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Ich komme um zu schreiben

Ich komme um zu schreiben

Titel: Ich komme um zu schreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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Partys eingeladen und auf mich eingeredet, dass ich ihm noch eine Chance geben soll. Als ob sie alle hypnotisiert wären, verstehst du?“
    „Oh ja.“
    „Genauso geht er vor. Er ist darauf spezialisiert, Leuten seinen Standpunkt aufzuquatschen. Sogar meine Familie … Na ja, Quinn war viel zu abgelenkt, um sich eine Gehirnwäsche von ihm verpassen zu lassen, aber er hat Cameron gegenüber ständig Sachen ausgeplaudert, die ihn nichts angehen. Und meine Eltern …“ Sie rieb sich die Augen. „Sie konnten gar nicht genug von ihm kriegen. Cameron hier, Cameron da,er ist wie ein Sohn für uns, er liebt dich, gib ihm noch eine Chance, warum wirst du nicht langsam mal erwachsen …? So ging das die ganze Zeit.“
    „Autsch.“
    „Genau, autsch. Ich bin sogar am Memorial Day in Denver geblieben, obwohl ich eigentlich zu meinen Eltern fahren wollte. Sie hatten nämlich Cameron eingeladen. Und da waren wir schon seit Monaten nicht mehr zusammen!“
    „Das tut mir so leid für dich, Molly.“
    „Und dann fing er an, auch an völlig unerwarteten Orten aufzukreuzen: im Buchladen am anderen Ende der Stadt. In einer Damenboutique. Da wusste ich, es konnte kein Zufall sein. Ich habe Beschwerde bei seinem Vorgesetzten eingereicht, ach, ich habe mich bei überhaupt jedem beschwert! Aber es hat nichts genützt. Alle lieben ihn, und alle glauben ihm, dass ich das Problem bin. Er behauptet nämlich, dass ich zweideutige Signale aussende und unter starken Gefühlsschwankungen leide. Er hat sogar … nach dieser Nacht im Klub … Ich wollte einfach nur nach Hause und nie wieder an den Vorfall denken. Aber Cameron meinte, dass er seine Rechnung noch bezahlen muss, und deswegen bin ich noch mal mit ihm rein. Und dann hat er ein Riesen-Tamtam veranstaltet, du weißt schon, ganz offensichtlich sein Hemd wieder in die Hose gestopft, den Leuten zugezwinkert und so siegessicher gegrinst. Am Ende habe ich einfach versucht, ihn zu ignorieren. Ich bin mit Männern ausgegangen und dachte, das entmutigt ihn. Aber von wegen …“
    Bens Ärger klang ab. Zum ersten Mal fiel ihm auf, wie müde und mitgenommen Molly aussah. Er holte einen Frappuccino aus dem Kühlschrank, öffnete den Deckel und hielt Molly die kleine Flasche hin. Sie lächelte dankbar, und er konnte es sich nicht verkneifen, ihr über die Wange zu streichen.
    „Es tut mir wirklich leid, dass ich behauptet habe, duwärst kindisch, Molly.“
    Sie schüttelte den Kopf, aber Ben sah, wie sie sich verstohlen die Tränen aus den Augen wischte, und fühlte sich wie der letzte Mistkerl. Er hätte sie einfach fragen sollen, anstatt ihr gleich an die Kehle zu gehen. Nur war er in ihrer Gegenwart leider immer nervös, weil er nie wusste, wann sie das nächste Mal einen ihrer Stilettoabsätze in seinen Fuß rammen würde.
    Molly nahm einen großen Schluck und ließ sich gegen die Stuhllehne sinken. „Ich habe dir nichts erzählt, weil … Ich wusste ja, dass er nicht der Stalker ist. Aber wenn ich dir erzählt hätte, was los ist, dann hättest du die ganze Angelegenheit unter die Lupe genommen. Und ich hatte Angst, dass du dann mit ihm sprichst und er …“
    „Was?“
    Sie seufzte sehr tief und sehr traurig. „Jeder einzelne Mann, mit dem ich in den letzten sechs Monaten aus war, hat sich in null Komma nix in Cameron verknallt.“
    „Verknallt?“
    „Ich weiß, wie verrückt das klingt. Aber er hat sie mir schneller weggeschnappt, als man ‚homoerotische Bindung‘ sagen kann.“
    „Und du dachtest, dass ich … du …“
    „Nein, keine Sorge, ich dachte nicht, dass du gerne in Löffelchenstellung mit ihm einschlafen willst. Ich hatte einfach nur Angst, dass er dir erzählt, was ich seiner Meinung nach für Probleme habe, und dass ich vollkommen durcheinander und noch nicht über ihn hinweg bin. Und dass ihr dann eure Polizeigeschichten austauscht, ein paar Bier trinkt und du danach eine tolle Entschuldigung dafür hast, mich sitzen zu lassen.“
    „Ja, so hätte das laufen können“, stieß Ben angewidert hervor. „Wenn ich ein feiger Schwächling mit Mutterkomplexen wäre.“
    „Die letzten sechs Monate waren ziemlich hart für mich“,jammerte sie. „Der kleine Blaue war mein einziger Freund. Als die Batterien zum ersten Mal alle waren, dachte ich für einen kurzen, paranoiden Augenblick allen Ernstes, dass auch noch mein Sexspielzeug zu Cameron übergelaufen ist.“
    „Unfassbar“, schnaubte er und griff nach ihrem Arm, weil sie ihm scherzhaft in die Seite boxen

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