Ich komme, um zu spielen (German Edition)
Benehmen nicht.“
Endlich sah sie auf und begegnete seinem Blick. Ihre Wangen leuchteten mittlerweile in tiefem Rot. „Haben Sie denn zugesehen?“, flüsterte sie.
„Entschuldigung?“
„Ob Sie mir zugesehen haben, Sheriff?“ Ihr Blick glitt zu seinen Händen hinab. „Begrüßen Sie ein solches Benehmen? Denn ich habe Sie gestern Nacht keinen Einspruch erheben hören. Genauso wenig wie vorgestern Nacht.“
Verdammt. Die Scham drohte ihn schier zu ersticken. „Hören Sie. Wenn Sie Geld damit verdienen wollen, sich Fremden darzubieten, können Sie das gerne andernorts tun. Aber auf dieser Seite der Center Street wird nicht gehurt. Verstehen Sie das? Ich werde Sie der Stadt verweisen.“
„Was?“ In ihrem Blick flackerte echte Angst auf. „Aber … aber ich bin doch keine Dirne, Sheriff! Ich wollte nicht … es sollte mich doch niemand sehen außer Ihnen!“
Als Hales Herz bei ihren Worten heftig zu klopfen begann, wurde er nur noch wütender. „Sparen Sie sich Ihre Reden, Mrs Hale. Entweder Sie schließen Ihre Vorhänge, oder Sie müssen von hier verschwinden.“
Ihre Augen füllten sich mit Tränen, die sich in ihren Wimpern sammelten, ohne hinabzurinnen. „Es tut mir leid“, flüsterte sie. „Es tut mir so leid.“
Als sie sich schwer auf einen Stuhl sinken ließ, eilte Hale instinktiv an ihre Seite, um sie aufzufangen, falls sie in Ohnmacht fiel. „Sparen Sie sich das Theater, Ma’am“, raunte er barsch, weil er nicht wusste, was er sonst sagen sollte. „Benehmen Sie sich einfach angemessen. Dies war nicht von Anfang an ein respektables Städtchen, aber heute geht es hier sittsam zu, und so soll es auch bleiben.“
„Selbstverständlich, Sheriff.“ Sie senkte den Kopf, und Hales Hand hob sich wie von selbst, um ihr schimmerndes Haar zu berühren. „Oh“, seufzte sie. Ihr Schaudern pflanzte sich durch seine Hand bis in seinen Arm fort. Durch ihre gesenkten Wimpern hindurch sah sie zu ihm auf und leckte sich über die Lippen.
Hales Schwanz begann anzuschwellen.
„Ich werde brav sein“, versprach sie. Bei ihren Worten zog sich Hales Kehle so eng zusammen, dass er kaum mehr Luft bekam. „Ich bin keine von diesen Frauen, Sheriff, das schwöre ich. Der … der einzige Mann in meinem Leben war Mr Anders, wissen Sie? Und er war Ihnen so ähnlich. Deswegen dachte ich …“
„Was meinen Sie damit, dass er mir ähnlich war?“ Mühsam unterdrückte er den Impuls, ihr weiches Haar um seine geballte Faust zu schlingen, und zog seine Hand zurück.
Es war so still, dass er hören konnte, wie die Witwe schluckte. „Er hatte sehr strenge Erwartungen an mich.“
Panik schoss durch seinen Körper. „Was zur Hölle soll das heißen?“
Für einen scheinbar unendlichen Augenblick sah sie ihn unverwandt an, und plötzlich wirkte diese sonst so demütige Frau ausgesprochen machtvoll. Machtvoll genug, um all seine Lügen zu durchschauen. Als sie wieder zu Boden sah, hatte ihr Blick bereits etwas in Hale berührt, das so gefährlich war, dass er es sonst sorgfältig geheim hielt. „Bitte verzeihen Sie, dass ich Sie verärgert habe. Sagen Sie mir einfach, was ich tun soll.“
„Was Sie tun sollen?“
„Um es wiedergutzumachen. Um Ihr Wohlgefallen zu erregen.“
Das Begehren traf ihn mit einer fast beängstigenden Wucht. Hale legte seine Hand unter Mrs Anders’ Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. „Jetzt hören Sie mir zu. Ich weiß nicht, was Sie sich da ausgedacht haben, aber Sie werden niemandem gegenüber auch nur ein Wort davon erwähnen. Verstanden?“
Ihre Lippen teilten sich und gaben einen leisen Seufzer preis. Doch sie sah nicht im Geringsten verängstigt aus. „Ja, Sir.“
„Wenn ich auch nur den Anflug eines Gerüchts höre, werde ich …“
„Ja?“ Ihr warmer Atem streichelte über sein Handgelenk.
„Dann werde ich …“
Er wusste nicht, was er sagen sollte, denn seine Gedanken schlugen genau die abartige Richtung ein, auf die seine Nachbarin angespielt hatte. Ehe er sich eine Bestrafung ausmalen konnte, die nichts damit zu tun hatte, dass er Hand anlegte, drehte Mrs Anders den Kopf zur Seite und strich mit ihren feuchten Lippen über seinen Daumen.
Pulsierende Hitze strömte von seinem Arm aus in seinen ganzen Körper und vermengte sich mit dem Zorn, den er schon die ganze Zeit zu unterdrücken versuchte. Ehe Hale es sich verbieten konnte, hatte er schon einen Finger zwischen die Lippen der Witwe geschoben und den Griff um ihr Kinn verfestigt, sodass sie sich kaum
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