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Ich krieg die Krise! (German Edition)

Ich krieg die Krise! (German Edition)

Titel: Ich krieg die Krise! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Dieter;Evers Claus;Nuhr Wiglaf;von Wagner Dagmar;Droste Katinka;Schönleber Buddenkotte
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Saturnmitarbeiterinnen, »wir haben den Tresen schon mal freigeräumt, damit Sie Platz für Ihre Autogrammkarten haben.«
    Autogrammkarten ist ein gutes Stichwort. Gehört irgendwie dazu, finde ich.
    »Wo sind die denn?«, frage ich.
    »Ja, haben Sie denn keine mit?«
    Ich habe noch nicht mal Autogrammkarten. Ich war auf den plötzlichen Ruhm nicht eingestellt. »Äh«, sage ich, »da hat mein …, da haben meine Agenten wohl vergessen welche zu schicken.«
    Die beiden Damen nicken verständnisvoll.
    »Na, dann werden wir wohl  … improvisieren müssen?«
    Was hätte Erich Fromm an meiner Stelle jetzt getan? Haben oder Sein? Ich bestelle das neue Auto wieder ab. Und fotokopiere im Saturn-eigenen Copyshop mit meinem letzten Geld 200 Mal mein Passfoto. Dichter sind erfinderisch.
    Um’s kurz zu machen: Eine Stunde am »Kartenvorverkaufsdesk« des »Saturn-Ticketcorner« kann verdammt lang sein, vor allem, wenn nur alle zehn Minuten jemand vorbeikommt, um nach dem Preis für » Riverdance in Düsseldorf« zu fragen.
    Ich habe exakt drei Autogramme gegeben. Zwei an die zauberhaften Mitarbeiterinnen des Saturn und eines an einen älteren Herrn, der meinte: »Gib misch eins für meine Nichte, die sammelt jeden Scheiß.«
    So fühlt sich also Ruhm an.
    [ 1 ] »Iltschi«: Winnetous Pferd; im Gegensatz zu »Hatatitla«, Old Shatterhands Gaul.
    [ 2 ] Privatjets finde ich albern. Außerdem möchte ich den Zeitungen lesen: »Der Erfolg ist ihm nicht zu Kopf gestiegen, er ist völlig normal geblieben.«

Jess Jochimsen: Hörbücher und Kapitalismus
     
    Irgendwann begann es, dass Menschen nach einer Lesung fragten: »Gibt’s das auch als Hörbuch? Wissen Sie, das ist einfach was anderes als Lesen.« Richtig, das ist Hören.
    Vielleicht ist es an der Zeit, sich mit dem Thema mal auseinanderzusetzen.
    Am meisten Schwierigkeiten mit dem Aufkommen von Hörbüchern hatte mein Buchhändler, der Gustav. Das ist so ein gediegener Altlinker mit allem, was dazugehört: Wenn man in seinen Laden reinkommt, steht da zuallererst mal die Auslage mit den Marx-Engels-Werken; wie der großartige Matthias Deutschmann einmal reimte: »Ein paar Bände KAPITAL / stabilisieren das Regal.«
    Für den Gustav waren Hörbücher gar nichts. Es gab Platten mit Musik drauf und Bücher mit Buchstaben drin. Fertig. Furchtbar war das für den Gustav, als auf einmal gepiercte Kapitalisten-Kinder in seinen Laden kamen, die sonst immer gegenüber bei der Eisdiele rumlungerten und mit ihren tiefergelegten Hosen die Straße saubermachten. Zu zehnt kamen die in seinen Buchladen und fragten nach Bertold Brecht: »Brecht bitte. Einmal reicht, können wir ja brennen!«
    Und der Gustav durfte noch nicht mal eine Demo organisieren.
    Mittlerweile gibt’s Hörbücher in seiner Buchhandlung, aber nicht viele. Für den Gustav gehören da nur Bücher hin, CDs sollen in den Plattenladen. Das ist ja das Hauptproblem von Hörbüchern: Plattenladen oder Buchhandlung?
    Ich geb das gerne zu: Als ich mein erstes Hörbuch gemacht habe, bin ich schon zu Saturn und World of Music und so rein, um zu gucken, ob ich da stehe. Weil’s halt cool gewesen wäre, aber ich stand da nie. Und meine Kumpels standen da auch nie. Dabei haben wir richtig tolle CDs gemacht. Aber im Laden gab’s die nicht.
    Ich habe mich dann von den Hörbuch-Verlagen bemustern lassen und mir angewöhnt, die CDs von mir und meinen Kumpels einfach dazulassen in den Plattenläden. Ich habe sie alphabetisch korrekt einsortiert und bin gegangen. Einfach so. Im Münchner WoM wurde ich einmal erwischt und fast bestraft dafür. Man darf das nämlich nicht.
    »Das wird bei uns geahndet wie Diebstahl«, erklärte mir der Geschäftsführer.
    »Wie jetzt? Ich habe doch gar nichts gestohlen, im Gegenteil, ich habe etwas dagelassen.«
    »Das ist dasselbe. Wenn nicht noch schlimmer!«
    Eine Logik, die sich mir nicht unmittelbar erschloss, aber der Plattenmann klärte mich auf: »Schauen S’, die können Sie nicht einfach dalassen. Auf jeder CD ist doch ein Strichcode drauf. Und jetzt findet die jemand, geht zur Kasse, bezahlt und nimmt das Teil mit nach Hause.«
    »Ich habe davon gehört. Das nennt man Kaufhandlung.«
    »Und irgendwann, Sie Volldepp, wird dann Inventur gemacht …«
    Ja, ich Volldepp, dann wird nämlich Inventur gemacht und dann stellt sich raus, dass zu viel Geld in der Kasse ist, was natürlich schrecklich ist, und dann braucht es Tage, bis der Fehler gefunden ist. So hat das der Plattenmensch gesagt,

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