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Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Titel: Ich liebe mich... Sabrina (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
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»Du bist völlig übergeschnappt, Sabrina Hartmann! Ich verstehe dich einfach nicht. Seit du von der Kur zurück bist, bist du nicht mehr dieselbe! Was ist bloß los mit dir?«
    Er drehte sich entschlossen um und ging mit resigniertem Gesicht und schlurfenden Schritten zurück ins Haus. Die Tür fiel krachend ins Schloss.
       Da stand ich nun mit Blackie. Es war genau so ausgegangen wie ich es befürchtet hatte. Warum konnte sich Peter nicht einmal mit mir freuen? Warum vermieste er mir diesen Spaß? Warum musste für ihn immer alles in derselben Art und Weise laufen wie immer? Nur keine Veränderungen. Ich wurde richtig sauer. Er ist eben doch schon alt und verkrustet, dieser Arsch!, verdammte ich ihn aufgebracht.
     
    Nebenan kamen nun zu allem Überfluss auch noch die beiden Schulzes an den Zaun. »Na, Frau Hartmann, war der Smart nicht mehr schnell genug?« Ironie und Häme hörte ich aus ihren Worten. Deren Kommentar hatte mir gerade noch gefehlt. »Oder kommen Sie jetzt in die Jahre, wo man entweder Golf spielt oder Motorrad fährt? So was nennt man Midlife-Krise!«
       »Was geht Sie das an? Kümmern sie sich um Ihren eigenen Scheiß!«, fuhr ich sie so unvermittelt an, dass sie erschreckt zurückwichen. Aufgebracht griff ich zum Helm und stieg wieder auf. Donnernd röhrte der Motor auf. Ich wendete gekonnt auf der schmalen Pflasterung und Blackie sprang mit einem Satz die Auffahrt wieder hinunter. Ich sicherte nach beiden Seiten, dann gab ich Gas und bog nach rechts in die Straße vor unserem Haus ein und brauste davon. Die sollten mich doch alle mal kreuzweise, diese Armleuchter!
     
    Ich fuhr noch einmal hinaus ins Bergische Land. Ich brauchte Luft und Freiheit. Nur raus aus dem Mief des Spießertums, des Establishments! Ich ertappte mich bei diesen Gedanken. Das hätten Worte von Hanne sein können, Ende der Sechziger Jahre, als sie noch zu den Guerilla-Sympathisanten der Che Guevara-Ära gehörte.  Blackie hatte mir zu neuer Jugend verholfen, zu rebellischen Gedanken, zum Widerstand. Ich spürte eine Mischung aus Bitterkeit, Zorn und wildem Aufbegehren in mir. Ich brauchte jetzt Zuspruch, jemanden, der genau so dachte und fühlte wie ich. Ich brauchte eine Schulter zum Ausweinen.
       Ich wollte nicht zurück nach Hause. Ich wollte keine Auseinandersetzung mehr mit Peter. Ich wollte meinen Zorn auflösen. Ich wollte Motorradfahren. Ich fuhr nach Goslar.
    Paps würde mich verstehen. Ich fuhr schnell - so schnell wie ich noch nie gefahren war! Auf einigen Streckenabschnitten touchierte die Tachonadel die hundertachtziger Marke. Es wurde ein feuriger Ritt auf Blackie, meiner schwarzen Pantherin, die geduckt zum Sprung angesetzt hatte und nun sprang - mich mit sich reißend.
       Drei Stunden später kam ich bei Mama und Paps an. Paps nahm mich vor der Haustür in den Arm, ich sah Tränen der Rührung in seinen Augen als er mich mit Blackie sah. Mama stand, die Arme in die Hüften gestemmt, kopfschüttelnd da. »Das sind deine Gene, Kurt!« Bekümmert stapfte sie zurück ins Haus. Sie hatte mich nicht einmal richtig begrüßt. Paps musste den Kummer in meinem Gesicht gesehen haben - er legte seinen Arm liebevoll behütend um meine Schultern und ging mit mir in den Garten. Dort setzten wir uns im hinteren Eck auf die Bank. Die Abenddämmerung brach herein und wir blickten lange schweigend in den Himmel.
       So saßen wir da, in Gedanken versunken. Wie lange würde ich Paps noch haben? Er war jetzt auch schon Mitte Siebzig. Ich fühlte mich in seinen Armen geborgen wie als kleines Mädchen. Wie schön, dass ich hier war. Es war richtig herzukommen!
       Paps schien wie immer zu wissen, was in mir vorging. Mit seinen gütigen Augen, die jetzt wieder getrocknet waren, sah er mich an und sagte: »Kämpfe deinen Kampf, Sabrina. Sei mutig und gib deine Träume nicht auf. Ich bin stolz auf dich!« Er drückte mich fest an sich. »Ich weiß wovon ich rede. Ich habe mir damals manche Träume versagt. Heute bereue ich, dass ich nicht mit mehr Einsatz für sie gekämpft habe. Es ist falsch, seine eigenen Interessen nicht ernst und wichtig zu nehmen.«
       Er verstand mich. Ich hatte schon einige Minuten mit meinen aufsteigenden Tränen zu kämpfen gehabt. Jetzt gab ich auf und der salzige, heiße Strom rann an meinen Wangen herab. »Paps, ich hab dich so lieb, was würde ich nur ohne dich tun?« Schluchzend gab ich ihm einen Kuss auf seine stoppelige, graue Wange. Er reichte mir sein frisches, gemustertes

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