Ich krieg die Krise! (German Edition)
wörtlich: »Im schlimmsten Fall, junger Freund, im schlimmsten Fall bricht das ganze System zusammen!«
Das ganze System gleich … Wer hätte gedacht, dass Hörbücher eine solch durchschlagende Wirkung haben könnten?
Um zu einem versöhnlichen Ende zu kommen: Es stehen noch Hunderte von mir hineingestellte CDs in den Läden. Wenn Sie also das System zerschlagen wollen, kaufen Sie Hörbücher. Wollen Sie hingegen die Plattenindustrie schützen: Klauen Sie!
Luise Kinseher: Ich krieg die Krise – In meiner Stammkneipe gibt es heute Steckrüben
Igitt, was soll das denn? Steckrüben? Stand nicht die Steckrübe in all ihren Variationen schon im Ersten Weltkrieg auf dem täglichen Speiseplan deutscher Volksküchen? Damals eine ausgeklügelte Verteidigungsstrategie gegen den Aushungerungsplan der Kriegsgegner. Am Herd war Kreativität angesagt: Von der Steckrübe gab es Pudding, Klöße, Auflauf, Marmelade und sogar Koteletts. Wenn der Deutsche was kann, dann kochen mit einer einzigen Zutat. Und jetzt geht das wieder los! Das ist die Krise: Finanzkrise, Bildungskrise, Klimakrise und jetzt auch noch die Ernährungskrise. Die Getreidelager sind leer, die Preise für Reis und Weizen steigen explosionsartig und schuld ist der Chinese. Weil der nicht mehr wie früher genügsam an seinem Shiitake-Pilz lutscht, sondern nun auch lieber Hamburger vertilgt und fetttriefende Chicken McNuggets in seinen Schlund presst! Essen wird noch knapper. Nur wer verzichtet, überlebt. Wir müssen zurück zur deutschen Kernkompetenz: Hungern für das Vaterland und wieder Steckrüben essen. Egal! Ich bin schließlich eh zu dick. Laut Ernährungsstudie sind wir übrigens alle zu dick und Menschen mit geringer Bildung sind noch dicker. Das heißt, je blöder, umso fetter. Zumindest dürfte eine Portion Steckrüben meine Intelligenz nicht gefährden, weil dick werde ich davon bestimmt nicht, ich bin ja schon dick und gemessen daran offenbar auch unendlich blöd. Ich nehme also das heutige Essensangebot an, bestelle dazu ein stilles Wasser und beschließe den Beginn einer Radikaldiät. Mir graut es. Vielleicht würde ein Volkshochschulkurs in Philosophie auch reichen? Wenn blöd dick macht, warum dann nicht schlank durch klug?
Die Frage ist jetzt nur, wie viele Philosophiekurse muss ich besuchen, damit ich fünf Kilo leichter werde oder wie schlank könnte man werden, wenn man Immanuel Kants Kritik der reinen Vernunft auswendig lernt. Nicht, dass der Schuss nach hinten losgeht: Ich werde dünner und dünner, bin schließlich nur noch ein Gerippe und verschwinde komplett im Nirwana der Überstudierten! Der allgemeine Werteverfall und Moralverlust könnte damit zu erklären sein, dass alle, die sich mit Kant auskennen, so dünn geworden sind, dass man sie mit dem normalen Auge nicht mehr erkennen kann.
Ich probier es dann doch lieber mit Mathe. Vielleicht wird man davon nicht ganz so mager: Ich will schließlich die Traumfigur. Der neue Weg zur Traumfigur durch Rechenleistung! Die Entfernung von der Erdoberfläche im Quadrat zum Raumlabor Columbus mal zwei, minus dem chinesischen Bruttosozialprodukt, geteilt durch die Wurzel aus dem Mondumfang, ergibt exakt mein Idealgewicht!
Im Weltraum wäre Abnehmen ein Kinderspiel, auch ohne Bildung. Erstens verringern sich in der Schwerelosigkeit Hunger und Durst und zweitens braucht es unheimlich viel körperliche Anstrengung, um die schwerelos herumschwebende Nahrung einzufangen.
Übrigens ist es die Schwerkraft, die uns eigentlich dick macht, genauer die Schwerkraft des Mondes. Die Kraft des Mondes zieht uns nämlich in die Höhe, nur wegen dem Mond gibt es überhaupt den aufrechten Gang! Würde es nämlich den Mond mit seinem Gegengewicht zur Erde nicht geben, würde uns die Anziehungskraft der Erde permanent auf den Boden klatschen. Nur durch den vom Mond ermöglichten aufrechten Gang haben wir unterhalb des Kopfes überhaupt Platz in die Breite zu gehen! Ohne Mond wären wir Flachwesen, so ähnlich wie Plattfische, gedatschte Flundern, bestenfalls mit Watschelfüßen und Flossenfinger.
Dass das mit dem Mond so ist, weiß ich übrigens noch aus der Schule! Von wegen mangelnde Bildung wäre schuld, dass ich zu dick bin! Der Mond ist schuld! Das Problem kommt aus All! Ohne Mond wären wir nicht zu dick, da wären wir flach und hätten ganz andere Probleme.
Der Kellner bringt mir die Steckrüben. Sie sehen widerlich aus. Weil der Chinese uns alles wegisst, muss ich hungern. Das ist nicht die
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