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Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

Titel: Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Martin
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stehen Polizei und Nachrichtendienst in einem kooperativen Kontakt und arbeiten eng zusammen — spätestens gegen Ende jeder nachrichtendienstlichen Ermittlung, wenn der Fall an die Verfolgungsbehörden übergeben wird. Von manchen Zusammenhängen erfährt die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen erst, wenn bei uns alle erreichbaren Informationen auf dem Tisch liegen und die Organisation transparent — gläsern, wie wir sagen — geworden ist. Hier übernehmen Polizei und Staatsanwaltschaft das Verfahren und gehen in die offene Phase der Ermittlungen über — mit Zugriffen, Durchsuchungen, Festnahmen, Identitätsfeststellungen, Beschlagnahmungen und allem, was dazugehört.
    Wenn alles gut lief, würde den Kollegen vom LKA nicht auffallen, dass die Georgier Teil eines Konvois waren. Doch auch beim LKA gibt es mit allen Wassern gewaschene Profis. Da es bei dem Zugriff jederzeit zu unerwarteten Zwischenfällen kommen konnte, musste ich Tichow weiträumig fernhalten. Es wäre schon suboptimal für unsere Ermittlungen, wenn die Heroinlieferung auffliegen würde, doch sollte obendrein Tichow gefasst werden, wäre das sehr bitter für uns. Einen Mann wie ihn, mit so vielen Optionen, wollte ich nicht verlieren. Doch das konnte ich Tichow nicht sagen. Ich
musste darauf vertrauen, dass er meine Warnung verstand, auch wenn sie ihn in eine schwierige Situation brachte.
    Ich hoffte, dass Tichow bei der Übergabe nicht präsent war. Doch Genaues wusste ich nicht, und er sagte es mir nicht. Noch nicht. Es gab im Berichtsaufkommen eine Spur, die darauf hindeutete, dass Tichow nur einsprang, wenn Not am Mann war. Er war sozusagen der Ersatzmann für einen Letten, der sich von einer Schussverletzung erholte — so weit das Gerücht. Angeblich hatte er sich beim Reinigen seiner Waffe selbst verletzt. Leider hatte Nord nicht in Erfahrung bringen können, wann der Lette zurückkehren würde. Ich hoffte, bald; denn dass Tichow weiterhin Drogenlieferungen entgegennahm, vertrug sich nicht mit den Regeln für unsere Zusammenarbeit:
    Du gibst mir Informationen.
    Ich sorge dafür, dass du niemals als Übermittler dieser Informationen bekannt wirst.
    Du wirst von uns niemals den Auftrag erhalten, dich strafbar zu machen. Du darfst dich in unserer Zusammenarbeit auch sonst nicht strafbar machen. Wenn du es dennoch tust, musst du mit den Konsequenzen leben. Ich kann mich dafür einsetzen, dich so gut wie möglich aus der Situation herauszuholen, doch ich kann dich dann nicht retten.
    Als Mieter der Lagerhalle war Tichow eine kleine Nummer, und seine Weste zierten noch einige weiße Stellen. Als Geldkurier waren die weißen Stellen schmutzig geworden. Das Rauschgift bei einem Transport in Empfang zu nehmen, kam einer Schlammpackung gleich. Mit einer dergestalt schwarzen Weste konnte ich nicht zusammenarbeiten. Für eine langfristige, erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Nachrichtendienst brauchte Tichow eine Funktion in der Organisation, die es ihm erlaubte, an brisante Informationen
zu gelangen, ohne dabei ein hohes Risiko einzugehen. An so einer Stelle wollte ich ihn platzieren. Mit der von ihm gemieteten Halle — eine ziemlich clevere Konstruktion — konnte ich mich abfinden, allerdings würde ich hier eine Veränderung forcieren. Tichow sollte sie untervermieten. Ich wollte ihn so weit wie möglich aus der Schusslinie ziehen. Und selbstverständlich würde Tichow seinen Job als Geldkurier aufgeben müssen. So sah meine Strategie aus, die es in der Zukunft mit kluger Planung, Bedacht und einigen Nachhilfeeinheiten zu verwirklichen galt. Wenn alles so funktionierte, wie ich mir das vorstellte, konnte ich Tichow innerhalb der Organisation in einem Vierteljahr neu positionieren. Das bedeutete nicht, dass er dann außerhalb des Spannungsfeldes leben würde. Den V-Mann mit der weißen Weste gibt es nicht.
    Polizei und Nachrichtendienst haben unterschiedliche Aufgaben. Wo sich die Interessen überschneiden, muss gründlich abgewogen werden: Sollen wir das LKA unterrichten? Es so unterrichten, dass kein gesetzlicher Verfolgungszwang (Legalitätsprinzip) entsteht — oder alles laufen lassen, wie es läuft, und den V-Mann oder andere eigene operative Interessen so gut wie möglich heraushalten? Polizei und Nachrichtendienst unterliegen ihren eigenen gesetzlichen Verpflichtungen. Beide haben eine klare Aufgabenstellung, um die rechtsstaatliche Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten. Beiden steht dazu ein eigenes rechtliches Instrumentarium

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