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Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

Titel: Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Martin
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Personenbeurteilung nicht von Vorurteilen geprägt wurde. Es dauerte nicht lange, bis Tichow sein Ticket einer Angestellten im üblichen blauen Kostüm mit gelbem Halstuch vorlegte. Ich beobachtete ihn und wartete, bis er im Security Check verschwunden war. Anschließend trat ich mit einem Lächeln vor die KLM-Angestellte. Ich grüßte sie freundlich mit ihrem Namen, den ich von ihrem Schildchen ablas. Dann gab ich ihr mein Ticket und sagte: »Mein Kollege hat gerade bei Ihnen eingecheckt. Bekommen Sie es hin, dass ich neben ihm sitzen kann?«
    Sie lächelte und antwortete höflich: »Er hat den Platz 14 F am Fenster. Wollen Sie 14 D am Gang mit einem Sitz dazwischen oder 14 E direkt neben Ihrem Kollegen?«
    Ein paar Minuten später trat ich mit meinem Boarding Pass — Sitzplatz 14D – in die Sicherheitskontrolle.
    Als ich am Gate anlangte, sah ich Tichow Richtung Toiletten gehen. Das Boarding begann, und ich beeilte mich, das Flugzeug
vor ihm zu betreten. Ich setzte mich auf meinen Platz und legte meine Laptop-Tasche und meine Anzugjacke auf den freien Sitz zwischen uns. Auf Tichows Fensterplatz drapierte ich ein blaues Kuvert, es hatte fast die Farbe der Sitzbezüge. Für heute hatte ich den ersten Smalltalk geplant. Da stand Tichow auch schon neben mir und zeigte auf seinen Platz: »Darf ich?«
    Ich lächelte ihn an. »Aber natürlich!« Unsere Blicke streiften sich flüchtig. Dann stand ich auf und ließ ihn durch. Ich nahm meine Jacke und Tasche und verstaute beides im Gepäckfach.
    Tichow entdeckte das blaue Kuvert. »Ist das Ihres?«
    Überrascht und als wüsste ich nicht, was er meinte, fragte ich: »Wie bitte?«
    Tichow wedelte mit dem Kuvert durch die Luft.
    »Oh! Ach das! Ja! Das gehört mir! Danke, sehr aufmerksam.« Ich nahm Tichow das dargebotene Kuvert aus der Hand und stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. »Da drin steckt die Arbeit von zwei Tagen.« Wieder trafen sich unsere Blicke, verweilten kurz. Tichow setzte sich.
    » Wir kennen uns aus der Norman-Werft!«, sagte ich.
    » Von wo? Nie gehört. Aber … «, er kratzte sich am Kinn, »bekannt kommen Sie mir auch vor. Irgendwie.«
    »Dann aus dem Monopol-Hotel?«, suchte ich eine neue Alternative.
    Tichow schüttelte den Kopf: »Ich komme zwar oft nach Amsterdam, aber das Hotel kenne ich nicht.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht sind wir uns ja in der Stadt begegnet?«
    Jetzt zuckte auch er mit den Schultern. Er war, wie zu erwarten, noch nicht darauf gekommen. Wir hatten uns bei unserem letzten Treffen vor drei Wochen kaum unterhalten.
    »Amsterdam hat schon sein ganz eigenes Flair. Die Grachten. Die schmalen Häuschen direkt am Wasser. Und die Menschen
sind echt locker drauf. Tausend Nationen. Mir gefällt dieses Multikulti.« Ich schaute ihn an.
    Es dauerte eine Weile, ehe er nickte. »Ja, es ist sehr schön hier.«
    Seine Stimme war tief und sein russischer Akzent unüberhörbar.
    »Leben Sie in Amsterdam?«, fragte ich.
    »Nein.«
    Er zog nicht so richtig, also setzte ich einen drauf und erzählte von mir. »Ich bin öfter geschäftlich hier. Zurzeit eigentlich fast jede Woche.«
    »Ich habe Freunde besucht«, log er.
    Eine Stewardess bot uns Zeitungen an. Tichow griff zu, entfaltete seine Zeitung, überflog die Schlagzeilen und blätterte dann zum Sportteil. Als ich den Eindruck hatte, dass er die beiden interessantesten Sport-Artikel gelesen hatte, eröffnete ich die nächste Runde: »Jetzt hab ich’s! Wir sind vor zwei Wochen schon mal nebeneinander gesessen. Stimmt‘s?«
    Er musterte mich verblüfft. »Das war vor drei oder vier Wochen. Sie haben Recht. Jetzt erinnere ich mich auch.«
    Ich strahlte ihn erfreut an: »Ist das nicht ein Zufall? Fliegen Sie die Strecke auch regelmäßig?«
    Er antwortete nicht gleich, sagte dann vorsichtig: »Zurzeit kann das schon mal vorkommen.« Dann lenkte er die Aufmerksamkeit von sich weg. »Was machen Sie in Amsterdam?«
    Bereitwillig beantwortete ich seine Frage. »Ich arbeite für Rotter & Rotter. Ein Ingenieurbüro. Einer unserer Kunden ist die Norman-Werft in Amsterdam. Momentan fliege ich zwei- bis dreimal pro Woche diese Tour.« Dann erzählte ich von der Jacht, die wir derzeit bauten. Auf dieses Thema stieg Tichow sofort ein. Geradezu begeistert schwärmte er mir von der Jacht eines Freundes vor. Er kannte sich ziemlich gut aus. Auch mit den drei Jachten von Roman Abramowitch, die im Hamburger Hafen in Schuss gebracht wurden. Die Zeit verging wie im Flug, und bald

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