Ich lebe lieber hier und jetzt
sogar
etwas mit Brigid anfangen, wenn er wollte.
Das Dumme war bloß, dass er die
ständigen Trennungen von Blair gründlich satt hatte. Schließlich wussten sie beide,
dass sie zusammengehörten - und zwar für den Rest ihres Lebens. Außerdem war es
ihm im Gegensatz zu Blair wirklich absolut schnuppe, auf welcher Uni er landete.
Er konnte sich sogar vorstellen, die nächsten Jahre erst mal gar nicht zu
studieren. Tja.
Soweit er es beurteilen konnte,
gab es im Moment nur eine Möglichkeit, dass er und Blair wieder auf gleicher
Augenhöhe spielten - sowohl die Brown als auch Yale mussten ihre Zusagen
zurückziehen. Und um das zu erreichen, gab es wohl keinen erfolgversprechenderen
Weg, als das Arschloch zu spielen.
Scheiß drauf!, sagte er sich.
Er stand auf und half Brigid in ihre Jeansjacke, die sie über ihren Stuhl
gehängt hatte. Als er ihr sanft eine Haarsträhne unter dem Kragen hervorzog,
strich er ihr wie zufällig mit dem Finger über den Hals. Sie standen dicht
nebeneinander. Brigids Atem duftete süß wie Limonade, wie Hawaiian Punch, um genau
zu sein. »Wie scharf ist die Brown eigentlich auf mich?«, murmelte er ihr ins
Ohr.
Ihre Pupillen weiteten sich.
»Sehr«, flüsterte sie mit bebender Stimme.
Ihr Hotelschlüssel lag auf dem
Tisch. Nate griff danach und steckte ihn ein.
»Sehr«, flüsterte sie noch
einmal.
Der Kellner reichte Nate eine
Plastiktüte mit dem in Alufolie verpackten kiloschweren Krustentier. Nate
stellte die Tüte auf dem Tisch ab und legte einen Arm um Brigids Taille.
Der Klang seiner Stimme widerte
ihn selbst an, als er sagte: »Zeigs mir.«
Womit er ziemlich sicher nicht
das Essen in der Tüte meinte.
malerische aussichten für s
Nur eine halbe Stunde, nachdem
sie in Richtung Providence aufgebrochen waren, bat Serena den Fahrer, an einer
Tankstelle anzuhalten. Der Tankstellenshop war winzig und miserabel bestückt,
aber sie holte sich eine Cola, ein Twix und eine Tageszeitung, um etwas zu tun
zu haben, während sie sich nach Drew sehnte. In der Nähe der Zapfsäulen stand
ein junger Typ und hielt ein Schild in die Höhe, auf dem »Brown« stand. Er
hatte ausgewaschene Jeans und ein frisches blau-weiß gestreiftes Hemd an,
seine nackten Füße steckten in Segelschuhen. Auf dem Rücken trug er einen
dieser hochkompliziert aussehenden Profi-Wanderrucksäcke. Seine schwarzen
gelockten Haare glänzten wie frisch gewaschen und er wirkte ziemlich normal.
»Sollen wir dich mitnehmen?«,
rief sie ihm zu.
Der Typ fuhr herum. »Wen...
mich?«
Serena gefielen seine großen,
offenen braunen Augen. »Ich muss auch zur Brown. Wenn du willst, kannst du in
meiner Limousine mitfahren.«
Er lächelte verlegen und folgte
ihr. Im Wagen setzte er sich dicht ans Fenster und stellte den Rucksack zwischen
sie beide. Serena bemerkte aus dem Augenwinkel eine kleine bunte Flagge, die
darauf aufgenäht war. Sie trank von der Cola und tat so, als wäre sie in ihre
Zeitung vertieft. Nachdem sie eine Weile gefahren waren, zog ihr neuer
Mitfahrer Block und Bleistift aus dem Rucksack. Serena nahm an, er würde für
die Uni arbeiten oder einen Brief schreiben, aber als sie gähnend den Kopf aufs
Polster legte und dabei einen verstohlenen Blick riskierte, stellte sie
überrascht fest, dass er sie skizzierte. Um genauer zu sein - ihre Hände.
»Krieg ich das Bild, wenn du
fertig bist?«
Er zuckte zusammen, als hätte
er so diskret gezeichnet, dass sie nichts mitgekriegt haben konnte. Er klappte
den Block hastig zu und schob sich den Bleistift hinters Ohr. »Oh, entschuldige
bitte.«
»Das ist schon okay.« Serena
räkelte sich, dehnte die Arme über dem Kopf und ließ sie sich in den Schoß fallen.
»Ich träume hier sowieso nur so vor mich hin. Mach ruhig weiter.«
Er schlug den Block wieder auf.
»Es macht dir wirklich nichts aus?«
»Wirklich nicht.« Schließlich
war sie Profimodel. Sie lehnte sich zurück und legte die Hände wieder genauso
hin wie vorher. »Okay so?«
»Mhmm.« Er nickte und begann
wieder zu zeichnen. Seine Haut war gebräunt, er hatte volle schwarze Locken und
duftete nach frischer Pfefferminze.
Serena schloss die Augen und
versuchte sich in Erinnerung zu rufen, wie Drews Haare ausgesehen hatten.
Sein Mitbewohner Wade war rothaarig gewesen, das wusste sie noch, und Drews
Haare waren... irgendwie dunkelblond gewesen... oder kastanienbraun? Sie
konnte sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern. Sie öffnete die
Augen und schaute wieder zu ihrem Reisebegleiter
Weitere Kostenlose Bücher