Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst
erregte mich wie kein anderer. Wenn wir im Kino waren und er meine Hand nahm, fing mein ganzer Körper an zu beben. Wenn er in meine Wohnung kam, lotste ich ihn, so schnell es irgend ging, in mein Schlafzimmer. Mein Körper hatte noch nie so toll reagiert. Er muÃte kaum etwas tun.«
Für Paul war Laura so etwas wie eine sexuelle Offenbarung gewesen:
»Ich kannte nie den Unterschied zwischen âºSexâ¹ und âºLiebe machenâ¹Â â bis ich mich in Laura verliebte. Sie ist kreativer als jede andere Frau, mit der ich bis dahin zusammen war. Ich hatte so etwas noch nie erlebt. Da ich mehr Sex wollte als sie, wurde zum Problem. Ich sehnte mich so verzweifelt nach ihr, daà ich Potenzprobleme bekam. Das machte natürlich alles nur noch schlimmer.«
Die sexuelle Leidenschaft des Unterlegenen ist sowohl Symptom als auch Lösung. Es ist ein Zeichen dafür, wie sehr sich der Unterlegene auÃerhalb jeder Kontrolle fühlt, weil das Gehirn durch den Kontrollverlust stimuliert wird, Erregung und Euphorie zu erzeugen. Es ist ebenso eine Lösung für das verzweifelte Verlangen des Unterlegenen, die Kontrolle über den Ãberlegenen zu erlangen, weil Sex ein Weg ist, einen anderen Menschen in Besitz zu nehmen. Für den Unterlegenen symbolisiert Geschlechtsverkehr sein gröÃtes Bedürfnis: mit dem Ãberlegenen zu verschmelzen. Und rein praktisch gesehen, gestattet der Sex dem Unterlegenen, den Ãberlegenen ganz für sich allein zu haben, und zwar auf die intimste Art und Weise.
Wie wir gesehen haben, versuchen Ãberlegene, guten Sex dazu zu benutzen, eine Beziehung zu rechtfertigen, in der sie sich ambivalent fühlen. Unterlegene sind da noch ehrgeiziger â sie hoffen, daà Sex wieder die Liebe des Ãberlegenen entflammtund die Beziehung festigt. Doch der Hunger des Unterlegenen nach Sex und die Nähe, die das beinhaltet, kann die Beengtheit, die der Ãberlegene empfindet, in ungeahnte Höhen treiben â besonders bei weiblichen Ãberlegenen. Aber der Unterlegene gibt das Verhalten nur sehr ungern auf, denn der Lohn ist so wundervoll und selbstbestätigend. Es heiÃt, daà Sex mit Liebe eine der auÃerordentlichsten Erfahrungen ist, die es für uns Menschen gibt. Manche männliche Unterlegene sind so fürchterlich verliebt und so erregt, daà sie â wie Paul â durch Angst hervorgerufene Potenzprobleme bekommen. Das mag einer der Gründe dafür sein, warum Männer dazu neigen, nach der Position des Ãberlegenen zu streben.
Der schmerzhafte Teil der Leidenschaft
Wenn der/die Unterlegene im Laufe der Zeit all die »liebevollen« Lösungen, die wir gerade besprochen haben, durchprobiert hat, ist er/sie, wenn er/sie nicht schläft, ängstlich und pessimistisch. Seine/ihre Emotionen sind fürchterlich dissonant â auf der einen Seite leidet er/sie ernsthaften Schmerz; andererseits empfindet er/sie schmerzhafte Liebe und Verlangen â beides Produkte der emotionalen Zerrissenheit.
Die Ambivalenz der Unterlegenen
Wenn man all die widerstreitenden Gefühle der Unterlegenen so ansieht, wundert es nicht, daà sie ihre eigene Art der Ambivalenz besitzen. Erinnern Sie sich an die Ambivalenz des Ãberlegenen: Sein Verstand sagt: »Ich sollte in dieser Beziehung bleiben, weil sie sicher und angenehm ist und weil mein Partner mich so sehr liebt.« Aber sein Herz kontert: »Ich muà aus dieser Beziehung ausbrechen, oder ich ersticke.«
Die Ambivalenz des Unterlegenen ist das genaue Gegenteil. Sein Verstand fragt: »Warum bleibe ich nur in dieser Beziehung? Sie bringt mir nur Schmerz, Trauer und Erniedrigung. Mein Lebenist ein einziges Durcheinander. Ich kenne mich selbst kaum wieder. Ich sollte mich nach jemandem umschauen, der mich wirklich liebt.« Aber sein Herz bettelt: »Ich kann diese Beziehung nicht aufgeben. Ich war noch nie so verliebt, und ich war noch nie mit jemandem zusammen, den ich so sehr begehrte. Ich mag mich ja elend fühlen, aber ohne diesen Partner wird es mir noch viel schlechter gehen.«
Die Wut des Unterlegenen
Wenn Sie je ein Unterlegener gewesen sind â und die meisten von uns waren es schon einmal â, wissen Sie, daà es da noch mehr als Liebe, Leidenschaft und Schmerz gibt. Es gibt nämlich auch eine groÃe Portion Wut. Der Unterlegene ist wütend auf den Ãberlegenen, weil er ihn verletzt hat, weil er sein
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