Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)
Stofftaschentuch. Ich nahm es, wischte mir die Tränen ab und schnäuzte mich. Es tat gut zu weinen. Es ging mir besser.
Mama trat aus der Dämmerung auf uns zu. »Kommt auf die Terrasse! Ich habe dir noch etwas Essen aufgewärmt. Du wirst Hunger haben. Bei Peter habe ich auch angerufen. Er weiß jetzt, dass du schon hier bist. Er schickt einen Koffer mit Sachen per Versand her.«
Nach diesen knappen Worten drehte sie sich um und ging zurück.
»Komm Kind, Mama hat recht! Iss erst mal, dann sieht die Welt schon wieder freundlicher aus!« Mit diesen Worten stand er auf und reichte mir seine Hand, um mich hochzuziehen. Ich ergriff sie; warm und schwielig fühlte sie sich an. Hand in Hand gingen wir zur Terrasse. Schön, wenn man einen solchen Paps hat, dachte meine Kinderseele in mir und fühlte sich geborgen.
Am nächsten Morgen schien die Sonne. Paps hatte eine Runde auf Blackie gedreht. Danach sah er zwanzig Jahre jünger aus. Seine Augen leuchteten und strahlten eine Jungenhaftigkeit aus, dass ich lachen musste. »Paps, wenn du noch eine Runde drehst, siehst du aus wie dreißig!«
»Eine tolle Maschine!«, lachte auch er und ich musste ihm die ganze Geschichte erzählen. Die Geschichte von meinem Wunsch, Motorrad zu fahren, von der Kur, von meinen Beschlüssen, mein Leben ändern zu wollen, von Peters Unverständnis. Wir sprachen lange, Paps und ich. Das heißt, eigentlich bestritt ich den überwiegenden Teil der Unterhaltung. Paps steuerte hin und wieder einen knappen Kommentar bei, hörte aber umso aufmerksamer zu. Häufig sah ich ihn mit dem Kopf zustimmend nicken. Als ich geendet hatte, sah er wieder ganz gerührt aus.
»Sabrina, Mama hat recht, da kommen wirklich meine Gene in dir zum Vorschein.«
Er schnäuzte sich und fuhr fort, »als ich dir zuhörte, glaubte ich, mir selbst zuzuhören. Haargenau was du da für dich erkannt hast, habe ich erst in viel späteren Jahren begriffen. Sei froh, dass du die Erkenntnis rechtzeitig bekommen hast. Dein Herr Sibelius war genau der Mensch, den du treffen musstest. Ich hätte mir gewünscht, auch so einen klugen Seelenklempner gehabt zu haben. Nun ist es zu spät. Für dich aber nicht! Geh deinen Weg, Sabrina, du bist stark und mutig. Alles wird gut!«
»Ich kann mit Peter nicht vernünftig über diese Dinge reden. Er blockt immer ab und es endet im Streit, ohne dass ich mein ganzes Anliegen hätte vortragen können. Das macht mich so unzufrieden.«
»Schreib ihm einen Brief, nimm dir Zeit dafür. Schreibe es ihm so ausführlich auf, wie es dir möglich ist. Erkläre ihm deine Beweggründe, mache es ihm plausibel. Du bist ja nun einige Zeit hier, um dich um Claudia zu kümmern. Da hat er genügend Zeit, über alles nachzudenken. Briefe sind für solche Sachen gut, auch unter Eheleuten.«
Kapitel 19
Er hörte die Stimmen von Schulzes und Sabrina vor der Haustür. Dann röhrte die Maschine auf - Sekunden später war alles still – totenstill!
Peter ließ sich wie betäubt in den Wohnzimmersessel fallen und schlug die Hände vors Gesicht. Was war bloß los mit Sabrina? Er atmete tief durch und blickte zur Zimmerdecke. Sie hatten einen so schönen Urlaub auf Mallorca verbracht, alles schien wieder zusammen zu wachsen. Er hatte sich beschwingt und glücklich gefühlt. Auch Frau Körner, seiner Sekretärin, war seine gute Stimmung nach dem Urlaub sofort aufgefallen.
Dann Brinas Ankündigung einer Überraschung. Er hatte sich auf etwas Gutes, etwas Erfreuliches eingestellt. Sie hatte es ja auch verstanden, ihn mit den Urlaubstickets für Mallorca zu überraschen. Was würde es diesmal sein? Und dann das: Seine Frau kommt mit einem knatternden Moped vorgefahren. Lächerlich! Peinlich! Sie hatte ausgesehen wie eine Möchtegern- Rockerbraut! Hatte sie nicht alles, was sich eine Frau wünschen konnte? Musste sie jetzt so verrückt spielen?
Wohin fährt sie jetzt noch?, fragte er sich ratlos.
Um sich abzulenken beschloss er, die Rosenbeete zu bearbeiten. Das Beet neben der Terrasse war noch unerledigt. Bei Rosen war es wichtig, die verblühten Triebe abzuschneiden, damit frische Kraft in die neuen Knospen strömen konnte. So ging er zum Schuppen und holte Rosenschere und Eimer heraus und begann, die Blüten zu beschneiden.
Er arbeitete systematisch. Er liebte es, systematisch zu arbeiten. Er konnte Chaoten nicht ausstehen. Unter Chaoten verstand er Menschen, die nicht logisch und
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