Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)
Zusammenfassungen des Gesagten in eigenen Worten mit Rückfragen.
Genauso aufmerksam, wie Sie andere beobachten, beobachten Sie auch sich selbst, um sich keine eigene Grube zu graben und
über eine zu hohe Erwartungshaltung zu straucheln. Vergessen Sie nie: Sie sind nicht abhängig von Ihrem Gegenüber und dessen Entscheidungen. Ja, Sie verfolgen ein Ziel. Vielleicht ist es ein sehr wichtiges, und ein bestimmter Mensch mag im Moment tatsächlich als derjenige erscheinen, von dem Ihr Erfolg oder Misserfolg abhängt. Dennoch: In der letzten Konsequenz sind Sie nicht abhängig von dieser Person. Sie werden zwar alles Mögliche unternehmen, um sie dahin zu bringen, so zu entscheiden, wie Sie das möchten. Sollte sie jedoch anders entscheiden, werden Sie auch damit gut umgehen können. Agenten lassen sich nicht entmutigen. Agenten gewähren sich kurz Zeit, um durchzuschnaufen, und holen dann Plan B aus der Tasche; wenn es den noch nicht gibt, fangen sie sofort damit an, ihn zu skizzieren. Niemand kann Sie daran hindern, Ihre Ziele weiterzuverfolgen und zu erreichen. Niemand! Wenn nicht auf dem ersten angepeilten Weg, dann auf einem anderen Weg mit einem anderen Partner zu einem anderen Zeitpunkt. Ihre geistige Haltung lautet: Das ist meine erste Wahl — aber nicht meine einzige Option. Sie haben viele Optionen, und ständig kommen neue hinzu! Nichts wirkt attraktiver und anziehender auf andere Menschen als emotionale Unabhängigkeit.
Aus dem Agentenhandbuch
Sorgen Sie für ein breitgefächertes Verhaltensrepertoire, das Sie je nach Erfordernis einsetzen können.
Achten Sie auf die Signale von Aufmerksamkeit bei Ihrem Gegenüber.
Schulen Sie Ihren Blick für Feinheiten des aktiven Zuhörens.
Senden Sie nur, wenn Sie sicher sind, dass die Gegenstelle frei ist.
Entlarven Sie eine zu hohe Erwartungshaltung.
Machen Sie sich bewusst, dass Sie nicht abhängig von anderen Menschen sind.
Sie selbst sind allein für die Erreichung Ihrer Ziele zuständig – und Sie haben alle Optionen, die Sie dafür benötigen.
Die Stunde der Wahrheit
Am nächsten Tag Punkt sechzehn Uhr rief ich Tichow auf seinem Handy an. Er wartete wie verabredet am Brunnen im Innenhof des Rathauses. Und zwar seit zehn Minuten. Er hatte zwei Zigaretten geraucht. Ziemlich nervös, wie mir meine Kollegen Claus und Robert berichtet hatten, deren Stimmen ich über einen kleinen Knopf in meinem Ohr hörte. Claus, Mitte vierzig, war schon lange beim Dienst. Der sportliche, immer braungebrannte Typ galt als Schwarm vieler Kolleginnen. Das schmeichelte ihm allerdings nicht. Als introvertiertem Familienvater war es ihm eher peinlich. Robert wäre das nicht peinlich gewesen. Leider schwärmte niemand so offensichtlich für ihn. Robert war allerdings auch erst seit kurzer Zeit beim Dienst und optisch eher das Gegenteil von Claus. Was die beiden gemeinsam hatten, waren ihr Humor und ihre Offenheit, ihre Fähigkeit, über Grenzen hinauszudenken. Das alles machte sie zu einem erstklassigen Team. Ich arbeitete sehr gern mit ihnen zusammen.
Claus stand mit einem Reiseführer in der Hand und einer Kamera um den Hals nur ein paar Meter vom Brunnen entfernt. Der perfekte Tourist an einem strahlenden Herbsttag. Blauer Himmel. Schnell ziehende Wolken wie Wattebällchen. Klare Luft. Robert saß in einem Café gegenüber, mit Blick auf den Haupteingang und auf Claus. Er hatte einen Kaffee und einen Laptop vor sich. Ein typischer Geschäftsmann. Ich selbst befand mich noch einen Kilometer entfernt von unserem Zielobjekt in einem Dienstwagen. Um 15.51 Uhr hatte Claus mir gemeldet: »Er ist da.« Und Robert hatte ergänzt: »Er ist allein.« Später erfuhr ich, dass Tichow nervös wirkte und rauchte. Auch die Marke wurde mir gemeldet. Das interessierte
mich weniger als die gute Nachricht, dass er nicht telefonierte, mit niemandem sprach und — obwohl er sich mehrmals umdrehte – mit keinem Menschen Blickkontakt aufnahm. Das alles ließ uns vermuten, dass er wirklich allein gekommen war. Wenn er mit keinem Menschen über den gestrigen Vorfall gesprochen hatte, war Tichow aus unserer Sicht ein Optimalfall. Er hätte genauso gut mit einem Kumpel vor dem Rathaus warten können, dem er sich anvertraut hatte. Oder einen Kumpel in irgendeinem Auto warten lassen. Schlecht für uns. Und vielleicht auch für ihn. Denn wir sind ein starker Partner. Ist unser V-Mann kooperativ, behalten wir ihn stets im Auge. Sollte seine Organisation unter Beschuss geraten, ziehen wir ihn rechtzeitig
Weitere Kostenlose Bücher