Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)
in Kontakt zu kommen, würden die meisten Menschen erst den Blickkontakt suchen. Um eine natürliche und spontane Wirkung zu erzielen, ist es jedoch in der Regel besser, genau das nicht zu tun.
Sprechen Sie die Zielperson direkt an. Vielleicht sogar von der Seite. Vielleicht sogar, während sie etwas anderes tut. In die Schale mit den Pistazien greift. Nach einer Zigarette sucht. Und vergessen Sie nicht zu lächeln. Sie brauchen Ihre Gesichtsmuskeln nicht anzuspannen. Es passiert nichts Schlimmes. Entspannen Sie sich! Sie brauchen sich kein Stück Fleisch aus der Wange zu beißen oder mit den Zähnen zu knirschen. Sie brauchen nur zu lächeln. Niemand tut Ihnen weh. Sie bleiben locker. Was soll schon passieren? Es gibt fast sieben Milliarden Menschen auf der Erde. Einen davon werden Sie gleich ansprechen. Davon geht die Welt nicht unter, die Kontinentalplatten verschieben sich nicht. Alles, was geschehen wird, ist, dass Sie das Wort an einen Mitmenschen richten. Und Sie werden es nicht auf eine abgedroschene Weise tun.
Sie werden nicht sagen:
Darf ich Sie zu einem Drink einladen?
Sie haben aber schöne Augen!
Sind Sie allein hier?
Sind Sie öfter hier?
Kennen wir uns?
Denn, mal ehrlich: Das denken Sie doch gar nicht, oder? Sie denken doch etwas ganz anderes. Allerdings möchte ich gar nicht wissen, was Sie denken. Und es wäre wahrscheinlich auch nicht ratsam, es auszusprechen. Denn entweder ist es zu direkt: Wow, ist das ein scharfer Typ!
Oder es disqualifiziert Sie: Ach, ich würde dich ja gern ansprechen, aber ich trau mich nicht.
Möchten Sie von jemandem angesprochen werden, der sich nicht traut? Möchten Sie nach zweiundzwanzig Uhr an der Hotelbar nach einem anstrengenden Tag eine therapeutische Sitzung beginnen? Oder möchten Sie sich einfach gut unterhalten und
freuen sich auf ein interessantes Angebot zu einem Gespräch? Schließlich hätten Sie ja auch zu Hause oder auf Ihrem Zimmer bleiben können, wenn Sie keinen Wert auf Gesellschaft legen würden.
Also locker bleiben. Das interessante Angebot auch noch attraktiv machen: lächeln! So nehmen Sie der Situation das Bedrohliche. Gehen Sie auf Ihre Zielperson zu, wenn Sie nicht schon dran sind. Schauen Sie ihr lächelnd in die Augen und sprechen Sie sie an. Es gibt nichts, was mehr entwaffnet als ein offenes und ehrliches Lächeln.
Und jetzt? Auf keinen Fall lang überlegen, was Sie sagen könnten. Das macht nichts besser, sondern alles nur noch schlimmer. Unter keinen Umständen sollten Sie sich nun auch noch mit Selbstvorwürfen belasten. Sie hatten schließlich viel um die Ohren in der letzten Zeit. All diese Security Checks und Zugangscodes. Da kann man schon mal aus der Übung kommen. Also nehmen Sie einen vielleicht suboptimal verlaufenen Auftritt an der Hotelbar nicht allzu ernst. Er ist Teil des Trainings, das Sie durchlaufen. Trainieren Sie täglich und überall, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen.
Und das bedeutet: Als heterosexueller Mann sprechen Sie jetzt einmal keine Frauen an, die Ihnen gefallen, sondern ausschließlich solche, die Ihnen nicht gefallen, und außerdem Männer, Senioren und Haustiere. So lernen Sie, dass Ansprechen nicht wehtut. Als heterosexuelle Frau sprechen Sie keine Männer an, die Ihnen gefallen, sondern ausschließlich solche, die Ihnen nicht gefallen, und außerdem Frauen, Senioren und Haustiere. Okay, die Haustiere dürfen Ihnen gefallen, und Sie dürfen sie auch mal streicheln. Auf die Art wird es für Sie etwas völlig Normales, fremde Menschen anzusprechen. Beginnend bei denen, an denen Sie kein tieferes Interesse haben, steigern Sie
sich allmählich zu solchen, die Sie sehr wohl interessieren. Zuerst ein bisschen, dann immer mehr. So erwerben Sie sich Routine und lernen zu erkennen, worauf es ankommt. Wenn Sie weitere Hilfe benötigen: Bitten Sie Ihren Chef, Sie für ein Seminar freizustellen, oder gönnen Sie sich selbst eins. Beim Nachrichtendienst heißen solche Seminare Werber-Trainings . Sollten Sie hierfür noch keine Zugangsberechtigung haben, können Sie auch außerhalb des Nachrichtendienstes an Kommunikations- und Kontaktseminaren teilnehmen.
Mein erstes Werber-Training wird mir unvergessen bleiben. Ich startete in der Erwartung, in die Geheimnisse der Informantenwerbung eingeweiht zu werden. In Wirklichkeit wurde ich mit einem unterm Hemd versteckten Mikrofon ausgestattet und erst einmal ins eiskalte Wasser geworfen: in die Lobby eines internationalen Hotels. Dort durfte ich mir nicht
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