Ich komme um zu schreiben
einem genial gespielten Anflug von Traurigkeit.
Regel sechs: Zeige Mitgefühl und Verständnis.
„Ich weiß ja, dass es dir schwerfällt, dich zu binden. Und auch, dass du Probleme hast, dich wirklich auf einen Partner einzulassen. Chief Lawson hier sieht das bestimmt auch so. Aber ich liebe dich. Und du kannst mit all diesen Männer schlafen …“
„Hey!“
„… aber das wird nichts an meinen Gefühlen ändern.“ Er wandte sich wieder an Ben. „Chief, es tut mir von Herzen leid, dass Sie in diese ganze Angelegenheit verwickelt worden sind. Zwischen Molly und mir geht es schon seit einer ganzen Weile hin und her, und es ist schrecklich, dass Sie zwischen die Fronten geraten sind. Vermutlich haben auch Sie schon feststellen müssen, was für Bindungsängste sie hat. Immerhin kennen Sie Molly seit Jahren, oder?“
Regel sieben: Ermutige den Verhandlungspartner zum Reden.
„Haben Sie mitbekommen, wie nervös sie wird, wenn man ihr aufrichtige Gefühle entgegenbringt?“
Aber so einfach ließ der schweigsame Ben sich nicht zum Reden bewegen. „Genug jetzt“, knurrte er. „Sergeant Kasten, in mein Büro. Sofort.“
Molly griff nach seinem Arm, als er an ihr vorbeiging. „Bitte, tu das nicht! Du verstehst das alles nicht. Er ist … er manipuliert Leute und zwingt ihnen seine Meinung auf. Ich weiß, dass du mich im Augenblick nicht sonderlich gut leiden kannst, aber bitte hör nicht auf ihn. Er …“
Ben schüttelte ihre Hand ab. „Geh nach Hause, Molly. Ich komme in ein paar Minuten nach.“
„Ich gehe nirgendwohin! Ich werde nicht …“
Er drehte sich ruckartig zu ihr um, und Molly wich unwillkürlich vor seinem grimmigen Blick zurück.
„Du hast gerade vor der gesamten Polizeitruppe dein Sexleben ausgebreitet, und meins noch dazu. Also verschwinde verdammt noch mal von meinem Arbeitsplatz, bitte! Wir reden, wenn ich hier fertig bin.“
Verflucht. Es war ihr zwar gelungen, Camerons Plan zu vereiteln, aber damit hatte sie ihm nur in die Hände gespielt. Ben war schon im Begriff, sich von ihr zu distanzieren, weil sie ihre verdammte Klappe nicht hatte halten können. „Du musst mich nicht wegschicken, damit du über meine Zukunft verhandeln kannst! Wir befinden uns hier nicht im England des Mittelalters!“, protestierte sie noch.
In seinem Blick zeigte sich nicht mal ein Anflug von Mitgefühl. „Das hier ist meine Polizeiwache. Ich kann nicht von dir verlangen, nach Hause zu gehen. Aber ich kann dich rausschmeißen. Geh jetzt. Sofort.“
Und wenn sie stundenlang mit ihm herumgestritten hätte: Ben würde seine Meinung nicht mehr ändern, das sah man in seinen Augen. Nicht, nachdem sie ihn so erniedrigt hatte.
„Na gut“, flüsterte sie. Dann warf sie Cameron einen Blick zu, von dem sie schwer hoffte, dass er tödlich war. „Und Cameron? Nimm nie wieder Kontakt zu mir auf. Hast du verstanden? Haben das alle hier gehört? Ich werde Zeugen brauchen. Ich will diesen Mann nie wieder in meiner Nähe sehen. Ich will nicht, dass er mich anruft oder mir Geschenke schickt. Wenn ich das Polizeigelände wieder betreten darf, werde ich eine einstweilige Verfügung erwirken.“
Tränen trübten ihre Sicht, und der Raum drehte sich um sie, als sie sich abwendete. Das Letzte, was sie noch deutlich wahrnahm, war Cameron, der Ben freundschaftlich auf den Rücken klopfte. Und das ausgesprochen hämische Grinsen, mit dem Brenda ihren Abgang beobachtete.
Das war’s dann also.
Aber während Molly im unerfreulich strahlenden Sonnenschein nach Hause trottete, empfand sie trotz aller Trauer und Scham immerhin einen kleinen Funken Triumphgefühl. Ihr Techtelmechtel mit Ben mochte vorüber sein – aber immerhin hatte sie selbst den Karren gegen die Wand gefahren, ehe Cameron einen Totalschaden verursachen konnte.
Das war traurig, aber immerhin ein enormer Fortschritt.
13. KAPITEL
P rofessionelle Sexbestie, die darauf aus ist, meinen Ruf zu ruinieren, mich um den Verstand zu bringen und auf meinem Herz herumzutrampeln.
Ja, das klang ziemlich plausibel. Endlich hatte Ben die Molly-Jennings-Frage geklärt.
Das Aufheulen des Motors vor seinem Bürofenster klang in Bens Ohren wie Fingernägel auf einer Schiefertafel. Und dabei handelte es sich eigentlich um das satte Schnurren eines teuren Sportwagens. Was Autos betraf, hatte Sergeant Cameron Kasten einen fantastischen Geschmack. In Sachen Frauen hatte er allerdings keine Ahnung.
Ben stand auf und marschierte in den Flur. „Braucht mich heute Nachmittag
Weitere Kostenlose Bücher