Ich komme, um zu spielen (German Edition)
rühren konnte.
„Sie werden sich benehmen. Haben Sie das verstanden?“
Sie versuchte zu nicken, doch er hielt sie so fest, dass sie nur mit ihrer heißen Zunge über seinen Finger fahren konnte.
„Wenn Sie sich nicht benehmen, werden Sie das zutiefst bereuen.“
Wieder wollte sie nicken, gab den Versuch aber gleich auf und schloss ihre Lippen fester um seinen Daumen. Als sie zu saugen begann, hätten Hales Knie fast nachgegeben. „Schluss damit“, befahl er und zog ruckartig seinen Finger aus ihrem Mund. „Halten … halten Sie sich einfach fern von mir, verdammt.“
Er machte auf dem Absatz kehrt und schritt steifbeinig aus dem Haus. Mrs Hales Blicke brannten in seinem Nacken, als wäre sie ein wildes Tier, das auf seine Beute lauerte. Wenn sie erkennen konnte, wer er wirklich war, wer durchschaute seine Fassade dann noch? War es wirklich so offensichtlich?
Er war zu einem anständigen Mann erzogen worden. Einem verantwortungsbewussten Mann. Sein Vater war Prediger gewesen, und noch dazu ein guter. Hale hatte stets wie sein alter Herr sein wollen, aber tief in ihm war etwas gewesen, das ihm von Anfang an im Weg stand. Nicht einmal die Liebe seines Vaters konnte diesen Wesenszug an ihm ändern.
Schon in der Schule hatte Hale es jedes Mal erregt, wenn ein Mitschüler etwas auf die Finger bekam. Dann verliebte er sich in ein entzückendes blondes Mädchen namens Emily, dessen große Schüchternheit Hale ein ungekanntes Gefühl der Macht verliehen hatte. Ein paar Tage, nachdem er ihr seine Liebe erklärt hatte, stieß Emily gegen ihr Tintenfass und verdarb ihre Hefte. Die Lehrerin nahm sie mit nach draußen, um ihr mit einem Birkenstock den Hintern zu versohlen. Der Klang der Schläge, untermalt von Emilys Schreien, hatte Hale bis zur Schmerzgrenze erregt. Noch Monate später hatte er sich ausgemalt, wie er ihr die Schläge selbst verpasste, wie er sie dazu brachte, zu weinen und zu betteln. Gleichzeitig war er so beschämt gewesen, dass er niemals wieder mit dem Mädchen reden konnte.
Noch nie hatte er mit einer Menschenseele über diese Gefühle gesprochen. Geschweige denn sie ausgelebt. Selbst wenn er bis nach Cheyenne fuhr, um den Huren einen Besuch abzustatten, hielt er sich im Zaum. Er drückte sie zu Boden und nahm sie hart, während er schmutzige Worte hervorstieß, aber er hatte niemals um Unterwerfung gebeten oder versucht, eine von ihnen zu züchtigen.
Wie konnte es also sein, dass Mrs Anders erkannt hatte, was er wollte? Dass es ihm gefiel, wenn sie den Blick niederschlug und mit weicher Stimme sprach? Woher wusste sie, dass seine geheimste Fantasie darin bestand, dass eine Frau einfach gehorchte, ganz gleich, was er befahl?
Sie konnte es nicht wissen. Bestimmt hatte sie etwas anderes gemeint.
Nicht einmal seine Frau hatte es gewusst. Sie hatte sich nur abgestoßen gefühlt, als er sie wie ein Tier von hinten genommen hatte. Niemand kannte sein Geheimnis. Niemand.
„Sheriff?“
Abrupt hielt Hale inne und fuhr herum. Erst jetzt bemerkte er, dass er fast bis an die Stadtgrenze gelaufen war. Der Mühlenbesitzer stand lässig gegen den Türrahmen gelehnt vor seinem Haus. Sägespäne schwebten um ihn herum wie ein Heiligenschein.
„Alles in Ordnung, Sheriff?“
„Ja, alles bestens. Ich war nur in Gedanken versunken. Sollte wohl besser umkehren.“
Es war gut, dass der Müller ihn davon abgehalten hatte, seinen Spaziergang fortzuführen. Denn als er kaum fünfzehn Minuten später das Gefängnis betrat, kam ein Rancharbeiter auf einem schweißbedeckten Pferd angaloppiert. Staub flog auf, als das Tier rutschend zum Stehen kam.
„Sheriff“, rief der Mann. „Wir brauchen Sie auf Big Y! Doc Rivers auch! Kommen Sie, so schnell Sie können!“
Hale stürmte aus der Tür. „Was ist passiert, Rich?“
„Zwei der Arbeiter sind angeschossen worden. Jim Boll lebt noch! Wir verfolgen die Viehdiebe bereits.“
„Wartet auf mich, verdammt.“
„Zu spät. Mr Layton ist schon mit ein paar Männern losgeritten.“ Mit diesen Worten riss Rich die Zügel herum und trat dem Pferd in die Flanken. Die Big Y Ranch lag im Süden der Stadt. Zehntausend Morgen Land gehörten zu dem Hof, doch das Haupthaus war zum Glück nur zwei Meilen entfernt. Trotzdem mussten Hale und der Doktor sich beeilen. Bis sie eintrafen, konnten sie nur beten, dass sich keiner dieser Dummköpfe den Schädel einschlagen ließ.
Die Welt lastete schwer auf seinen müden Schultern, als er spät nachts auf seinem Pferd in die
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