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Ich lebe lieber hier und jetzt

Ich lebe lieber hier und jetzt

Titel: Ich lebe lieber hier und jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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hinüber, der sich übers Papier
beugte. Wie weich die Haut seines gebräunten Nackens aussah. Wenn wir Kinder
hätten, wären sie das ganze Jahr über so braun und hätten goldbraune Haare, die
in der Sonne immer so schön glänzen. Sie sah erschrocken
weg. Was war los mit ihr? Sie wusste noch nicht einmal, wie er hieß!
    Er hob den Kopf. »Studierst du
an der Brown?«
    Serena sah zum Wagenfenster
hinaus. Die Scheibe war so schmutzig, dass er sich darin spiegelte. Er hatte
lange schwarze Wimpern, die sich nach oben bogen, und der Blick seiner braunen
Augen war so sanft wie der von Bambi. »Noch nicht, aber vielleicht ab Herbst.«
    Ah, Sekunde mal - wollte sie
vor fünf Sekunden nicht noch nach Harvard?
    »Das wäre schön«, sagte er
leise und wandte sich wieder der Zeichnung zu.
    Serena begriff selbst nicht,
was in sie gefahren war, aber sie hatte plötzlich totale Lust auf ihn. Und wenn ich mich einfach
rüberbeuge und ihn küsse?, fragte sie sich. Der Fahrer konzentrierte sich so auf
die Übertragung irgendeines Baseballspiels im Radio, er würde garantiert
nichts mitkriegen.
    »Übrigens machst du das super«,
sagte der Typ plötzlich. »Du könntest an der Brown für den Aktzeichenkurs
Modell sitzen. Professor Kofke ist immer auf der Suche nach guten Modellen.«
    »Danke. Ich hab sogar schon ein
bisschen gemodelt...« Sie stockte, weil sie sich plötzlich total angeberisch
vorkam.
    Er schob sich den Bleistift
wieder hinters Ohr und betrachtete sein Werk. »Mir ist es egal, ob ein
Aktmodell schön ist oder nicht. Ich zeichne meistens sowieso nur Hände.«
    Serena spähte über seine
Schulter. Er duftete wirklich nach Pfefferminze. »Auf deiner Zeichnung sehen meine
Hände viel schöner aus als in echt. Ich meine, schau dir mal den Daumennagel
an, total abgekaut! Und dann der hier...« Sie hielt den kleinen Finger ihrer
linken Hand in die Höhe. »Das Nagelhäutchen ist total entzündet!«
    Aber er schaute noch nicht
einmal hin. Er öffnete den Reißverschluss einer Seitentasche des Rucksacks, zog
ein zusammengefaltetes Stück Papier heraus und drückte es Serena in die Hand.
    Es war eine aus einer
Zeitschrift herausgetrennte Seite. Serena faltete sie auf. »In sieben Tagen zum
Waschbrettbauch«, las sie die Überschrift.
    »Andersrum.«
    Es war die Anzeige für »Serenas
Tears«. Sie sah sich weinend in einem gelben Sommerkleid im verschneiten
Central Park stehen.
    »Heißt du eigentlich wirklich
so? Serena?«, fragte er und sah sie mit seinen Rehaugen an.
    »Ja.«
    Er nahm ihr die Anzeige wieder
aus der Hand. »Es stimmt gar nicht, dass ich bloß Hände zeichne. Das war
gelogen. Ich hab gedacht, ich träume, als du mich vorhin an der Tankstelle
angesprochen hast. Ich bin nämlich seit zwei Monaten dabei, dich zu malen. Die
Anzeige hier ist meine Vorlage. Das Bild steht in meinem Atelier in der Uni.
Ich bin aber noch nicht fertig.« Er faltete die Anzeige sorgfältig zusammen und
steckte sie in die Rucksacktasche zurück. Dann streckte er ihr die Hand hin.
»Ich heiße Christian.«
    Serena gab ihm die Hand und
ließ sie in seiner. Wahrscheinlich hätte er ihr jetzt unheimlich vorkommen müssen,
aber stattdessen fand sie ihn nur noch interessanter. »Sag mal, hast du
vielleicht Lust, mir nachher ein bisschen was von der Uni zu zeigen?«, fragte
sie. »Eigentlich bin ich ja mit meinem Bruder verabredet, aber ich komme viel
zu spät, und er ist bestimmt schon in irgendeiner Bar versumpft.« Erik würde
nicht sauer sein, wenn sie ihn versetzte. Geschwister sind daran gewöhnt, von
ihren Geschwistern versetzt zu werden. Und außerdem konnte Christian ihr
wahrscheinlich viel mehr zeigen.
    O ja, ganz bestimmt.

 
    b
wird mitglied eines exklusiven zicken-zirkels
    Die Ungarn waren mittlerweile
von drei uniformierten Wärterinnen des Smithsonian Museums abgelöst worden, die
Whitney Houstons »And Iiiiiiiiiiiii will alwaijs love youuuu!« sangen.
    Und zwar so, dass es richtig
wehtat.
    Nach ihrem Kurztelefonat mit
Nate war Blair schnurstracks zur Theke gegangen und hatte einen Pitcher Pink
Grapefruit Margarita bestellt.
    »Ihr habt mir das Leben
gerettet«, bedankte sie sich bei Rebecca, Forest, Gaynor und Fran, als sie den
Pitcher auf den Tisch stellte. Die vier besoffenen Mädchen, deren Köpfe schon
bedenklich wackelten, nickten zufrieden. Blair setzte sich, zündete sich eine
Zigarette an, nahm einen Zug und reichte sie dann an Rebecca weiter. »Ich bin
echt froh, dass du mir die Uni gezeigt hast, und nicht irgendeine

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