Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
rosaroter Zukunft. Nur einen Augenblick später zog Cindy, die nicht weit von Liane bäuchlings auf den Planken lag, ihr Handy unter ihrem Badetuch hervor, las im Schatten ihres Körpers eine SMS und reagierte mit einer entzückten Geste.
Konnte es sein? Nein, Zufall!
Cindy warf einen schnellen Blick auf Jürgen, dann tippte sie etwas in ihr Handy. Auch sie mit einem erwartungsfrohen Lächeln im Gesicht, ein bisschen wie die Primaballerina, die gleich ihren Auftritt hat.
Nein, Liane täuschte sich nicht. Denn gleich darauf nahm Niklas sein Handy, auch er mit einem schnellen Blick zu Jürgen.
Na, das ist ja infam, dachte Liane. Da simsten sie sich über den Kopf von Jürgen hinweg heiße Botschaften. Dann war Cindy ja wohl Jürgens Frau. Die wunderbare und einzigartige . Ja, einzigartig war sie in der Tat.
Was für Possen! Liane drehte sich auf die Seite, um Jürgen besser sehen zu können. Ahnte er etwas? Spürte er die Worte, die von rechts und links über ihn hinwegflogen?
Es sah nicht so aus.
Oje, dachte Liane. Warum können die Dinge nicht einfach mal geradeaus laufen? Sie drehte sich wieder um und sah, dass es noch jemand bemerkt hatte. Leandro lag dicht an der Reling und beobachtete Cindy und Niklas. Als er Lianes Blick spürte, sah er kurz auf, verzog aber keine Miene.
Noch hat Niklas Liebeskummer, dachte Liane. Aber bald wahrscheinlich Jürgen. Aber Jürgen hatte doch von Kindern gesprochen? Sie traute Cindy keine Kinder zu.
Die erste starke Böe kam auf und mit ihr die Gewissheit, dass die Wolken nicht nach Oberschwaben abziehen würden, sondern ihren Weg ganz genau über den Obersee in Richtung Vorarlberg gewählt hatten. Jürgen sprang als Erster auf. Liane blickte aufs Wasser. Die Oberfläche hatte sich total verändert. Wo vorher noch sanfte Wellen gemütlich dahingerollt waren, wurden jetzt Millionen kleiner Wellen vom Wind über die Wasseroberfläche getrieben.
»Oh, das kommt schnell!« Auch Liane sprang jetzt auf.
Jürgen war bereits im Wasser und kraulte zu den Kindern auf den Luftmatratzen, während die Jugendlichen ihr Surfbrett in Richtung Boote zogen. Niklas hatte sein Handy weggesteckt, er war zu Biggi hinübergegangen und half ihr, die restlichen Tüten auf ihr Boot zurückzutragen, während Rudi die Seile zum Nachbarschiff löste.
»Bleib noch dran!«, rief Leandro ihm zu. »Erst müssen wir das Surfbrett hochziehen und die Kids einsammeln!«
»Wo kann ich helfen?«, wandte sich Liane fragend an ihn.
»Die Frauen sind in der Pantry und kümmern sich ums Geschirr!«
Wie klassisch, dachte Liane, dabei fühlte sie sich eher für Wind und Wellen zuständig als fürs Abspülen. Aber sie wollte keine Grundsatzdiskussion führen, nicht in dieser Situation und schon gar nicht als Gast.
Die Frauen hatten bereits alles im Griff. Die Kastanienbraune schaute hoch, als Liane die Treppen herunterkam.
»Kann ich irgendwie helfen?«
»Nee, schon passiert. Wir spülen hier nicht ab«, sagte sie schnell. »Wir packen nur alles ein und werfen es zu Hause in die Maschine.«
»Über Jahre erprobt«, lächelte die Dunkelhaarige mit den kurzen Haaren. »Ich bin übrigens Anika.«
Liane reichte ihr die Hand. »Freut mich!«
»Und ich Lena, falls ich mich noch nicht vorgestellt habe.« Das war die Kastanienbraune.
Auch die Blonde kam heran. »Und ich Cindy.«
»Und die Vierte im Bunde, Ines, macht gerade nebenan klar Schiff.«
Liane nickte. »Und ich bin einfach so reingeplatzt …«
»Ich nehme an, du wolltest mal richtig segeln.« Lena lachte. »Das wirst du gleich können, Niklas wird sicherlich noch Gas geben.«
»Es schaukelt schon ganz schön!« Cindy nahm ein Glas vom Tisch, das sanft hin und her rutschte.
»Also, dann los in die Heimathäfen!«
»Sind die Kinder denn schon an Bord?« Anika sah fragend zu Cindy, die mit den Schultern zuckte.
»Jürgen kümmert sich.«
»Ich schau mal!« Anika ging die Treppen hinauf, und Cindy verstaute das Glas im Schrank.
»Seid ihr so weit? Wir legen ab!« Von Hans-Ueli waren nur die Beine zu sehen, aber die dicken Waden waren unverwechselbar. Jetzt steckten sie in knielangen Khakihosen.
»Ja, wir kommen!« Lena klappte die Sitzfläche einer Bank hoch und stellte die gepackten Taschen hinein. »So, da kann nichts passieren«, erklärte sie Liane.
Inzwischen schaukelte es im Bootsbauch schon recht heftig. Für Liane war es bereits an der Grenze zur Übelkeit. Sie war froh, als sie wieder oben war. Und tatsächlich, alle waren abfahrbereit auf
Weitere Kostenlose Bücher