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Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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ins Gesicht, und sie musste husten.
    »Alles klar?« Hans-Ueli legte ihr beruhigend seine große Hand aufs Knie. Die Männer hatten sich hingesetzt, während Niklas versuchte, einen Kurs zu halten, den es nicht mehr gab. »Keine Sorge, er hat GPS «, sagte Hans-Ueli.
    »Ich habe volles Vertrauen«, sagte Liane und dachte an ihre gemütliche Couch zu Hause. Ein Buch, ein Tee, den Regen vor dem Balkon, ach, welcher Teufel hatte sie heute Morgen geritten? Ihre Hose war schon klatschnass und fühlte sich unter Hans-Uelis Hand unangenehm rau an. Ein Schlag, und das Schiff stellte sich kurz so auf, dass Liane erschrocken nach hinten griff und sich an einer Winsch festhielt.
    Ab wann bricht ein Mast, fragte sie sich, und ihr fiel ein, dass es vor Jahren bei einer »Rund Um«, der legendären Segelregatta rund um den See, zahlreiche Bootsunfälle gegeben hatte. Viele waren nachts in Seenot geraten, Boote waren kollidiert, gesunken, gestrandet, hatten Mastbruch und zerfetzte Segel erlitten. Die zahlreichen Seenot-Leuchtraketen hatten damals den Nachthimmel wie kleine Feuerwerke erhellt. Und eines der Boote war am nächsten Morgen kieloben in der Rorschacher Bucht getrieben. Insgesamt, so hatte Liane es in Erinnerung, waren vierzehn Menschen über Bord gegangen. Alle waren aus dem kalten und tobenden Wasser gefischt worden, alle internationalen Rettungskräfte waren damals im Einsatz gewesen. Bloß, wer würde sie hier retten? Und – was nützte in diesem Sturm ein GPS ?
    Die Admiral von Schneider bäumte sich auf, rollte und stampfte, und die Wellen wurden immer höher.
    »Windstärke?«, rief Hans-Ueli. »Was schätzt du, Leandro?«
    »Jedenfalls acht«, rief er zurück. »Vielleicht neun!«
    »Und mindestens eineinhalb Meter hohe Wellen!« Niklas war durch den Regenschleier kaum zu sehen. Überhaupt schien es, als wäre man in einen Wasserfall geraten. Gischt und Regen nahmen jedem die Sicht, und über allem lag eine Art dunkler Nebel.
    »Wer erbt das Boot?«, rief sie Niklas zu.
    »Im Erbfall gibt es das Boot auch nicht mehr«, brüllte er zurück. Ob er jetzt seiner neuen Liebe noch immer simste? Schatzi, rette mich?
    Wieder erzitterte das Schiff, krängte extrem nach links, und eine Wasserfontäne schoss über die Backbordseite herein.
    »Verdammt!«, schrie Dario, der fast im Wasser gelegen hätte.
    Wenn sie das noch ein paarmal macht, kentert sie, dachte Liane, aber Niklas hatte bereits den Kurs geändert, obwohl das Wasser so aufgewühlt war, dass es keine Fließrichtung mehr gab. Die Wellen schlugen hoch und wild von allen Seiten herein, als wollten sie genau bei der Admiral von Schneider aufeinandertreffen.
    »Keine Sorge, wir fahren heim!« Niklas schrie es in die Runde, und Liane hätte lachen können. Sie sah vor lauter Regen und Gischt kaum noch aus den Augen, die Jacht war zum Spielball der Elemente geworden, das Beispiel anderer Jachten, die spektakulär gekentert waren, stand ihr vor Augen, und Niklas wollte »heimfahren«. Eben mal so.
    Diesmal krängte das Schiff bedrohlich nach rechts, und Liane stieg auf ihrer Seite so hoch auf, dass sie Angst hatte, im hohen Bogen in den See zu fliegen. Sie umklammerte die Winsch mit beiden Händen.
    Jetzt wird es Zeit für ein Gelübde, dachte sie. Kapelle bauen, Robben retten, nie mehr Männer wegschicken. Schon gar nicht meinen eigenen. Oh, Marius, wenn du jetzt bloß hier wärst!
    Die nächste Welle schwappte über das Schiff, ergoss sich wie der Inhalt einer Badewanne über das Achterschiff, klatschte ihr ins Gesicht, und wenn sie bis dahin noch nicht getrieft hatte, dann triefte sie jetzt. Das Wasser lief ihr durch die Kapuze den Hals hinunter und sammelte sich auf ihrem Oberkörper. Vorne oder hinten, das Gefühl für ihren Körper hatte sie schon verloren. Nur dass es ekelhaft kalt war, das registrierte sie. Und auch, dass alle sehr ruhig geworden waren. Jeder hielt sich irgendwo fest, und eigentlich hätten sie sich anleinen müssen, dachte Liane, denn über Bord gehen konnte man schnell, diese Erfahrung machte sie jetzt. Wieder krängte das Schiff tief zur Seite. Es war wie ein Sog, sie kippten kopfüber ab, eine Welle ergoss sich von hinten über sie, und Hans-Ueli hielt sie am Knie fest.
    Lass es einfach vorbei sein, dachte sie, als das Boot sich wieder aufrichtete, aber sie waren wohl mitten im Zentrum des Sturms. Sie wunderte sich, dass Niklas noch immer seelenruhig am Steuer saß. Oder sah es nur so aus? Lebte er überhaupt noch? Gab es unter seiner

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