"Ich laufe, um zu laufen ...": Eine Frauen-Laufen-Anthologie (German Edition)
Ich lernte zwei Fuß lahme Männer kennen, die sich von mir überreden ließen, den Marathon zu Ende zu laufen. Nach 5:54 Stunden erreichten wir das Ziel. Diesmal gefeiert von vielen. Die meisten waren ja schon da. - Die Kenianer saßen schon wieder im Flugzeug. - Das Ziel, wieder ein aufblasbarer roter Bogen, stand noch. Jetzt wollte ich schneller werden. Ich meldete mich im Verein an und ließ mich in die 6:30-min/km-Gruppe eingruppieren. Leider keuchte ich immer hinterher und plötzlich machte mir das Laufen keinen Spaß mehr. Auch bei den Wettkämpfen über zehn Kilometer, wo ich imhinteren Mittelfeld ankam, ging der Spaß verloren. Ich wurde viel krank und musste mehrmals bei den Wettkämpfen aufgeben. Das alles nur, um etwas schneller zu werden? Ich würde sowieso nie zu den richtig Guten gehören.
Ich begann, bei uns im Verein eine " Schneckengruppe" zu bilden. Plötzlich machte das Laufen wieder Spaß. Immer hinten, aber immer mit Kontakt zum Publikum, immer Zeit für ein kleines Schwätzchen zwischendurch. Jetzt hatte ich auch wieder Spaß an Marathons. Der Berlinmarathon - ein ganz tolles Ereignis. Ich bin gemütlich nach 6:06 Stunden eingelaufen. Diesmal fragte sogar mein Mann, was ich unterwegs gemacht hätte, weil ich so glücklich und gutaussehend das Ziel erreichte. 2009 hatte ich einen Startplatz beim Mallorca Marathon gewonnen. Hier bin ich sechs Stunden lang mit einem Redakteur der Laufzeit gelaufen. Netterweise hat er mich vorher nie gefragt, was ich unterwegs so mache. Nach sechs Stunden und 16 Sekunden wusste er es: 42,195km laufen und fast jeden Kilometer gut gelaunt genießen.
Das habe ich mir verdient…
Wer nicht mein Glück hat, als VIP-Läuferin beim TUI Mallorca Marathon starten zu dürfen, sollte sich aber schon überlegen, ob er sich diesen Marathon, eine gut organisierte Veranstaltung mit schönem Drumherum nicht einfach mal gönnen sollte. Die nicht laufende Ehefrau oder der nicht laufende Ehemann ist dann vielleicht auch dankbar, dass er so ein Marathonwochenende im Wellnesshotel und an der Strandpromenade verbringen darf anstatt im Remscheider Wald beim Röntgenlauf im Regen. Aber zurück zu mir, ich hatte janun das Glück, die Rundum-Versorgung gewonnen zu haben. Ich verzichte an dieser Stelle auf den Bericht über das tolle Hotel, das leckere Essen und die supernette und herzliche Atmosphäre, die während der Gesamtreise herrschte.
Ich will einfach nur von dem Marathontag berichten. Das Wetter war für uns „ein regnerischer Spätsommertag“. Für die Spanier oder die Mallorquiner anscheinend schon die Höchststrafe, jedenfalls machten die Sicherheitskräfte in ihren Winterjacken und mit ihren Fleecemützen den Eindruck. Am Start herrschte gute Stimmung. Achim Achilles und Eckardt von Hirschhausen alberten herum. Ich kam mir schon ein bisschen fehlplatziert vor in der ersten Reihe. Schon meine Beine verrieten mich. Ich gehörte hier vorne nicht hin, denn jeder einzelne Oberschenkel neben mir hatte ungefähr den halben Umfang meiner Beine. Allerdings nahmen die schnellen Hirsche meine Anwesenheit mit freundlicher Gelassenheit. Dann der Startschuss. Das Feld zog an mir vorbei.
Nach etwa drei Minuten erreichten mich die ambitionierten Freizeitsportler. Nun war es vorbei mit der freundlichen Gelassenheit. Jetzt nahm ich es aber freundlich gelassen. Nach zwei Kilometern war ich endlich in meinem mir bekannten Schneckenumfeld. Nun holte mich auch Ulf, ein Journalist, ein, der mich während der ersten Hälfte begleiten wollte (oder sollte). Obwohl es zu regnen begann, war die Stimmung hier hinten gut. Ich nahm mir vor, zukünftig nur noch in Spanien zu laufen, da der Schlachtruf: Venga Inga, so nett klingt. Leider nahm der Regen zu und das Publikum ab. Die Spanier hatten wohl auch Schwierigkeiten mit der frühen Morgenstunde. Nach dem ersten Wendepunkt kam zu dem Regen auch noch hässlicherGegenwind. Ulf und ich beschäftigten uns mit der Aufmunterung von Mitläufern, die wir überholten. Wir trafen Anja, die ihren ersten Halbmarathon lief und offensichtlich nicht mehr ganz so viel Spaß hatte wie ihr Fanclub, den wir zwei Kilometer weiter vorne sahen. In der Altstadt von Palma hörte der Regen auf. Mein Mann feuerte uns netterweise alle zwei Kilometer an. Leider mussten wir ansonsten das Publikum animieren, zumindest zu lächeln.
Die Altstadt von Palma ist sehr schön. Viele verwinkelte Gässchen mit netten kleinen Cafés. Hier saßen meist müde, frierende Leute. Nett war es an
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