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Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

Titel: Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Martin
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Und ich war sicher, dass er dasselbe im Sinn hatte, als er mich wissen ließ: »Ich habe die Sache unter Kontrolle.«
    »In dieser Position kannst du die Sache nicht unter Kontrolle haben. Wir werden was Besseres für dich finden.«
    Wieder holte er die Zigaretten aus seiner Jackentasche. Er musste jetzt dringend eine rauchen. Ich spürte, dass ich ohnehin nicht mehr erfahren würde bei diesem Treffen, auch wenn ich nur zu gern gehört hätte, was an jenem Morgen genau vorgefallen war. Tichow war noch nicht bereit dazu, es mir zu erzählen. Bis jetzt deckte er seine Hintermänner, von denen ich nicht wusste, wie viele er kannte. Wie wichtig war Tichow derzeit für die Organisation? An einer Schlüsselstelle würden wir ihn erst nach einiger Zeit installieren können. Andererseits war er intelligent genug, um vielleicht mehr zu wissen, als gut für ihn war, was er sich wiederum nicht würde anmerken lassen.
    Ich beschloss, es für heute dabei bewenden zu lassen. Tichow hatte mich, den Nachrichtendienst und unsere Arbeit geschützt. Hätte er sich anders verhalten, hätten die involvierten Organisationen alle Mann abgezogen und die Lieferung gestoppt. Tichow hatte ein zweites Mal bewiesen, dass ich mit ihm rechnen konnte. Nun musste er beweisen, dass er innerhalb der Organisation jeden Verdacht, dass er etwas von dem Zugriff gewusst hatte, erfolgreich abstreiten konnte. Er musste sich decken und schützen und sich dabei gleichzeitig immer weiter öffnen. Das Ziel war es, dass er mich zu seinen Hintermännern führte. Und vielleicht auch noch zu denen dahinter. So hoch wie möglich. Bei seinen Qualitäten konnte ich mir gut vorstellen, dass wir mit seiner Hilfe bis in die Spitze vorstoßen würden.
    »Die Phase vom Erstkontakt bis zur Preisgabe von Fakten aus dem Beobachtungsobjekt (etwa der Nennung von Namen anderer
Aktivisten) kann sich über Monate hinstrecken. Entscheidend hierfür ist, inwieweit es dem Werber in den Unterredungen gelungen ist, den Verratskomplex bei der Zielperson abzubauen. Dieser korreliert mit dem Aufbau des Vertrauensverhältnisses.«
    Quelle: Nachrichtendienstpsychologie, Band 1
    Obwohl ich Tichows kriminelle Geschäfte nicht guthieß, akzeptierte ich seine Andersartigkeit. Für Agenten gilt diese Haltung als unabdingbare Voraussetzung im Umgang mit einem V-Mann. Sobald wir dessen kriminelle Geschäfte abwerten, zerstören wir damit unsere Basis. Unser V-Mann misst unser Verhalten an seinem Wertesystem. Das muss uns zu jeder Zeit klar sein. Er selbst wird sein Verhalten nicht abwerten. Sonst würde er es ja verändern.
    Als Agenten haben wir dennoch Spielraum und beziehen Stellung, ohne abzuwerten. Nach unserem Empfinden entspricht das Verhalten eines Kriminellen nicht der derzeit gesellschaftlich gewünschten Norm. Als logische Folge muss er mit den Konsequenzen leben, die sich daraus ergeben. Er entscheidet. Möchte er das – oder nicht?
    So beziehen wir Stellung, ohne ihn abzuwerten.
    Das führt automatisch dazu, dass ein Nein nicht bis in alle Ewigkeit ein Nein bleibt. Zum Beispiel, was die Frage betraf, die Tichow sich fortwährend stellen musste: Würde er mit mir kooperieren oder nicht?
    Jeder Mensch bewertet Situationen ständig aufs Neue. Jedes Mal, wenn sich der Kontext und die Rahmenbedingungen wandeln, wenn sich ein Detail ändert oder ganz einfach wenn neue Informationen, Eindrücke, Erfahrungen hinzukommen. All dies führt zu einer fortwährenden Modulation unserer Sichtweise, und daraus resultieren neue Bewertungen. So kann aus einem Nein relativ schnell ein Ja werden. Manchmal dauert es auch länger. Wichtig ist die Erfahrung, dass ein Nein wandelbar ist. Ein Nein betrifft stets nur das Hier und Jetzt. Agenten wissen, dass es sich lohnt, dranzubleiben.

Ihre vierzehnte Mission

Andersartig, nicht abartig
    Der Agent akzeptiert andere Menschen so, wie sie sind. Er weiß das Verhalten von der Person zu trennen. Auch wenn das Verhalten unerwünscht ist, kann die Person erwünscht bleiben. Und das ist für sie konstant erlebbar durch das Verhalten und die Kommunikation des Agenten.
    Wir alle möchten so geliebt und angenommen werden, wie wir sind. Doch das scheint manchmal unmöglich. Ständig sollen wir die Erwartungen anderer Menschen erfüllen. Manche dieser Ansprüche sind nachweislich vorhanden, andere vermuten wir lediglich. In jedem Menschen gibt es die Sehnsucht danach, einfach so sein zu dürfen, wie er / sie ist. Wenn Sie diese Sehnsucht erfüllen, fühlen sich andere

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