Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

erzählte er mir,
dass er Geschäftsmann und FC-St.-Pauli-Fan sei und an Frauen ein heißblütiges Temperament liebe. Er erzählte mir sogar, dass er Vater eines Sohnes und nicht mit der Mutter verheiratet sei, und ich hörte den Stolz auf seinen Sohn in seiner Stimme. Wahrscheinlich hätte er mir noch viel mehr erzählt, doch das Flugzeug setzte zur Landung an. Dieses Mal verabschiedete ich mich mit den Worten: »Hat mich sehr gefreut!«, und schaute ihn mit einem offenen, strahlenden Lächeln an. Er lächelte zurück.
    Von außen betrachtet könnte man meinen, dass auf diesem Flug nicht viel geschehen war. Doch für mich war dieses Treffen sehr erfolgreich gewesen. Ich hatte mein Bild über Tichow um wesentliche Details ergänzt und den ersten wichtigen Schritt auf dem langen Weg zur Beziehungsebene gemeistert. Ich hatte ihm ein klares Bild von mir vermittelt. Mehr als zufrieden verließ ich das Flugzeug vor Tichow und ohne mich nach ihm umzublicken.

Gefahren bei der Personenbeurteilung
Verlassen Sie sich nicht auf den ersten Eindruck, den Sie von einem Menschen haben. Lassen Sie sich Zeit, um fremde Menschen besser kennenzulernen. Vorschnelle Beurteilungen bringen Sie häufig auf eine falsche Fährte, und wenn Sie der erstmal folgen, haben Sie die Spur verloren.
Lassen Sie sich nicht von Äußerlichkeiten wie Kleidung und Titeln ablenken.
Überprüfen Sie in regelmäßigen kurzen Zeitabständen eigene Voreingenommenheiten und Vorurteile. Machen Sie sich bewusst, dass sich Vorurteile manchmal auch als fundierte Beweise verkleiden.
Richten Sie Ihren Fokus auf die Einzigartigkeit dieses Menschen.
Menschen, die Sie auf Anhieb besonders sympathisch oder unsympathisch finden, sollten Sie genauer unter die Lupe nehmen. Versuchen Sie herauszufinden, warum Sie diese Gefühle haben.
Achten Sie nicht bloß darauf, was ein Mensch tut und wie er handelt. Erforschen Sie die Gründe für sein Verhalten.
Verlieren Sie bei der Bewertung eines Verhaltens niemals die Allgemeinsituation aus dem Blickfeld. Ein situatives Verhalten lässt keinerlei Rückschlüsse auf übliches Verhalten zu.
Beobachten Sie Ihr Zielobjekt aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln und bilden Sie sich erst nach gründlicher Informationsbeschaffung und Beobachtung ein Urteil.
Vergessen Sie niemals, dass all Ihre Erklärungen lediglich Interpretationsmöglichkeiten sind. Auch die schlüssigste Erklärung ist nur eine Möglichkeit von vielen, und was schlüssig erscheint, muss deshalb noch lange nicht der Wahrheit entsprechen.

Ihre achte Mission

Die Ansprache: Das Netz zieht sich zu
    Der Agent reagiert nicht – er agiert. Er ergreift die Initiative und bleibt zu jeder Zeit Herr der Lage. Veränderten Gegebenheiten und Umständen passt er sich flexibel an und nutzt sie für seine Zwecke und Ziele.
    Eröffnen Sie ein Gespräch am besten mit einem Thema, das sich aus der aktuellen Situation heraus entwickelt. Es gibt ständig aktuelle Situationen. Überall, wo Sie mit anderen Menschen zusammentreffen, existiert eine aktuelle Situation. Wenn Sie im Supermarkt in der Kassenschlange stehen und der Mann vor Ihnen zentnerweise Grünzeug auf das Band legt. »Aha! Heute ist Rohkosttag!«
    Wenn jemand Ewigkeiten in seinem Portemonnaie nach Kleingeld kramt. »Ja, ja. Die kleinen Münzen verstecken sich immer gern ganz unten.«
    Wenn jemand angewidert eine Zeitung zusammenfaltet. »Die Nachrichten waren auch schon mal besser.«
    Sie hören am Dialekt einer Person, woher sie stammt. »Sie kommen aus Franken, oder?« Selbstverständlich sieht Ihr Gesicht dabei so aus, als würden Sie seit dreißig Jahren mit Begeisterung in dieser Region Urlaub machen.
    Schulen Sie Ihren Blick für aktuelle Situationen. Wenn Sie sich nicht gleich trauen, Statements abzugeben, tun Sie es zuerst in Gedanken. Statements sind ein optimales Mittel, um schnell und leicht Kontakte zu knüpfen. Höchst geeignet sind hierbei Vorfälle,
die mehrere Menschen mitbekommen. »Haben Sie das gesehen, wie der Verkäufer den Kunden eben behandelt hat …« — »Haben Sie das mitgekriegt, wie der mit seiner Frau umgeht …«
    Worüber Sie nicht sprechen sollten: Allgemeinplätze oder Wetter oder Politik. Diese Themen sind im leichten und beschwingten Kontaktspiel zu dröge, schwerfällig, langweilig.
    Statements präsentieren uns bei anderen als aufmerksame Zeitgenossen, die ein Blick für ihre Umgebung auszeichnet: »Ich habe Sie in den letzten zwei Wochen vermisst — waren Sie im Urlaub?«
    Trotz der