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Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

Titel: Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Martin
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Geheimdienst weiß. Er bekommt von uns so viel Information wie nötig und so wenig wie möglich.
Unser Ziel ist es keinesfalls, ihm diese Unsicherheit zu nehmen und unsere Lücken zu offenbaren; vielmehr wollen wir unser Wissen durch sein Wissen ergänzen und auf den aktuellen Stand bringen. Dazu gehört manchmal, scheinbar mehr zu wissen, als man weiß — und manchmal weniger. Diese Taktik erfordert Fingerspitzengefühl. Ergänzt wird das durch die Erfahrung in solchen Gesprächssituationen. Letztlich ist es wie überall: Übung macht den Meister. Der Agent gibt einige wenige Informationen preis — ohne genau zu überblicken, was sie bewirken. Was geht im Kopf des V-Mannes vor? Je besser dieser seine Gefühle unter Kontrolle hat, desto schwieriger. Der Agent sieht nicht, wie groß die »Gedankenblase« ist, die sich im Kopf des V-Mannes öffnet. Ist er erleichtert, dass der Agent nur so wenig weiß? Oder erschrocken, dass er sogar das weiß? Welche Bedeutung hat diese Information für das System der Organisation?
    »Der Russe an sich«, wie mein Mentor Gerhard Walt gern zu sagen pflegte, assoziiert Geheimdienst mit KGB. Beziehungsweise mit dem Klischee des russischen Geheimdienstes, und zwar aus jenen Zeiten, als der Eiserne Vorhang noch stand. Seinerzeit war der Kомитет государственной безопасности, kurz KGB, eine allgegenwärtige und allmächtige Institution mit Geheimdienst- und Polizeibefugnissen. Der Einfluss des KGB entschied über Gefängnis oder Freiheit. Und hin und wieder verschwand auch mal jemand. »Der Russe an sich« glaubt also zu wissen, was ihn erwartet, wenn er Geheimdienst hört, und das ist gewiss nichts Angenehmes. Die Palette der Möglichkeiten reicht bis zu Berufsverbot, Sippenhaft, Verbannung.
    Die Realität des deutschen Geheimdienstes ist damit natürlich nicht zu vergleichen. Und das ist auch gut so. Auf der einen Seite können uns Klischees dieser Art in der Anfangsphase zwar unterstützen, auf der anderen Seite gilt es sie danach schnell zu entkräften. Denn auch wenn sie anfänglich vielleicht das Erinnerungsvermögen
oder die Bereitschaft zur Zusammenarbeit beschleunigen, boykottieren sie im weiteren Verlauf doch den Vertrauensaufbau. Und der hat Priorität. Immer. Schließlich ist er die Voraussetzung für alles Folgende.

Das Schließfach
    »Wer gibt dir das Geld, das du nach Amsterdam bringst?«, fragte ich Tichow.
    Mittlerweile lagen mir Fotos vor, die ihn in der Cafébar einer Autobahnraststätte in Amsterdam zeigten, während ein unbekannter Mann eine schwarze Puma-Tasche aus dem nicht abgeschlossenen Kofferraum von Tichows Leihwagen, einem dunklen 5er BMW holte. Wir wussten nicht, was sich in der Tasche befand, doch der Schluss lag nahe: Geld aus Drogen- oder anderen illegalen Geschäften.
    Tichows Augen wurden noch blauer. »Welches Geld?«, fragte er.
    »Willst du schon wieder Fotos mit mir anschauen?«, fragte ich leicht gelangweilt.
    »Nur Frauen schauen gerne Fotos an«, entschied er, kratzte sich am Kinn und gab mir Auskunft: »Aus einem Schließfach.«
    Ich schwieg. Er wusste sehr wohl, dass mir diese Antwort nicht genügte. Er kaute auf einer neuen Antwort herum, wie ich seinen malmenden Backenmuskeln entnahm. Geduldig wartete ich das Ergebnis ab. Sagte nichts. Irgendwann würde er es nicht mehr ertragen und die Stille brechen. Ich fixierte ihn, ließ nicht locker.
    »Ich hole mir den Schlüssel in einem Restaurant ab. Einem Steakhouse in Frankfurt.« Er zögerte. »Da musst du mal hin«, riet er mir. »Die Ofenkartoffeln …«
    Gleich würde er mir die Speisekarte vortragen. Vorwärts und rückwärts. Ich hob die Hand. Prompt wechselte Tichow zur Belegschaft.
»Der Besitzer ist ein guter Mann, ein braver Mann. Hat fünf Töchter. Eine schöner als die andere, weißt du.« Er zwinkerte mir zu.
    »Super«, sagte ich. »Ofenkartoffeln. Frauen. Und weiter?«
    »Er weiß nicht, was läuft. Er gibt mir nur den Schlüssel.«
    »Und warum macht er das?«
    »Das ist ein netter Mann. Er tut einen Gefallen. Ist doch nichts dabei.«
    »Nein, klar. Man kann ja sein Schutzgeld auch in Naturalien bezahlen, stimmt’s?«
    Tichow verdrehte die Augen. »Immer denkst du gleich so was.«
    »Rate mal, wer mich auf solche Ideen bringt.«
    »Da. Gut. So könnte man es sagen«, gab Tichow zu.
    Auch wenn die Geschichte nicht zwangsläufig stimmen musste, klang sie doch realistisch, denn wer auch immer sein Boss war, ihm war daran gelegen, nicht mit diesen

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