Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst

ob das, was man vorgibt zu wollen, der Gegensatz von dem ist, was man sich sucht (Beispiel: Ein Mann, der eine »emanzipierte, befreite« Frau möchte, die aber gleichzeitig willig alle traditionellen häuslichen Pflichten übernimmt). Darum sollten wir die Überreste der traditionellen geschlechtsspezifischen Rollen mißtrauisch beobachten.
    Wir leben in einer Zeit, die unbegrenzte Möglichkeiten für die Balance zwischen Mann und Frau bietet – in einer Zeit, in der beide ihre emotionalen Energien gleichberechtigt zwischen Karrierebelangen und Beziehungsbelangen aufteilen können. Und ich kenne unter meinen Freunden und Kollegen ein paar sehr gute und liebevolle Partnerschaften.
    Aber es gibt auch Fehlschaltungen – und dazu gehören auch Phänomene wie die »Superfrau«, die versucht, »alles zu haben«.
    Beth versuchte es mit der traditionell weiblichen Rolle und landete in der Position der Unterlegenen. Viele Frauen versuchen, alles zu schaffen – Mutterschaft, Haushalt und Karriere –, und begegnen dabei einer anderen Seite der paradoxen Leidenschaft.
    Schauen Sie sich einmal ein Paar an, das ich behandelt habe – Hugh und Louise. Er war der leitende Beamte eines städtischen Versorgungswerks, und sie leitete die Lohnbuchhaltung einer örtlichen Universität. Sie hatten zwei Kinder, und sie waren beschäftigt, ausgeglichen und glücklich. Aber dann wurde Louise, die aktives Gewerkschaftsmitglied war, zur Ortsgruppenvorsitzenden gewählt. Plötzlich vergrößerte sich ihr Zeitaufwand enorm. Sie hatte immer den Löwenanteil bei der Versorgung der Kinder gehabt, und das änderte sich auch jetzt nicht viel. Bald ging fast Louises ganze emotionale Energie für die Kinder, die Arbeit und die Gewerkschaft drauf. Für Hugh, der sich bald vernachlässigt fühlte, blieb nur wenig übrig.
    Wenn Hugh mit ihr schlafen wollte, hatte Louise entweder keine Zeit oder war zu müde. Wenn er ihr vorschlug auszugehen, hatte sie immer noch etwas anderes zu tun. Wie vieleFrauen in dieser Lage hatten die Anforderungen an ihre Zeit und Energie Louise in eine Überlegene und ihren Mann in einen Unterlegenen verwandelt. Nach einer Weile merkte Louise, daß sie für Hugh nicht mehr viel Liebe empfand. Er war einfach ein Teil ihres Lebens, und manchmal ein ziemlich ermüdender. Hugh wiederum fühlte sich emotional vernachlässigt, bedürftig und ärgerlich. Sie landeten in der Therapie, nachdem Louise erfahren hatte, daß er eine Affäre mit einer Sekretärin in seinem Büro hatte.
    Hughs und Louises schlechtes Verhaltensmuster war Gemeinschaftsarbeit. Hugh machte sich nicht klar, daß er mehr Zeit mit Louise verbringen könnte, wenn er ihr bei den Kindern und anderen Pflichten im Haushalt half. Ironischerweise fiel es Louise schwer, ihn um Hilfe zu bitten, weil sie nicht glauben wollte, daß Hugh gute Arbeit leisten würde oder konnte.
    Wie jedes andere schlechte Beziehungsmuster, sollte ein Ungleichgewicht aufgrund des Geschlechts zuerst definiert und dann mit Kommunikation ohne Schuldzuweisung und ausgleichenden Strategien attackiert werden. Aber es fällt Frauen nicht leicht, etwas ohne Schuldzuweisung zu sehen, wenn es um die Aufteilung der Hausarbeit geht. Das ist kein triviales Thema, weil der Haushalt das Spiegelbild der ganzen Beziehung darstellen kann.
    Es gibt hoffnungsvolle Veränderungen, aber Studien haben jüngst gezeigt, daß bei verheirateten Partnern mit gleichen beruflichen Anforderungen und gleichem Prestige immer noch die Frauen achtzig bis neunzig Prozent der Hausarbeit und der Kindererziehung übernehmen. Die Doppelbelastung von Beruf und Haushalt beträgt bei Frauen etwa achtzig Arbeitsstunden in der Woche.
    Die Männer tragen nicht allein die Schuld daran. Viele hatten Mütter, die hinter ihnen herräumten und ihnen nicht dabei halfen, gute Gewohnheiten zu entwickeln. Viele haben regelrecht Angst davor, selbst in den Augen ihrer Frauen als unmännlich zu gelten, wenn sie putzen. Und manche Frauen machen es ihren Männern möglich, weniger zu tun, als sie eigentlich müßten.
    Es gibt mehrere Strategien, um mit ungleicherArbeitsaufteilung aufgrund des Geschlechts fertig zu werden. Eine, die speziell für Frauen entworfen wurde, ist im Nachwort zu finden. Es ist eine Methode, die Männer Schritt für Schritt dazu ermutigt, einen fairen Anteil an der