! Camerons einziger, dafür aber umso größerer Fehltritt. Kaum zu glauben, dass er ein so wichtiges Datum wie den Hochzeitstag ihrer Eltern vergessen hatte. Nach der Trennung war er noch wochenlang Gesprächsthema Nummer eins und der Goldjunge schlechthin gewesen. Aber nachdem er Mollys Vater zu einem spontanen Ausflug eingeladen und ihn am Hochzeitstag mehr oder minder einfach entführt hatte, war er zur Persona non grata geworden. Ihre Mutter war fuchsteufelswild geworden und endlich zu einer lange fälligen Einsicht gelangt. Ihr gellendes Kreischen hallte noch immer in Mollys Ohren wider. „Und dabei ist er nicht mal mehr dein Freund!“
    Die Erinnerung brachte Molly zum Lächeln.
    „Also, ich habe da so eine Theorie“, flüsterte ihre Mutter verschwörerisch. „Es könnte doch Cameron sein, der dich ausspioniert. Er …“
    „Bitte sag, dass du nicht mit Ben darüber gesprochen hast.“
    „Aber Molly, er ist immerhin Polizist, und …“
    „Sag es.“
    Ihre Mutter schnüffelte pikiert. „Ich bin ja gerade mal voreiner halben Stunde auf die Idee gekommen! Also nein, ich habe ihm nichts erzählt.“
    Gepriesen sei der Herr! Molly hatte nämlich wirklich keinerlei Interesse daran, dass Ben Kontakt zu Cameron aufnahm – zumal ja klar war, dass ihr Ex nicht der Stalker sein konnte.
    Ihre Mutter hüllte sich zwar in Schweigen, schaffte es aber trotzdem, vorwurfsvoll zu wirken. Als Molly die Augen verdrehte, bemerkte sie Wilhelm Smythe, der ihr auf der anderen Straßenseite entgegenkam.
    „Guten Morgen, Ms Jennings“, rief er laut.
    Molly winkte ihm zu. Dann entschied sie sich, auf den schweigenden Protest ihrer Mutter zu reagieren. „Tut mir leid, Mom, es ist nur … Die ganze Sache mit Cameron war wirklich ein einziger Albtraum. Und es geht ja nicht nur um ihn! Ich …“
    „Nun ja …“, echote es seufzend durch den Hörer. „Es tut mir leid, dass ich seine Anrufe nach der Trennung immer noch entgegengenommen habe …“
    „Und besucht hat er euch auch“, warf Molly rasch ein.
    Noch ein Seufzen. „Ja, das tut mir auch leid. Ich entschuldige mich dafür, dass ich weiterhin freundlich zu ihm war, obwohl ihr euch getrennt hattet. Das war nicht richtig von mir.“
    Bis Molly diese Worte hörte, war ihr gar nicht klar gewesen, wie wütend sie eigentlich war. Allerdings galt die Hälfte dieser Wut ihr selbst. Kopfschüttelnd trat sie gegen einen Schneehaufen am Straßenrand. „Schon in Ordnung. Der Mann ist eine Naturgewalt. Ich verstehe das.“
    „Gut! Und jetzt noch etwas anderes: Was hältst du davon, für eine Zeit lang bei Quinn einzuziehen? Dort wär…“
    „Nein.“
    „Oder bei Ben?“
    „Mom, was auch immer da zwischen ihm und mir ist, esexistiert erst seit einer Woche. Du willst mich ja wohl nicht dazu verführen, so früh schon in Sünde zu leben!“
    „Ach, nach allem, was ich gehört habe, hast du sowieso schon mehr als genug gesündigt.“
    „Stimmt, wir treiben es wie die Karnickel, seit ich in die Stadt gezogen bin.“ Was eigentlich ja sogar stimmte, und deswegen war es noch viel komischer, wie ihre Mutter schockiert nach Luft schnappte.
    „Wann bist du eigentlich zuletzt in die Kirche gegangen, Molly Jennings?“
    Ihr Lächeln versiegte. „Ich liebe dich, Mom. Versuch nicht mehr, mich auf dem Handy anzurufen. Meistens ist es aus, und dann machst du dir nur

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