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Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

Titel: Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Martin
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einen bemerkt«, erwiderte Tichow. Damit hatte er Recht. Claus war wie geplant unsichtbar geblieben.
    »Und du hast dich nicht getäuscht?«, fragte ich vorsichtig.
    Tichow knurrte irgendetwas. Er war sich absolut sicher. Auch das gefiel mir. Er ließ sich nicht beirren. Und Tichow beeindruckte mich noch stärker, denn als Nächstes beschrieb er Robert bis ins letzte Detail, schätzte sogar sein Alter korrekt, fast als hätte er ihn fotografiert. Ich hätte mir keinen besseren V-Mann wünschen können. Eine exakte Beobachtungsgabe, gekoppelt mit einem fotografischen Gedächtnis, war in diesem Job eine großartige Hilfe.
    »Saubere Arbeit«, lobte ich, »gerade jetzt ist es wichtig, dass wir auf der Hut sind.«
    Tichow nickte. Seit dem Zugriff des LKA am Tag zuvor waren seine Hintermänner besonders aufmerksam. Auch wenn er nicht in
Verdacht geraten war, konnte es sich um eine Routineüberwachung handeln. Ich hätte Tichow lieber bereits gestern getroffen, doch das war leider nicht möglich. Nun war ich sehr froh, dass er mir unbeschadet gegenübersaß.
    »Es war einer von unseren Leuten«, sagte ich in nebensächlichem Ton. »Ich wollte sichergehen, dass niemand an dir dranhängt. Wegen gestern.«
    »Versager«, zischte Tichow. Dann grinste er und fuhr sich mit der rechten Hand durch die Stoppelfrisur. Selbstzufrieden stellte er fest: »Der Typ hätte genauso gut gleich eine Fahne schwenken können.«
    Ich ließ mich nicht auf diesen Verbesserungsvorschlag ein. »Du hast gut reagiert. So wünsche ich mir das. Mit dir kann man arbeiten.«
    Wir nippten beide an unserem Kaffee.
    Plötzlich sagte Tichow: »Danke für den Tipp.«
    Ich schwieg.
    »Sie haben die ganze Ladung kassiert«, fuhr er fort.
    Ich nickte. Das hatte ich bereits von Sabine gehört. Ursprünglich hätte sich der Zugriff gezielt auf den Wagen der Georgier richten sollen. In letzter Minute war den Eingriffskräften ein Begleitfahrzeug aufgefallen, und die Aktion wurde ausgeweitet. Bei der Polizei haben offensichtlich nicht nur die Drogenhunde sagenhafte Spürnasen. So flog auch der Lkw mit der Heroinladung auf. Dieser Fang war das Top-Thema der Hamburger Zeitungen. Sogar der Tagesschau im Ersten war er ein paar Sekunden wert gewesen.
    »Die Georgier haben Haschisch mitlaufen lassen«, erzählte Tichow mir.
    »Deshalb sind sie überhaupt erst in das Visier des LKA geraten«, erwiderte ich.
    Tichow kniff die Augen zusammen und legte den Kopf schräg. Ich ließ ihm Zeit, diese Information zu verdauen. In seinem Blick las ich die Frage, ob das wirklich stimmte. Und wie viel ich im Voraus über
den LKA-Zugriff gewusst hatte. »Normalerweise bin ich nicht bei den Übergaben dabei«, begann Tichow zögernd.
    »Ich habe ein Foto von dir, auf dem du bei einer Übergabe zu sehen bist.« Ich lächelte ihn offen an. Das war kein Bluff. Ich bezog mich auf das Bild, mit dem Tichow vor einigen Monaten meine Aufmerksamkeit erregt hatte. Einen langen Arbeitstag hatte ich im Biergarten ausklingen lassen wollen — bis Sabine mit der roten Mappe auftauchte … Das war im Frühling gewesen. Damals hatte ich noch keine Ahnung von Tichow gehabt. Ich vermutete damals, er wäre derjenige, der die Ware entgegennahm. Sicher wussten wir bis heute lediglich, dass er der Mieter der Halle und als Geldkurier unterwegs war.
    Ich nahm einen Schluck von meinem Mineralwasser, das ich zu den zwei Kaffee bestellt hatte, und fragte: »Hast du Ärger bekommen?«
    Tichow zögerte und kramte nach seinem Feuerzeug. Seinen Gesten entnahm ich, dass das zutraf.
    »Was hast du ihnen gesagt?«, fragte ich.
    Tichow zuckte mit den Schultern.
    »Keiner hat Verdacht geschöpft?«, bohrte ich nach.
    Er funkelte mich an. »Ich hab sie zur Sau gemacht: Erklärt mir gefälligst, wie das passieren konnte. Ich will wegen so einer Scheiße nicht auffliegen, kapiert!«
    Zufrieden lehnte ich mich zurück. Etwas Besseres, als in die Offensive zu gehen, konnte er gar nicht tun. Er hatte das gemacht, was ich ihm geraten hätte, wenn er mich gefragt hätte.
    Er spielte abwechselnd mit dem Feuerzeug und einer Zigarettenschachtel. Es machte ihn nervös, wenn er nicht rauchen konnte. Er steckte die Schachtel zurück in seine Jackentasche, knipste das Feuerzeug an, aus, an, aus, schüttelte den Kopf. »Die Georgier also. Und das stimmt?«
    Ich nickte.
    Tichow würde nun wahrscheinlich Nachforschungen anstellen und beweisen, dass die Georgier die Lieferung verraten hatten. Das hätte ich jedenfalls an seiner Stelle getan.

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