Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)
Menschen in Ihrer Gesellschaft wohl. Akzeptieren Sie andere, wie sie sind. Nötigen Sie niemanden, eine Rolle zu spielen, eine Maske zu tragen. Überprüfen Sie Ihr Verhalten aufmerksam auf diese Einschränkungen hin. Manchmal senden wir solche Signale ganz unbewusst aus.
Zeigen Sie Ihrem Gegenüber gerade auch in schwierigen Situationen, dass Sie ihn akzeptieren. Sie respektieren seine Andersartigkeit. Drängen Sie ihn nicht dazu, sich in Ihr Bild vom Leben einzupassen.
Sobald Sie emotionale Widerstände zu einem Thema bemerken, entschärfen Sie die Situation. Mit der Geschmeidigkeit eines Agenten wechseln Sie zu einem anderen, positiv belegten Gesprächsthema. Ihre Mitmenschen sollten stets wissen, dass Sie
sich immer loyal verhalten, auch wenn sie Ihren Erwartungen vielleicht nicht entsprechen.
Ihr Gegenüber fühlt sich wohl mit Ihnen, weil Sie nicht immer Recht haben müssen. Deshalb widersprechen Sie auch nur dann, wenn es für die Durchsetzung Ihrer Ziele absolut nötig ist. Agenten kontrollieren jede Situation, und falls sie in Streit mit anderen geraten, überprüfen sie zuerst ihr eigenes Verhalten. Haben sie ein Thema vielleicht zu ernst genommen und sich hineingesteigert? Um mentale und emotionale Kontrolle zu erlangen, ist es hilfreich, sich die Ziele der Mission ins Gedächtnis zu rufen.
Das bedeutet keineswegs, dass Sie unangenehme Themen immer großräumig umfahren sollten. Sie können sie durchaus anschneiden — behutsam. Wenn Sie sich vor Augen halten, dass Ihr Gegenüber, wie alle Menschen, befürchtet, enttäuscht zu werden, verstehen Sie auch seine Hemmungen in Bezug auf brisante Themen. Gehen Sie immer wieder auf solche Problemthemen ein. Drängen Sie nicht, aber bleiben Sie am Ball. Dramatisieren Sie Situationen nicht. Wann immer eine realistische Chance auf ein Happy End besteht, thematisieren Sie die positive Seite und strahlen Zuversicht aus. Nach und nach werden die Bedenken Ihres Gegenübers verschwinden. Denken Sie daran: Ein Nein ist keine rote Ampel für immer. Sie bestimmen, wann Schluss ist. Jede Ampel schaltet irgendwann um. Erst auf Orange, dann auf Grün. Sie können andere Menschen zu einer neuen Erfahrung führen, damit sie es wagen, neue Entscheidungen zu treffen.
Aus dem Agentenhandbuch
Akzeptieren Sie die Menschen, wie sie sind.
Stellen Sie Ihre Loyalität unter Beweis.
Verzichten Sie auf Rechthabereien.
Seien Sie sich unterschiedlicher Wertesysteme bewusst.
Nähern Sie sich Problemthemen mit Behutsamkeit.
Strahlen Sie Zuversicht aus.
Das Spannungsfeld zwischen Vertrauen und Verrat
Bei unserem nächsten Treffen fuhr ich, kurz nachdem Tichow in meinen Wagen gestiegen war, in flottem Tempo über eine rote Ampel. Tichow umklammerte den Türgriff. »Hey! Rot!«, rief er. »Willst du uns umbringen?«
»Nein. In Sicherheit. Noch zwei solche Ampeln, und wir wissen, dass niemand an uns dranhängt.«
Er schaute mich fragend an.
»Standardmaßnahme«, erklärte ich knapp.
Für solche und ähnliche Fälle sind Agenten von den Regeln der Straßenverkehrsordnung befreit. Weil Dienstwagen von uns aus nachvollziehbaren Gründen weder über Blaulicht noch Martinshorn verfügen, führen wir eine sogenannte 46-2-Bescheinigung mit uns. Ein unscheinbares graues Stück Papier, das uns, immer dann, wenn es nötig ist, Ausnahmen von den üblichen Verkehrsregeln erlaubt. Wenn wir verfolgt werden, einen V-Mann in Sicherheit bringen müssen oder eine Zielperson observieren, können wir uns von roten Ampeln, Tempolimits und Einbahnstraßen nicht aufhalten lassen.
Tichow wandte das Gesicht ab und schaute aus dem Fenster. Den Türgriff ließ er nicht los.
Auch wenn die rote Ampel vor allem ein willkommenes Accessoire für meine Inszenierung darstellte, aus der Luft gegriffen war diese Vorsichtsmaßnahme nicht. Nach der LKA-Aktion vor einigen Tagen mussten wir mit einer erhöhten Aufmerksamkeit seitens der Organisation rechnen.
Solche Inszenierungen dienten auch dem hohen Status, den der Nachrichtendienst bei Tichow einnehmen sollte. Als Agenten sind
wir uns stets über unseren Status bewusst und vergessen niemals, dass wir, auch ohne ein Wort mit anderen Menschen zu sprechen, ein Bild von uns im Kopf des anderen erzeugen. Dazu muss natürlich keine rote Ampel überfahren werden. Wir sind erfolgreich, wenn das Bild, das im Kopf des anderen entsteht, genau mit dem übereinstimmt, das wir für diese Mission anstreben. Und als Agenten wissen wir, dass es vieler Wiederholungen bedarf, ehe
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