Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst
reagieren. Vielleicht kompensierte ich so mein Gefühl der Machtlosigkeit. Und zweitens wollte ich Miles verletzen. Er konnte mich so leicht verletzen, schien aber selbst unverwundbar zu sein. Ich konnte ihn wütend machen, aber ihm anscheinend nicht weh tun. Ich glaube, das schrie nach Rache â¦Â«
Auch Miles war sehr frustriert und verärgert. Und auch er war, wie Beth, offen und wortgewaltig. Sein Problem bestand nicht darin, daà er seine Wut herunterschluckte.
»Ich ging dauernd wegen Kleinigkeiten in die Luft. Eine Lampe, die angelassen worden war, konnte mich aufbringen. Ich fühlte mich, als ob Beth mich ausreizen wollte. Ich verlor die Kontrolle und sagte ihr ein paar richtig gemeine, sehr persönliche Sachen. Im Grunde stand ich ihr kritisch gegenüber. Ich wollte, daà sie anders war, damit der Alptraum zu dem unser Leben geworden war, ein Ende hatte.«
Milesâ Wut wuchs, weil er sich nur mit den Symptomen, nicht mit den Ursachen befaÃte. Er wollte Beth mit seinen spitzen Anspielungen provozieren, damit sie sich nach der Methode »Warum kannst du nicht einmal â¦Â« änderte. Aber solche Lösungen blockieren jede Kommunikation, fördern das Ungleichgewicht und bringen nicht die ersehnten Resultate.
Es überrascht daher keineswegs, daà schlechte Kommunikatoren das Ungleichgewicht, das zwischen ihnen herrscht, noch vergröÃern. Der Ãrger und die Forderungen der Unterlegenen machen den Ãberlegenen böse und überkritisch. Seine Wut und seine Kritik wecken im Unterlegenen das Gefühl, weniger geliebt, weniger akzeptiert und machtloser zu sein â was noch mehr Ãrger und Forderungen auslöst.
Der eine redet, der andere nicht
Bei der dritten Kategorie verfällt ein Partner zunehmend in Schweigen, während der andere zuviel redet. Paul redete »für zwei«, als Laura sich mehr mit ihrem groÃen Fall (und mit Nick) befaÃte als mit ihm.
»Laura fing an, zerstreut zu werden. Ich erstellte Listen von dem, was ich ihr sagen wollte, ehe ich mich mit ihr traf. Nichts schien sie zu interessieren. Als ich am ängstlichsten war, wollte ich über âºunsâ¹ sprechen, hauptsächlich, um mich zu versichern, daà sie mich noch liebte. Aber das schien sie am meisten zu langweilen. Sie fing dann immer an, über unpersönliche Dinge wie Gerichtsfälle zu sprechen. Manchmal wurde sie nervös und gebrauchte irgendeine Entschuldigung, damit sie gehen konnte.«
Ganz klar â Paul reagierte mit übermäÃiger Werbung auf Lauras wachsende emotionale Distanziertheit. Seine Versuche, eine »offenere« Kommunikation herzustellen, beinhalteten die unterschwellige Forderung, daà Laura liebevoller und freundlicher sein sollte. Genau nach den Dynamismen des Paradoxons spürte Laura den Druck, zog sich noch weiter zurück und fühlte sich schuldig, weil sie Pauls Versuche, mit ihr zu reden, abwürgte.
Doch gewöhnlich ist es die Frau, die darüber redet, während der Mann schweigt. Auch ein anderes Paar, das bei mir eine Therapie machte, verfiel in dieses Verhaltensmuster. Ron, ein Automechaniker, wahrte emotionale Distanz, und seine Kommunikation bestand hauptsächlich aus ironischen Anmerkungen. Seine Frau Marie, eine Friseuse, war eine lebenslustige, gefühlsbetonte Frau â vom Temperament her das genaue Gegenteil von ihm. Er war der Ãberlegene, der »Szenen« haÃte und bei ihren Streitigkeiten oft einfach ging, um lange Autofahrten zu unternehmen oder in seine Autowerkstatt zu gehen. Sie war die Unterlegene, die ihn anfauchte, weil er so wenig Wert auf die Beziehung legte. Ihre Angst wurde noch durch die Tatsache verstärkt, daà Ron »groÃartig« aussah.
Dieses Verhaltensmuster ist oft schwer aufzubrechen, weil es in der geschlechtsspezifischen Rollenprägung und in dem Persönlichkeitsstilder Partner wurzelt â das werde ich in den folgenden Kapiteln beschreiben. Doch wenn Paare sogar bei solchen Schwierigkeiten anfangen, neue Mittel zur Kommunikation zu benutzen, können gleich einschneidende Veränderungen eintreten.
Es fällt schwer, über paradoxe Leidenschaft zu reden
Es fällt deshalb so schwer, über paradoxe Leidenschaft zu reden, weil man der Unausgeglichenheit in der Beziehung ins Gesicht sehen muÃ. Das bedeutet, daà der Ãberlegene seine Zweifel eingesteht und daà der Unterlegene damit umgehen
Weitere Kostenlose Bücher