Ich komme um zu schreiben
Typen finden, der gleichzeitig Fotograf und ein ehrbarer Mann war –, hatte er sich geweigert.
Sie drehte sich auf die Seite und öffnete die Augen einen Spaltbreit. Die Vorhänge waren zwar noch geschlossen, aber die Sonne stand so hoch, dass sie den Raum trotzdem in strahlendes Licht tauchte. Offenbar hatte Molly doch länger geschlafen, als sie gedacht hatte.
Bens Seite des Bettes war leer, also stützte sie sich auf und sah sich verschlafen um. Und da entdeckte sie das Foto. Es lag unter ihrem Ellbogen, ein Farbfoto, dessen Motiv auf den ersten Blick wie abstrakte Kunst wirkte. Als sie es richtig herum drehte, stellte sie fest, dass es die Nahaufnahme eines Frauenfußes war, der zwischen weißen Laken verschwand. Die Rückseite war nicht beschriftet.
Stirnrunzelnd setzte sie sich auf und vernahm dabei ein neues Knistern aus ihrer Hüftregion. Als sie das Foto unter der Decke hervorangelte, entdeckte sie noch ein weiteres, das am Fußende des Bettes lag. Mit großen Augen zog sie die Beine an und sah sich genauer um. Vier, fünf, sechs … über ein halbes Dutzend Fotos lag über das Bett verteilt. Und alle zeigten Nahaufnahmen von … ihr.
Mit angehaltenem Atem schnappte sie sich das Foto, das neben ihren Knien lag. Nur ein Ohr, ihre Nackenlinie und ihre auf dem Kissen ausgebreiteten Haare. Sie drehte es um. Nackter mach ich nicht mit. Ich hoffe, sie gefallen dir. B.
Obwohl ihr Herz jetzt schon klopfte wie verrückt, nahm sie das nächste Foto. Ihre Hand, die sich an einem zerknitterten Stückchen Laken festhielt. Ein anderes zeigte ihre Schulter, ihren Arm und eine Andeutung von Brustansatz. Auf dem letzten waren ihre Hüfte und ihr Bauchnabel zu sehen, der halb von den Laken bedeckt war. Als sie das Bild umdrehte, stiegen ihr die Tränen in die Augen.
Du im Morgenlicht, stand da in Bens kantiger Handschrift.
Molly ließ die Fotos fallen und presste sich die Hand auf den Mund. Das hier war zu ernst. Zu schön. Sie hatte Schmuddelfotos gewollt, keine Kunstwerke.
Das panische Flattern ihres Herzens jagte ihr eine derartige Angst ein, dass sie aus dem Bett sprang und ihre Sachen überzog. Sie brauchte Kaffee und einen klaren Kopf, sie brauchte alles Mögliche, aber nicht diesen weichlichen Süßholzkram,der ihre Gedanken mit … mit Gefühlen vernebelte!
Sie durfte sich nicht in Ben verlieben! Nicht mal, wenn sie gewollt hätte.
Da sie weder ihr Hemd noch ihren BH finden konnte, bedeckte sie ihre Brüste mit den Händen und ging ins Wohnzimmer, wo sie ihre Klamotten unter dem Sofa entdeckte. Als sie sich ausreichend bedeckt fühlte, durchforstete sie die Küche nach Koffein.
Sie musste nicht lange suchen. Auf dem runden Küchentisch stand eine Thermoskanne. Daneben hatte Ben eine Tasse, eine Schüssel, einen Löffel, eine Banane und eine Schachtel mit Cornflakes aufgebaut.
„Scheiße.“ Molly ließ sich in einen der robusten Stühle fallen und starrte wütend auf die Banane. Warum musste er alles, aber auch wirklich alles richtig machen?! Und wie schaffte er es, dabei gleichzeitig so unaufdringlich zu wirken? Wenn Cameron ihr Frühstück gemacht hätte, wäre er gleich mit frisch gepresstem Orangensaft und Croissants aufgekreuzt. Und Trauben und einer Quiche.
Aber Ben versuchte nicht, sie zu beeindrucken. Er kümmerte sich einfach nur um sie, weil er so nun mal war. Er war brummelig, ruhig, ernst und in sich gekehrt. Und er kümmerte sich um andere.
Die schreckliche Wahrheit lautete, dass sie schon längst in ihn verliebt war. Wie war sie eigentlich jemals auf die völlig idiotische Idee gekommen, dass sie unverfänglichen Sex mit Ben Lawson haben könnte? Natürlich war sie verliebt in ihn. Und zwar schon fast ihr ganzes Leben lang.
Verdammt, wenn sie diese eine, erste Geschichte nicht geschrieben hätte, die so offensichtlich von ihm handelte, dann hätte sie ihm einfach die Wahrheit erzählen und ihn entscheiden lassen können, ob er mit ihrem Beruf leben konnte oder nicht. Aber jetzt … Sie hatte nicht nur sein absolut nervtötendesBedürfnis nach Diskretion mit Füßen getreten, sondern auch ein Problem vor ihm verheimlicht, das ihn ganz direkt betraf!
Was sollte sie denn jetzt nur machen?
„Mist!“ Vielleicht war es am besten, wenn sie gar nichts tat. Vielleicht würde Cameron nach Tumble Creek kommen, und Ben würde seinem Charme verfallen, und dann wäre es sowieso vorbei mit ihnen. Wahrscheinlich würden sich die beiden ihre Polizistengeschichten erzählen und dann die Köpfe über
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