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Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Titel: Ich liebe mich... Sabrina (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
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verstanden hast. Natürlich wollte ich durch diesen See schwimmen, aber das hätte ich besser vorher trainiert. Wie es auch ist, ich möchte dich um Entschuldigung bitten, weil ich dich damit in Panik versetzt habe. Ich weiß auch nicht, wie ich reagiert hätte, wenn du so ein Ding abgezogen hättest.« Ich sah ihr direkt in die Augen. »Verzeihst du mir?«
       Sie hatte sich anscheinend auch wieder beruhigt. Immer noch sah sie kopfschüttelnd zu mir und nahm die Brille ab. »Du hast mir einen Wahnsinnsschrecken verpasst, das kann ich dir sagen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, ich war so hilflos. Dann ahnte ich aber komischerweise, welchen Punkt du ansteuern würdest. Ich ließ alles liegen und fuhr hinüber. Die ganze Zeit hatte ich Angst, du würdest aus diesem See nie wieder lebendig heraus steigen. Ich war so froh, als ich dich dann auf der anderen Seite kommen sah. Mach so etwas nie wieder mit mir, hörst du! - Ja, ich verzeihe dir, du blöde Kuh!« Sie schob ihre Hände über den Tisch und drückte meine warm und herzlich.
     
    Der Kaffee war heiß geblieben, wir schenkten noch einmal ein. Ich hatte jetzt einen Mordshunger. Wie gut, dass ich Kartoffelsalat und zwei halbe Hähnchen mitgenommen hatte. Ich angelte die Leckereien aus dem Picknick-Korb und stellte alles auf den Tisch. Wir aßen. Nachdem wir unseren Hunger gestillt hatten war uns wohler. Ich tupfte meinen Mund mit einer Serviette ab und wischte meine fettigen Finger sauber.
    Conny ergriff die Gelegenheit, wieder auf meine ominöse Liste zurückzukommen »Motorradfahren! Hast du überhaupt einen Führerschein?«
       Ich nickte. »Ob du es glaubst oder nicht, ja, ich habe einen! Als ich meinen Führerschein damals mit achtzehn Jahren machte, kostete es nur wenig mehr, den Schein fürs Motorrad gleich mitzumachen. Ich war doch immer von Paps' Motorradfahrerei so angetan. Ich bin später zwar nie selber gefahren und werde deshalb natürlich ein paar Trainingsstunden bei einer Fahrschule machen müssen. Aber das werde ich schon hinkriegen.«
       »Bestimmt!«, bestätigte Conny im Brustton tiefster Überzeugung. Mit hochgezogenen Augenbrauen deutete sie mit dem Kopf auf den See hinter mir. Wir lachten.
       »Na also, muss man denn immer zu drastischen Mitteln greifen, um dich überzeugen zu können?«, scherzte ich.
       »Und du willst mit dem Ding durch Norwegen fahren und zelten, habe ich das auch richtig verstanden?«
       »Genau!«
       »Und was noch?«
       »Ein Kinderbuch schreiben, mir eine neue berufliche Aufgabe suchen, einen Hund anschaffen, Leuten, die mir stinken, mal meine Meinung sagen und alleine essen gehen.« Ich kannte meine Liste mittlerweile auswendig.
       » Alleine essen gehen , was ist denn da so Abenteuerliches dran?«
       »Nichts, ich habe es nur aus falscher Scham noch nie getan, obwohl ich schon manchmal Lust dazu gehabt hätte.«
       »Und an wen dachtest du, bei Leuten, die mir stinken, mal meine Meinung sagen! , doch nicht etwa an mich?«
       »Nein, im Allgemeinen verstehen wir uns ja, aber sieh dich vor: Ich habe mir Krallen wachsen lassen in Bad Doberan! Ich könnte mir vorstellen, demnächst mal meinen Nachbarn die Meinung zu geigen. Die gehen mir mit ihren Sprüchen schon seit geraumer Zeit gehörig auf die Nerven: Frau Hartmann, Ihre Gartenpumpe ist so laut ! Frau Hartmann, muss es denn wirklich sein, dass ihre Kinder mit den Autos immer auf unserem geharkten Straßenrand stehen? , äffte ich den Tonfall der Schulzes, unserer Nachbarn zur Linken, nach.«
       Conny lachte auf. »Du hast ja richtig komödiantisches Talent, vielleicht solltest du auch noch eine Schauspielschule besuchen. Steht Peti auch auf deiner Liste?«
       »Nein, wieso?«
       »Na ich dachte nur...?«
    Er stand nicht auf meiner Liste, das stimmte schon. Ich dachte an mein vollmundiges Versprechen zu Hanne und Angie am Strand von Bad Doberan. Ich hatte verkündet: Keine Kompromisse mehr! Ich wollte Peter verzeihen und sehen, ob noch Glut unter der Asche unserer Liebe ist.
       Daran hatte ich lange nicht mehr gedacht, zu sehr hatten mich die dramatischen Ereignisse um Claudi abgelenkt. Durch unsere Wochenend-Ehe über die vielen Wochen hinweg, war das Verhältnis zu meinem Mann etwas auf Abstand geraten. Es hatte sich seltsam angefühlt. Er, wie auch ich, hatten uns daran gewöhnt, uns wenig zu sehen. Gewiss, wenn er die Wochenenden nach Goslar gekommen war, hatten wir auch einige Stunden für uns allein gehabt.

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