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Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

Titel: Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Martin
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Trefforte am Telefon niemals namentlich genannt — eines der vielen Relikte aus den Hoch-Zeiten der Spionageabwehr. Als ich pünktlich eintraf, wartete Tichow bereits. Wie mit der Observation abgesprochen, lud ich ihn in einen Biergarten ein. Der Herbst hatte sich in den letzten Tagen erwärmt, und um die Mittagszeit konnte man den frühen Oktober mit ein wenig gutem Willen fast als späten August bezeichnen. Bei milden einundzwanzig Grad saß ich mit Tichow im Schatten unter einer Kastanie, die schon einige Blätter gelassen hatte, ein bunter Teppich um unsere Bierbank, und genoss ein kühles Radler. Die entspannte Atmosphäre zwischen uns freute mich; auch sie war ein gutes Omen für eine langjährige Zusammenarbeit. Im Biergarten herrschte ein fröhliches Treiben. Mütter mit Kindern, Radfahrer, Rentner, Pärchen und auch Geschäftsleute, die ihr Meeting kurzerhand nach draußen verlegt hatten. Tichow und ich sprachen über das Wetter und den FC St. Pauli. Die Hamburger hatten am Wochenende grottenschlecht gespielt, und Tichow hatte sich noch nicht davon erholt. Er war regelrecht deprimiert und kickte die Wenns und Abers hin und her. Ich hörte ihm eine Weile zu, doch als er zum dritten Mal eine in seinen Augen falsche Schiedsrichterentscheidung monierte, sagte ich unvermittelt: »Ich weiß, dass in den nächsten Tagen eine Lieferung über die Merw-Route kommt.«
    Tichow starrte in sein Glas. Ja, da konnte man eine Menge beobachten. Wie die kleinen Schaumkrönchen aufplatzten. Wie Luftblasen hochstiegen. Dieses Sprudeln schien ihn mehr zu faszinieren als die Erkenntnis, wie viel wir wussten. In der Zwischenzeit hatte er sich anscheinend daran gewöhnt, dass wir sehr nah an ihm dran waren. Von unserem V-Mann Nord wussten wir, dass bei der letzten Lieferung abermals einiges schiefgelaufen war, wenn wir auch keine Ahnung hatten, was. Diese Probleme waren wohl dafür verantwortlich, dass der Abstand zur nächsten Lieferung verlängert worden war. Normalerweise hätte längst eine neue Lieferung unterwegs
sein müssen — mindestens eine. Aber man ging auf Nummer sicher. Wartete ab, bis sich irgendwelche Wogen, die wir noch nicht benennen konnten, geglättet hatten. Dieser Zeitpunkt schien nun gekommen. Wir hatten über Nord Kenntnis von der bevorstehenden Lieferung erhalten.
    Tichow schaute noch immer in sein Glas.
    »Du darfst nicht am Treffpunkt sein, wenn die Lieferung ankommt. Falls du hinmusst, geh erst, wenn ich dir grünes Licht gebe«, bat ich ihn.
    Überrascht blickte er auf. »Wie meinst du das?«
    »Mehr kann ich dir nicht sagen«, antwortete ich.
    Lang und prüfend musterte er mich. Diese Information ging ihm an die Substanz. Sie betraf das Kerngeschäft seiner Machenschaften in der Schattenwelt. Er war noch nicht so weit, sich mir in dieser Sache anzuvertrauen. Und das konnte ich gut nachvollziehen. Zu viel stand für ihn auf dem Spiel.
    Tichow wollte wissen, was ich wusste, dabei war ihm klar, dass ich es ihm nicht sagen würde. Wir waren darüber informiert, dass das Landeskriminalamt, kurz LKA, einen Zugriff plante. Diesen wollten wir nicht bereits im Vorfeld vereiteln. Wir waren außerdem darüber informiert, dass das LKA nichts von der Merw-Route wusste. Es hatte einen Tipp bekommen, dass ein paar Georgier Haschisch nach Deutschland schmuggelten. Dass diese Georgier zum Begleittross einer großen Lieferung Heroin gehörten, wusste es nicht. Das LKA kannte allerdings die Fahrtroute und plante einen Zugriff. Nur wusste derzeit niemand genau, wann und wo.
    Als Polizeibehörde unterliegt das LKA dem sogenannten Legalitätsprinzip. Sobald die Polizei von einer Straftat, wie es der Besitz und Handel mit Haschisch ist, erfährt, muss sie Strafverfolgungsmaßnahmen einleiten. Das ist ihre Pflicht. Ihre Ermittlungen muss
sie nicht von Anfang an offenlegen. Auch die Polizei kann eine gewisse Zeit verdeckt arbeiten, um mehr zu erfahren und dann umso erfolgreicher einzugreifen. Doch dieser Möglichkeit sind zeitliche, rechtliche, operative und logistische Grenzen gesetzt, die beim Nachrichtendienst wesentlich weiter gesteckt sind. Darin besteht der große Vorteil der Geheimdienste. Sie unterliegen dem Opportunitätsprinzip und haben in den oben genannten Fragen einen gewissen Ermessensspielraum. Unsere leisen Aufklärungsmaßnahmen sind perfekt dafür geeignet, langfristig tiefer in eine Organisation einzudringen. Verdeckte Strukturermittlungen sind die Kernkompetenz des Nachrichtendienstes. Grundsätzlich

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