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Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

Titel: Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Martin
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heraus. Hier liegt die Betonung auf rechtzeitig. Und das heißt: nicht einen Tag vor dem Zugriff. Lange zuvor muss ein überzeugendes Motiv zum Rückzug gefunden werden, das bestimmte Veränderungen glaubwürdig macht und den Ausstieg aus der Organisation plausibel erscheinen lässt. Es würde Verdacht wecken, wenn alle bis auf einen verhaftet würden.

Der Anruf
    Ich hätte Tichow bereits um 15.52 Uhr anrufen können, doch ich zog es vor, zu warten. Sechzehn Uhr war ausgemacht, und um sechzehn Uhr sollte er meinen Anruf erhalten. Genauso exakt würde ich in Zukunft alle meine Zusagen einhalten. So würde ich Tichow ein glasklares Bild von mir und meinen Werten übermitteln. Eindrücke, auf die er sich verlassen konnte. Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit würden eine große Rolle in unserer Zusammenarbeit spielen. Beides wollte ich von Anfang an etablieren, besonders jetzt, zu einem Zeitpunkt, da Tichow vor einer schwierigen Entscheidung stand, die ihn, das war uns allen klar, in große Gefahr bringen konnte.
    Claus und Robert beobachteten, wie Tichow sein Handy aus der Jackentasche holte, und meldeten es mir. Robert schickte noch ein »Na, dann kann’s ja losgehen« in mein linkes Ohr. Im rechten Ohr erklang bereits Tichows »Da?«. Er meldete sich mit dem russischen Wort für »Ja«.
    »Ich bin’s, der Leo.«
    Er grüßte mich mit einem weiteren, etwas entspannteren »Da«.
    »Ich freue mich, dass du gekommen bist«, erwiderte ich. Das konnte er zwar nicht sehen, doch an meiner Stimme konnte er es hören.
    »Wo bist du, ich sehe dich nicht«, sagte er, während Claus und Robert beobachteten, wie er sich suchend nach mir umdrehte.
    »Wir werden uns gleich treffen«, erwiderte ich, »schau mal nach links. Richtung Ausgang.« Ich wartete kurz und erklärte ihm dann: »In der Großen Johannisstraße siehst du ein Taxi. Der Fahrer steht neben der Beifahrertür. Er trägt eine Jeansjacke und ein blaues Hemd.«
    »Ich seh den Typen. Ja. Was soll das?«
    »Den Wagen habe ich für dich bestellt. Setz dich in das Taxi und fahr in die Domstraße Ecke Große Reichenstraße. Die Fahrt dauert nicht lang.«
    Tichow zögerte. »Wieso? Warum ein neuer Treffpunkt?«
    Ich beruhigte ihn: »Steig in das Taxi und fahr zu der Adresse. Das ist ein kleines Café.« Ich beendete das Telefonat.
    In meinem rechten Ohr hörte ich Claus’ Stimme: »Er klappt sein Handy zu. Er scheint nachzudenken. Er zündet sich eine Zigarette an, nein, er steckt die Packung weg. Er geht in Richtung Josef.«
    Josef, der Taxifahrer, war auch einer von uns. Das wusste Tichow natürlich nicht und würde es nie erfahren. Eine weitere Maßnahme, um auf Nummer sicher zu gehen. Er musste nicht wissen, wie eng wir an ihm dran waren.
    »Er spricht mit Josef. Er steigt ein«, meldete Robert.
    »Josef schließt die Tür hinter ihm«, mischte Claus sich ein.
    »Ganz Gentleman«, kommentierte Robert. In seiner Stimme hörte ich ein Grinsen.
    »Kein Wunder, dass der bei den Ladys so gut ankommt!«
    »Wer? Er oder ich?«, ging Robert darauf ein.
    Die Jungs hatten gute Laune. Die hatte ich selbst auch, schließlich lief alles nach Plan. Dennoch: Der Top-Act stand noch bevor. Und dabei würde ich ganz allein sein. Allein mit Tichow. Damit ging ich kein Risiko ein, auch wenn Tichow mittlerweile wusste, wer hinter dem sympathischen Passagier der KLM steckte. Vor der Offenbarung ist jeder Kontakt risikofrei. Deshalb werden hier auch keine besonderen Schutzmaßnahmen ergriffen, es sind keine sogenannten »Abdecker« involviert, die aufpassen und die Situation kontrollieren. Die Zielperson ahnt ja nicht, dass sie im Visier unseres Interesses steht. Und selbst wenn sie es wüsste, wäre die Situation nicht gefährlich. Bei der Offenbarung steht der potenzielle V-Mann ohnehin unter Schock. Er weiß nicht, wie ihm geschieht. Er ist mit sich selbst und seinen inneren Konflikten beschäftigt.
    Weitere Mitglieder unserer Observationsgruppe, die an der Strecke vom Rathaus in die Reichenstraße stationiert waren, meldeten nach drei Minuten, dass das Taxi zwei Kontrollpunkte passiert hatte. Ohne Verfolger. Kein Beweis, aber ein Indiz dafür, dass Tichow dichtgehalten hatte. Das ist leider nicht immer der Fall.
    Wir hatten bereits zwei Versuche unternommen, V-Männer, von denen wir glaubten, sie hätten eine Verbindung zur Gruppierung um Wladimir L., zu rekrutieren. Beide Male waren diese Versuche missglückt. Unsere Zielpersonen waren nach der Offenbarung in Begleitung bei dem

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