Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)
oder?«
Ich schluckte, war sie jetzt völlig verrückt geworden?
»Wir, als Frauen, können da doch nicht allein entlang laufen, bist du übergeschnappt?«, jappste ich erschrocken. Sie kicherte nur und zog mich zum Taxistand. Ehe ich mich versah, drückte sie mich auf den Rücksitz und stieg selber vorne beim Fahrer ein.
»Junger Mann, fahren Sie uns bitte zur Reeperbahn, ganz an den Anfang, beim Hochhaus!«
Der Fahrer, dem Hauttyp nach ein Pakistani, grinste anzüglich und preschte los, dass mir die Luft wegblieb. Diese Taxifahrer sind doch überall in den Metropolen dieser Welt Helldriver , dachte ich noch so bei mir. Bei uns in Köln war das auch so, die fuhren wie die Henker. Nach fünf Minuten waren wir schon am Ziel. Die grellen Lichtreklamen wiesen uns den Weg. Es war noch früh am Abend, aber die Bürgersteige waren voll von Menschen jedweder Couleur. Wir kamen an den Auslagen der Sex-Shops vorbei. Hanne hatte keine Scheu, sich alles in Ruhe anzugucken. Mir war das erst sehr unangenehm. Doch dann dachte ich an meine Ängste-Liste: Nicht so angepasst sein ! Wir amüsierten uns köstlich.
Da stand ich nun auf der Reeperbahn in St. Pauli vor der Auslage eines Sex-Shops, mit einer ehemaligen Che Guevara Guerillakämpferin an meiner Seite. Uns war nichts Menschliches fremd! Wir waren gemeinsam durch die Hölle gegangen! Wir waren furchtlos und stark - wir waren Tigerinnen!, redete ich mir Mut zu.
Ich atmete tief durch und hatte wieder so ein Gefühl von Stärke und Freiheit, wie kürzlich beim Strand-Spaziergang.
»Und jetzt gehen wir in so einen Schuppen rein! Ich wollte schon immer mal eine Sex-Show live erleben!«
Nun war es an Hanne, sich zu wundern. »Was ist mit dir los, bist du gedopt oder angetrunken?«, wollte sie kokett kichernd wissen. Sie stimmte jedoch sofort zu.
»Das ist ein Wort! Also komm! Aber lass dich nicht anlabern, bleib schön bei Mutti, und komm mir in der Dunkelheit nicht abhanden!«, ermahnte sie mich.
Der Türsteher des nächsten Etablissements musste Gedanken lesen können. Wir waren kaum in Hörnähe zu ihm, als er uns schon mit einladender Geste die Vorzüge seines Etablissements anpries. Wir würden auf alle Fälle voll auf unsere Kosten kommen!, versicherte er uns augenzwinkernd, als er uns einladend die Tür aufhielt.
Beim Passieren der Tür las ich: Revue-Girls, Stangentanz, Live-Sex auf der Bühne, Tabledance, SM-Demo. Der Mann hatte recht - hier waren wir richtig! So traten wir ein in das schummerige, anrüchige, aufregende Nachtleben Hamburgs. Das Herz klopfte mir vor Aufregung bis zum Hals. Hanne dagegen schien ausgesprochen souverän mit der Situation umzugehen. Wir zahlten unseren Eintrittspreis und wurden von einem Kellner an einen Tisch, ziemlich weit vorn an der Bühne, geführt.
Diese war in mattbuntes Licht getaucht und leer. Ich griff zur Karte, schon auf alles gefasst, aber die Preise waren okay. Wir bestellten eine Halbliter-Flasche Pinot Grigio und zwei Flaschen Wasser. Unsere Augen brauchten geraume Zeit, um sich an das Dunkel dieser Unterwelt zu gewöhnen. Wir schauten uns unauffällig um. Die Tische waren schon ungefähr zur Hälfte besetzt, das Publikum natürlich überwiegend männlich. Wir sahen jedoch auch Paare und, an einem anderen Tisch, zwei Frauen ohne männliche Begleitung sitzen.
Dann war das wohl doch nicht so exotisch, wenn Frauen ohne Männerbegleitung in einen Nachtclub gingen. Eine Tafel an der Bühne stellte eine stilisierte Uhr dar: der Zeiger stand auf zwanzig Uhr dreißig. Nächste Show stand darüber. Das war ja prima, in wenigen Minuten würde ich die erste Sex-Show in meinem bisherigen achtundvierzigjährigen Leben sehen. Wir waren völlig verrückt! Hanne und ich grinsten uns an. Es fühlte sich herrlich an, solche verbotenen Dinge zu tun.
Nachdem wir unsere Getränke bekommen hatten, es wurde übrigens gleich kassiert, donnerte ein Trommel-Wirbel durch den Raum. Der Vorhang teilte sich und eine Truppe von sechs Tänzerinnen in sexy Outfits zeigte eine temperamentvolle Beinparade. Das Stück fetzte und die Tänzerinnen wirbelten gekonnt über die Bühne. Sie trugen Stilettos, seidig schimmernde Nylons, aufgehängt an weißen Strapsgürteln und im Schritt – nichts! Ihre Schamhaare waren zu schmalen dunklen Balken rasiert. Über den Schultern trugen sie schwarze, paillettenbesetzte, offene Spencerjacken. Darunter lockten ihre nackten, schönen, ebenmäßigen
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