Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)
zum einen Dankbarkeit, denn mein Tipp bewahrte ihn vielleicht vor der Justiz. Zum anderen las ich den Vorwurf, ihn in solch einen Gewissenskonflikt zu stürzen und ihn nun in dieser prekären Situation, die gravierende Folgen für ihn haben konnte, alleinzulassen. Welches dieser beiden widerstreitenden Gefühle würde die Oberhand gewinnen? Ich blieb ruhig und gelassen. Ich vertraute darauf, dass Tichow die Situation gut meistern würde. In seinem Gewerbe war er an Spannungssituationen gewöhnt.
Er zündete sich eine Zigarette an, inhalierte tief und stieß den Rauch mit einer Entschlossenheit aus, die mir zeigte, dass er seine Entscheidung gefällt hatte. Und nach einem weiteren Zug erzählte er mir, was er über die Georgier, die das LKA im Visier hatte, wusste. Er berichtete mir nicht nur, wer die Ladung in Hamburg ablieferte, was uns aus Nords Berichten bereits bekannt war. Tichow erzählte mir auch von einem Evgenij, der für den Hafen in Batumi zuständig war. Evgenij schmiere die Verantwortlichen bei der Hafenbehörde und beim Zoll, damit sie wegschauten. Evgenij sei kein Georgier, lebe aber schon seit Jahren dort. Er stamme aus Moskau und habe eine Georgierin geheiratet. In seinem legalen Leben betreibe er einen Gemüsemarkt und beliefere mehrere große Restaurants und Hotels. Evgenij arbeite seit vielen Jahren für die Mafia und kassiere auch Schutzgelder. Zudem leite er einige Bordelle in Batumi. Also ein durch und durch sympathischer Geselle, dieser Evgenij. Tichow redete, als wäre ein Damm gebrochen, gerade so, als müsse er seinen Entschluss nun auch festigen. Er hatte sich für unsere Seite entschieden. Für den Augenblick auf jeden Fall.
Ihre dreizehnte Mission
Die Strategie der Nachhaltigkeit: das Prinzip Geben
Der Agent geht in Vorleistung. Er rechnet Geben und Nehmen nicht gegeneinander auf und erwartet von seinem Informanten nichts, was er an dessen Stelle nicht auch tun würde. Der Agent ist sich jederzeit darüber bewusst, dass er eine nachhaltige und langfristige Beziehung anstrebt.
Einer muss ja anfangen. Warum nicht Sie? Signalisieren Sie Ihrer Zielperson, dass sie Ihnen vertrauen kann, indem Sie ihr ein kleines, ganz persönliches Geheimnis preisgeben. Kündigen Sie das ruhig vorher an: »Keine Ahnung wieso, aber ich habe das Gefühl, als ob wir uns schon ewig kennen würden. Ich erzähle dir jetzt was, aber behalte es bitte für dich …«
Selbstverständlich können Sie zudem Vertrauensbeweise von anderen Menschen erwarten. Das ist richtig und wichtig. Doch Sie sollten auch mal in Vorleistung gehen, wenn Sie die Vertrauensfrage stellen. Sobald Ihnen etwas anvertraut wird, beweisen Sie, dass Geheimnisse bei Ihnen gut aufgehoben sind.
Auch ohne ausgesprochene Vertrauensbeweise können Sie Vertrauen stärken, indem Sie positive Momente schaffen. Dann fühlt sich Ihr Gegenüber wohl bei Ihnen. So bauen Sie erfolgreich weiter an der Basis für eine vertrauensvolle Beziehung. Wir vertrauen niemandem, bei dem wir uns unwohl fühlen. Vertrauen und Wohlgefühl sind Geschwister. In einer von Sympathie bestimmten Atmosphäre gelingt es Ihnen auch, Ihr Gegenüber zu Veränderungen zu motivieren.
Beraten Sie die Zielperson, wie Sie einen Freund beraten würden. Helfen Sie weiter und vor allem: Verlangen Sie für Ihre Unterstützung keine Gegenleistung. Die Gegenleistung kommt dann von ganz alleine. Vielleicht nicht sofort, vielleicht nicht von Ihrem V-Mann, aber sie wird kommen. Irgendwo aus Ihrem Umfeld.
Nutzen Sie jede Gelegenheit, Ihr Gegenüber immer besser kennenzulernen. Dazu gehört eine Kommunikation, die über das sachlich und beruflich notwendige Maß hinausführt. Der direkte Weg ist nicht unbedingt der schnellste Weg zum Ziel. Nehmen Sie persönliche Informationen stets bereitwillig entgegen, um Ihr Interesse für einen anderen Menschen deutlich zu machen. So schaffen Sie eine gute Atmosphäre, in der Veränderung möglich ist. Unter Veränderung verstehen wir als Agenten jene Richtung, in der unsere Zielfahne flattert. Sie wissen ja bereits: Allein der Umstand, dass Sie ein klares Ziel verfolgen, bedeutet keineswegs, dass Sie Ihr Gegenüber manipulieren. Auf Ihr Ziel kommt es an. Was möchten Sie erreichen? Und warum? Sollten Sie bewusst zum Nachteil anderer Menschen agieren, würden Sie sich langfristig selbst schaden und sich als Agent disqualifizieren.
Vergessen Sie nie, dass eine produktive Zusammenarbeit Gegenseitigkeit voraussetzt. Und das gilt nicht nur für
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