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Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

Titel: Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Martin
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Geschäften in Verbindung gebracht zu werden, deshalb würde er wohl kaum Tichow zu sich nach Hause einladen — »Was darf ich dir zu trinken anbieten? Scotch? Whiskey? Oder bleibst du bei Wodka?« –, um ihm dort einen Schlüssel für ein Schließfach zu übergeben.
    »Das Geld ist meistens in einer schwarzen Tasche. Die fahre ich nach Amsterdam. Kurz vor Amsterdam, an einer Raststätte, wird sie abgeholt. Ich weiß nicht, von wem.«
    »Und warum sperrst du den Wagen dann nicht ab?«, ließ ich mich auf sein Spielchen ein.
    »Weißt du, Leo: Weil ich an das Gute im Menschen glaube.«
    »Da haben wir ja eine Gemeinsamkeit«, erwiderte ich.
    Tichow grinste.
    »Und du fährst immer nur an einer Raststätte raus?«, fragte ich in dem Wissen, dass Tichow mehrere Raststätten ansteuerte. Das war ziemlich gewieft und erschwerte uns die Observation, da wir viele Leute platzieren mussten. Normalerweise werden solche Verschleierungsmaßnahmen
nur bei einem konkreten Verdacht gefahren. Oder jemand will wirklich auf Nummer sicher gehen. Ein Profi wie Tichow.
    »Nein, das mach ich öfter. Ich mag Raststätten«, behauptete Tichow mit ernster Miene.
    »Ach ja. Die gute Luft. Und das gute Essen.«
    Er nickte. »Da.«
    Ich schwieg.
    Nach einer Weile seufzte Tichow. »Okay. Ich sage es dir. Der Typ ist Afghane. Mehr weiß ich nicht. Wir reden nie. Ich gebe ihm das Geld für die nächste Lieferung. Das ist alles. Je weniger man weiß, umso besser.«
    »Klar. Aber manchmal weiß man mehr, als man wissen sollte.«
    »Kann schon sein«, erwiderte er vage.
    »Und dann?«, bohrte ich. »Wie geht es weiter?«
    »Ich fahre nach Schiphol und treffe manchmal im Flugzeug so Leute, die Jachten bauen, weißt du. Eigentlich nette Leute. Aber sie haben zu viel Hunger auf Antworten.«
    Tichow nahm also kein Rauschgift entgegen. Er war lediglich als Geldkurier unterwegs. Diese Information beruhigte mich. Da konnte er gern seine Witze darüber reißen, dass ich unter falscher Flagge segelte.
    Üblicherweise tauschen Kuriere Geld gegen neuen Stoff. Wenn Tichow das getan hätte, wäre es mein dringendster Job gewesen, ihn diesbezüglich arbeitslos zu machen. Mit mehreren Kilo Rauschgift im Gepäck hätte ich ihn nicht schützen können, er wäre vielmehr das Zielobjekt gewesen. Doch Tichow war nur der Geldkurier und Mieter der Halle und sprang hin und wieder bei einer Übergabe ein. Er passte gut auf sich auf. Auch das gehört zu den Fähigkeiten, die einen hervorragenden V-Mann auszeichnen.
    »Ich bin nicht verrückt und fahre Ware über die Grenze!«, ließ Tichow mich mit einem leicht empörten Unterton wissen, als fände er es ärgerlich, dass ich ihn für so dumm halten könnte.
    »Wie können wir es organisieren, dass deinen Job als Geldkurier in Zukunft ein anderer macht?«, fragte ich ihn direkt.
    »Aber das ist ein guter Job! Triffst du so nette Leute im Flugzeug. « Er grinste mich breit an.
    »Du kennst unsere Regeln«, erwiderte ich.
    Für heute hatten wir meiner Meinung nach genug gescherzt. Ich schaute ihm in die Augen und fragte: »Was geschieht mit dem Stoff, der in deiner Halle lagert?«
    Tichow merkte, dass die Stimmung gewechselt hatte. Er blickte starr geradeaus.
    »Kann ich rauchen?«, fragte er nach einer Weile.
    Ich nickte. »Aber mach das Fenster auf.«
    Er drückte auf den Knopf, und die Scheibe fuhr hinunter.
    »Was passiert mit den Drogen, nachdem sie in deiner Lagerhalle gelandet sind?«, wiederholte ich.
    Er zuckte mit den Schultern. »Weißt du, so viele Leute haben Platz gemietet bei mir.«
    »Willst du behaupten, dass du dir das Zeug zum Eigengebrauch bringen lässt?«, fragte ich ihn.
    »Das reicht mir gerade mal übers Wochenende«, behauptete er.
    »Deshalb siehst du montags immer so beschissen aus?«
    »Das ist besser, als die ganze Woche beschissen auszusehen«, sagte Tichow und schaute mich lange an. Plötzlich mussten wir beide lachen. Es war ein angespanntes Lachen. Tichow kämpfte mit sich. Er brauchte Zeit. Schweigend rauchte er die Zigarette zu Ende, warf die Kippe aus dem Fenster. Als er endlich sprach, fauchte er wie ein Drache.
    »Okay, ich habe zweimal was genommen von den Drogen. Für einen Freund.«
    »Für dich oder für einen Freund?«, vergewisserte ich mich. Mit einem Drogenabhängigen zu arbeiten, hat keinen Sinn. Die Sucht würde immer stärker sein als jede Vereinbarung und auch als jedes Vertrauen. Diesbezüglich hatten wir Tichow überprüft.
    »Bin ich verrückt?«, fragte Tichow. »Nicht

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