Ich krieg die Krise! (German Edition)
zurück, verarschen könne ich mich selber, man möge mir gefälligst meinen Austritt bestätigen. In der nächsten Antwort hieß es, der Austritt sei erst mit Ablauf des Beitragsjahres möglich. »Gut«, schrieb ich zurück, »dann bleibe ich bis dahin noch Mitglied, aber ich verlange: Wenn der ADAC demnächst wieder im Namen von Millionen von Mitgliedern spricht, muss er sagen: ›Millionen von Mitgliedern – außer Kalle Pohl‹.« Zack, war ich draußen.
Demnächst wird sowieso alles anders, dann fahren die Autos nur noch elektrisch. Das ist ja geplant. Außerdem Verkehrsleitsysteme, in denen der Fahrer gar keinen Einfluss mehr auf die Geschwindigkeit hat. Da hocken wir dann wie in der Bahn. Das hat zwar immer noch den Vorteil, dass man nicht neben hundert anderen sitzen muss, die in ihr Handy brüllen, aber das ist auch alles.
Ich sage Ihnen, wir werden uns noch wehmütig an die Vergangenheit erinnern.
»Wir sind noch dabeigewesen«, werden wir sagen, »wir haben noch Ottomotoren hochgejagt, wir haben noch von Hand geschaltet und Zwischengas gegeben, wir haben noch die Ideallinie in den Kurvenbelag gefräst – die Älteren sogar noch ohne Kat! Und haben dabei Roth-Händle geraucht! Das hatte was!«
Ich weiß, das ist ökologisch völlig unkorrekt, aber wenn man gerade im Energiespargefunzel sein Joghurtbecherchen in den gelben Sack wurstelt oder draußen im Regen das Grünglas vom Braunglas trennt, dann gehen einem solche Gedanken schon mal durch den Kopf.
Andreas Rebers: Mehr Sicherheit
Ich beobachte in den letzten Jahren, dass überall in unserer Gesellschaft das Thema »Sicherheit« immer stärker in den Mittelpunkt rückt. Ob es die Sicherheit am Arbeitsplatz ist, im alltäglichen Leben oder im Sport.
Für alles gibt es Protektoren, entsprechende Funktionskleidung, aus atmungsaktiven Mikrofasern mit entsprechender Climaproof -Technologie, die sich bei gleichzeitiger 3-D-Schnittführung perfekt den Körperbewegungen anpasst, um im Ernstfall für ausreichend Security zu sorgen. Wir sind von Gefahren umgeben und je sorgfältiger man seine Zukunft plant, desto wirkungsvoller trifft einen der Zufall. Wir müssen mit allem rechnen. Ich gehe ja auch nicht mehr ohne Lawinenpiper in die U-Bahn, und zum Einkaufen nehme ich mittlerweile grundsätzlich einen Verbandskasten und Impfstoff gegen die Schweingerippe mit.
Auch der Sport ist nicht mehr das, was er mal war. Früher hatte man einfach nur Turnzeug in einem Turnbeutel und damit ging es zum Schulsport, zum Schwimmen und zum Fußball. Fertig. Damals war adidas die Marke mit den drei Streifen. Also, Lesen, Schreiben, Rechnen und heute klingt die Produktpalette wie das Sicherheitskonzept für den bevorstehenden Krieg der Sterne.
Höhepunkt des Auf- oder auch Ausrüstungswahns ist die unaufhaltsame Ausbreitung des Helms. Ich sehe ja nur noch Helme. Kinder, Frauen, Männer. Für jeden Lebensbereich gibt es den passenden Helm. Zum Skifahren, zum Kajakfahren, zum Schlittschuhlaufen und natürlich zum Fahrradfahren. Vor allem beim Offroadbiking, wenn man nicht online ist. In meiner Familie sind gegenwärtig 26 verschiedene Helme im Einsatz. Und als ich neulich mit meinem Sohn zum Fußball gehen wollte, sagte meine Frau: »Setzt euch bitte die Helme auf. Nur zur Vorsicht!!« Ich antwortete: »Wir wollen nicht zum Länderspiel Ägypten gegen Algerien. Wir wollen selber spielen!« »Ja, dann doch gerade. Stell dir mal vor, du bekommst einen Ball an den Kopf …!«
Als mein Sohn und ich die Integralhelme aufsetzten, fiel mir ein, dass Roberto Carlos mit 155 km/h inoffiziell den härtesten Schuss der Welt hat. Damit wäre er auf den Schweizer Autobahnen seinen Führerschein los. Und wenn du so einen Knaller vor die Rübe kriegst, dann ist erst mal Mittagsschlaf angesagt. Na okay. Sicher ist sicher. Auf dem Bolzplatz waren wir natürlich die totalen Honks, doch das muss man aushalten, wenn man Vorbild sein will. Beim Skifahren, war es am Anfang genauso. Keiner wollte. Und jetzt, wo unsere Profis alle Helm tragen, tragen auch die Normalos welche.
Ich denke, dass der Profi-Fußball hier mittelfristig gefordert ist. Gerade Hammerschützen, wie Naldo, stellen eine potentielle Gefahrenquelle dar, die eine zukünftige Helmpflicht im Stadion rechtfertigen könnte. Bislang hat die Prophylaxe im Fußball keine Rolle gespielt, aber das muss sich im Zuge der Verhelmisierung der Zivilgesellschaft ändern. Und wenn wir schon dabei sind, die Sicherheitsstandarts auf dem
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