Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst
Leben kaputtmacht, weil er ihm das Gefühl der Machtlosigkeit vermittelt und weil er ihn nicht liebt. Der Unterlegene mag sich nicht völlig bewuÃt sein, wann er das erste Mal Wut verspürte, weil es in seiner Leidenschaft unterging. Aber je weiter eine unausgeglichene Partnerschaft fortschreitet, desto mehr erschöpft sich die Liebe und Leidenschaft des Unterlegenen durch das lieblose Verhalten des Ãberlegenen. Dann wird grollende Wut zur emotionalen Norm des Unterlegenen.
Ich glaube, daà alle Emotionen gesund sind â selbst Wut. Wir erkennen unsere Probleme in unseren Reaktionen auf unsere Gefühle. Starke Gefühle wie Wut, Angst und Schuld können uns, wenn wir sie nicht leugnen oder übermäÃig ausleben, wertvolle Informationen über unser Innenleben und unsere AuÃenwelt vermitteln. Aber wenn wir unsere Emotionen leugnen oder überreagieren, multiplizieren sie fast immer unsere Probleme.
Verdrängte Wut
Unterdrückte Begierde erzeugt plötzlich und unausweichlich Feindseligkeit. Aber wenn der Unterlegene anfängt, Wut zuempfinden, fühlt er sich auch extrem verwundbar. Sein Verstand sucht vorrangig nach einem Weg, um die Liebe des Ãberlegenen zurückzubekommen und zu sichern. Das letzte, was er will, ist, daà er seine Zerrissenheit verdoppelt, indem er den Ãberlegenen wütend anschreit. Wut, so denkt er, wird den Ãberlegenen davonjagen und nicht die Nähe schaffen, nach der er sich so verzweifelt sehnt. Daher verdrängt er sie â wie Deborah es tat:
»Ich wünschte mir bei diesem Frühstück so sehr, Jonathan wegzuschicken und ihm zu sagen, wie sehr er mich verletzt hat, als er mir weisgemacht hatte, es wäre sicher, sich in ihn zu verlieben, und als er sich dann zurückgezogen hatte. Daà er kein Recht hätte, über das Schicksal der Beziehung zu entscheiden. Ich glaube, wenn wir ein biÃchen länger dageblieben wären, hätte ich ihm das alles gesagt. Aber zu dieser Zeit hatte ich noch die winzige Hoffnung, daà sich alles zum Guten wenden würde, und daher wollte ich nicht alle Brükken hinter mir abbrechen.«
Der Unterlegene sieht sich einem Dilemma gegenüber: Was kann er mit seiner Wut tun, damit er sich nicht den Ãberlegenen entfremdet oder die Beziehung zerstört? Er würde am liebsten alles hinter verschiedenen Arten freundlichen Verhaltens verstecken. Aber wie schon Freud klar erkannte â die »Kopf-in-den-Sand-Methode« funktioniert nicht. Man mag ja glauben, daà man eine beängstigende Emotion dadurch ausgemerzt hat, indem man sie unterdrückte â aber in Wirklichkeit schafft man sich nur ein gröÃeres Problem. Wut ist bekannt dafür, daà sie im stillen wächst und tief in unseren emotionalen Korridoren ihre Form verändert, um dann in anderer Gestalt aufzutauchen und Ãrger zu machen. Wenn der Kern des Problems nicht gelöst wird, verhärtet sich die Wut langsam zu Feindseligkeit.
Liebe/HaÃ
Wenn Unterlegene ihre Wut zu lange in sich vergraben, rutschen sie in ein Beziehungsmuster, das von HaÃliebe geprägt ist. Betherzählte mir von einem Vorfall, der diese Dynamik verkörperte:
»Ich erinnere mich daran, daà ich einmal eine sehr komplizierte Paella â Milesâ Lieblingsessen â an seinem Geburtstag kochte. Ich versuchte sie so perfekt zu machen und hoffte, daà dadurch all unsere Probleme verschwinden würden. Glauben Sie mir â es ist nicht leicht, einem Restaurantbesitzer mit Essen eine Freude zu machen. Aber an diesem Morgen hatten wir wieder eine unserer Streitereien gehabt, und er war wütend gegangen. Ich verfluchte ihn, als ich das Gemüse für das Essen kleinschnitt, von dem ich hoffte, daà es ihn dazu bringen würde, mich mehr zu lieben.«
Solange die/der Unterlegene von der Angst, verlassen zu werden, beherrscht ist, besteht ihre/seine Hauptstrategie in »liebevollen« Lösungen. Doch ihr/sein Ãrger kommt irgendwie zum Ausdruck â entweder in anderen Lebensbereichen oder in einem zwiespältigen Verhalten dem Ãberlegenen gegenüber.
Feindseligkeit ausdrücken
Nahezu jeder hat irgendwann Probleme damit, seine Wut auszudrücken. Aber für den Unterlegenen wird es zu einer der kräftezehrendsten Herausforderungen seines Lebens, mit seiner Feindseligkeit fertig zu werden. Er kann es nicht riskieren, sich dem Ãberlegenen zu
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