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Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

Titel: Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Martin
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zur Verfügung. Obwohl in der Theorie Aufgaben und Ziele optimal aufeinander abgestimmt sind, ergeben sich in der operativen Praxis große Herausforderungen und manchmal handfeste Interessenkonflikte. Das LKA in die Situation einzuweihen und zu offenbaren, dass ein Mann zu uns gehört, ist keine Option. Um einen V-Mann zu schützen, darf seine Zusammenarbeit mit unserem Haus nicht bekannt werden. Nirgendwo. Auch nicht bei der Polizei, den Ministerien oder anderen Sicherheits- oder Verwaltungsbehörden. Hier
müssen zwar keine undichten Stellen vermutet werden, doch auch dort arbeiten Menschen, und ein Verrat passiert manchmal unabsichtlich, aus schlichtem Versehen. Quellenschutz hat oberste Priorität. Aus diesem Grund ist selbst hausintern die Identität eines V-Mannes kaum einer Handvoll Menschen bekannt: dem Werber, dessen unmittelbarem Vorgesetzten, einem Beschaffer und dem Leiter der operativen Sicherheit. Die Personalkarten der V-Leute, die sogenannte Quellendatei, ist das geheimste und am besten gehütete Herzstück jedes Nachrichtendienstes. Die einzige Möglichkeit, etwas geheim zu halten, ist — es geheim zu halten und mit niemandem darüber zu sprechen. Mit niemandem. Die kleinste Ausnahme ließe den Informationsprozess vollends außer Kontrolle geraten. Informationen sind eine heiße Ware im Geheimdienst. Und genau die versuchte Tichow mir jetzt zu entlocken.
    »Warum soll ich mich raushalten?«, bohrte er nach.
    »Ich kann dir nicht mehr sagen, außer dass es dieses Mal anders für euch ablaufen wird als erwartet.«
    Tichow schaute eine Weile durch die Gegend, ohne wahrzunehmen, was um uns herum ablief. Er sah die drei jungen Frauen mit den Hüfthosen und Steißgeweihen nicht, die Richtung Ausschank scharwenzelten. Er sah auch den jungen Golden Retriever nicht, der sich in einem verunfallten Sauerkraut wälzte, was farblich kaum auffiel. Tichow schaute in sich hinein, schob das Für und Wider hin und her. Mir war klar, dass er, sobald gerufen, nicht einfach wegbleiben konnte. In seiner Branche gab man keinen gelben Zettel mit einer Krankmeldung ab, wenn man mal einen schlechten Tag hatte. Sonst wurde ein schlechter Tag sehr schnell zu einem ganz schlechten Tag. Falls seine Leute auch nur den geringsten Verdacht schöpften, würde es für Tichow eng. Die Russenmafia ist nicht zimperlich. Darauf brauchte ich Tichow nicht hinzuweisen. Er gehörte schließlich dazu. Vielleicht musste er bei der Übergabe präsent sein? Würde alles andere sein Umfeld alarmieren?
Könnte man ihm sonst unterstellen, von dem Zugriff gewusst zu haben?
    Tichow räusperte sich. »Das ist nicht so einfach«, sagte er zögernd.
    Ich nickte. »Ich weiß. Aber ich weiß auch, dass dir was einfallen wird.«
    Er verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. Es wirkte ein wenig kläglich.
    »Versäum deinen Flieger oder setz dein Auto an eine Wand. Du findest einen Grund. Du bist Profi.«
    »Okay«, sagte er. Seine Stimme klang heiser.
    Ich ahnte, was ihm durch den Kopf ging. Mein Vertrauensbeweis an ihn entwickelte sich zu einem Alptraum. Wie konnte er seine Haut retten? In den Knast wollte er natürlich nicht, nicht einmal in einen deutschen Knast, obwohl dieser für ihn, der bereits in Russland hinter Gittern gesessen hatte, wie ich aus seiner Einbürgerungsakte wusste, vergleichsweise wie ein Wellnesshotel ausgestattet war. Wie sollte er seinen Leuten erklären, warum er diesmal nicht auf Abruf bereitstand? Oder sollte er seinen Leuten einen Tipp geben? Sie warnen? Sie würden wissen wollen, woher Tichow Bescheid wusste. Auch auf diesem Weg würde er sich Gefahren aussetzen, denn obwohl er bisher noch keine brisanten Informationen geliefert hatte, würde die Russenmafia es nicht goutieren, dass er sich auf all diese Treffen mit mir eingelassen hatte. Selbst wenn er behaupten würde, er hätte versucht, mich zu bestechen und als Spitzel zu werben — Tichows Lage war schwierig. Und meine auch, falls er ernsthaft die Möglichkeit in Betracht zog, seine Leute zu warnen. Sie war schon schwierig genug, weil es den Anschein hatte, Tichow würde auch bei der bevorstehenden Übergabe eine Rolle spielen. Das war keine Position, in der ich einen V-Mann langfristig akzeptieren konnte.
    Tichow saß tief in seine Gedanken versunken neben mir. Dann auf einmal hob er den Kopf und schaute mich an. Ich wich seinem Blick nicht aus. Er suchte nach Antworten, die ihm bei der Entscheidung helfen sollten, ob er mir vertrauen könne. In seinen Augen las ich

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