Ich komme um zu schreiben
zuckte mit den Achseln. „Wenn ich Ben nur kurz sprechen könnte …“
„Chief Lawson hat zu tun. Vermutlich verstehst du die Bedeutung guter, ehrlicher Arbeit nicht, aber er tut das durchaus. Also, entweder du hinterlässt ihm jetzt eine Nachricht, oder du verschwindest sofort aus meinem …“
„Brenda“, scholl Bens Stimme aus seinem Büro, woraufhin beide Frauen aufschraken.
„Chief“, keuchte Brenda, erholte sich aber beachtlich schnell wieder. „Ich habe deiner … Freundin gerade erklärt, dass du mit der State Police telefonierst und nicht gestört werden darfst.“
In einem Anfall ungewöhnlicher Besonnenheit behielt Molly ihre Gedanken für sich. Aber Ben warf Brenda trotzdemeinen von seinen mitleidslosen, eiskalten Cop-Blicken zu.
„Brenda, deine Schicht ist offiziell zu Ende. Wir sprechen uns morgen früh.“
„Aber …“
„Morgen. Fahr den Rechner runter und geh nach Hause.“
Brendas Gesicht nahm die Farbe einer reifen Himbeere an. „Wie du willst. Aber dieses Mädchen ist der letzte Dreck, und jeder weiß es. Man lacht über dich.“
Obwohl sein Gesicht dieselbe Färbung bekam wie Brendas Wangen, schaffte Ben es irgendwie, seinen Tonfall unter Kontrolle zu behalten. „Raus. Und wenn du deine persönlichen Vorurteile und deinen Beruf nicht trennen kannst, dann kommst du am besten auch morgen nicht wieder. Haben wir uns verstanden?“
Brenda murmelte ein demütiges „Ja“, aber die ungeschminkte Wut, die in ihren Augen loderte, strafte ihr ergebenes Verhalten Lügen. Dann stand sie auf und fegte durch den Flur in eins der Hinterzimmer.
Ben nahm Molly beim Arm und führte sie in die entgegengesetzte Richtung, hinaus aus der Wache und hinein in die erfrischend kühle Abendluft.
„Tut mir leid, Ben“, setzte sie an, aber er schüttelte den Kopf. „Nein, mir tut es leid. Das war wirklich eine hässliche Situation und absolut unangebracht.“
„Ach, so schlimm war das doch gar nicht“, erwiderte sie lachend, obwohl ihr Adrenalinspiegel noch nicht wieder gesunken war.
„Molly“, sagte er und verzog die Lippen zu einem schmalen Strich. „Auf persönlicher Ebene bin ich stinksauer auf Brenda, aber als ihr Chef bin ich außer mir vor Wut. Das war unprofessionell und unfreundlich.“
„Na ja, ich bin eine Bürgerin dieser Stadt wie jede andere auch.“
„Eben deshalb.“
Eigentlich hatte das nur ein Witz sein sollen, aber sie hatte ganz vergessen, wie ernst Ben seinen Job nahm.
„Mir tut das wirklich leid, Moll. Das war kein schöner Start in den Abend. Bist du auf dem Weg zu Lori?“
„Jepp. Sie meinte, dass mein Auto repariert ist, aber sie will noch eine längere Testfahrt machen, um ganz sicherzugehen. Deswegen nehmen wir ihren Truck.“
„Gut.“ Sein Blick zuckte zu Tür. „Heute Nacht soll es Schneegestöber geben. Pass gut auf dich auf.“
„Okay.“
„Setzt sie dich nachher wieder hier ab?“
Plötzlich war es aus mit Mollys Besonnenheit. „Ben, ich glaube, Brenda ist in dich verliebt“, platzte sie heraus.
Damit gewann sie seine volle Aufmerksamkeit. „Was?“ Er sah sie mit großen Augen an.
„Sie ist verliebt in dich.“
„Ist sie nicht.“
Molly verdrehte die Augen und überlegte, nicht zum ersten Mal in ihrem Leben, ob Männer nicht doch von Natur aus begriffsstutzig waren. „Sie war komisch zu mir, seit ich einen Fuß in diese Stadt gesetzt habe. Und mittlerweile schäumt sie förmlich vor Wut. Sie ist eifersüchtig!“
Ben hatte während ihrer gesamten kleinen Ansprache den Kopf geschüttelt. „Das ist doch Unsinn. Brenda und ich sind Freunde! Sie glaubt einfach nur, dass sie auf mich achtgeben muss, das ist alles.“
„Schalt mal in den Polizistenmodus“, flüsterte Molly, während sich die Eingangstür öffnete. Brenda, in einen langen Daunenmantel und eine dicke Mütze gehüllt, eilte aus der Wache. Als sie die beiden am Fuß der Treppe stehen sah, zuckte ihr Kopf unwillkürlich ein bisschen zurück, doch dann hastete sie weiter in Richtung Zuhause. Ben starrte ihr hinterher.
Molly beugte sich zu ihm vor. „Es könnte Brenda gewesen sein“, fuhr sie beharrlich fort.
Ben sah Brenda nach, wie sie um eine Ecke verschwand. Ihr unförmiger Mantel wehte hinter ihr her wie der Umhang des schwarzen Rächers. „Ihre Fingerabdrücke sind im System. Das hätte doch einen Treffer ergeben.“
„Sie arbeitet für die Polizei, Ben. Da lernt man, wie man Handschuhe benutzt.“
Als er sich ihr wieder zuwandte, wirkte er ernsthaft
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