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Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Titel: Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Gungui
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findet dann seinen Weg in einen Kanal, durch den das Wasser stürmisch, aber in festen Bahnen tost. Im oberen Teil seines Laufs nimmt der Kanal viele Nebenflüsse in sich auf – oder sollte ich sagen Einflüsse? –, bevor aus ihm ein richtiger Fluss wird. Oft rast er am Anfang stürmisch und ungehemmt durch die Felsen und Bäume der Gebirgslandschaft, ehe er sein endgültiges Bett findet, in dem er sich ausbreiten und dann langsam Richtung Meer fließen kann, wo er sich mit den anderen Flüssen vereint und alle Geschichten aufeinandertreffen.«
    Die Frau verstummt erneut. Nun lächelt sie nicht mehr, sondern wirkt ernst und hochkonzentriert.
    »Du bist ein Fluss«, fährt sie fort, »und die Frage ist: An welcher Stelle des Laufes stehst du? Wenn du dich mit dieser Frage befasst, wirst du die Antworten finden, nach denen du suchst.«
    Nach diesen Worten nimmt die Frau ihre Tasse und trinkt einen Schluck Tee. Die Katze miaut eindeutig zustimmend und ich befürchte, dass mein Mund jetzt vor Überraschung sperrangelweit offen steht.
    In dem Augenblick betreten drei Mädchen das Café, die mir bekannt vorkommen. Bei näherem Hinsehen erkenne ich, dass es die aus Dalilas Band sind.
    Die alte Frau sieht mich an, deutet mit der offenen Handfläche auf sie, nimmt ihre Teetasse und geht.
    Die drei haben mich gar nicht bemerkt. Sie gehen zur Theke und reden kurz mit der Kellnerin mit den Dreads. Sie nickt lächelnd und die drei hängen ein Plakat an die Tür des Lokals. Danach verschwinden sie wieder.
    Ich stehe auf, um nachzusehen, was das ist. Ein Schwarz-Weiß-Poster. Es zeigt vier Frauen auf einer Bühne. Ganz oben steht ein Datum und darunter der Name der Band: Nirvana’s Sisters.
    An diesem Nachmittag komme ich mir auf dem Nachhauseweg zum ersten Mal wie ein normaler Student vor. Ich bin zwar in Berkeley noch nicht genommen worden, aber ich trage jede Menge Infobroschüren über den Campus unter dem Arm, habe zwei Bücher gekauft, und zum ersten Mal seit meiner Ankunft in San Francisco habe ich den Eindruck, dass die Uni wichtiger ist als alles andere. Ich fühle mich innerlich gespalten: Auf der einen Seite sind die Dinge, über die ich keine Kontrolle habe, das ganze Beziehungschaos, Alice und Dalila, während auf der anderen mein Job als Hilfskoch, meine Studienpläne, meine kleine Einzimmerwohnung mit Katze in Castro ihren Platz haben. Und mir wird bewusst, dass das zwar keine weltbewegenden Dinge sind, aber dafür sind sie sicher. Die kann mir keiner nehmen.
    Sobald ich zu Hause bin, gehe ich auf den Balkon, um die Erde in den Blumentöpfen zu begießen, und da begegnet mir die Katze, die mich, man könnte sagen, spöttisch ansieht. Sie miaut, aber das heißt ganz eindeutig: »Ich weiß, ich hätte es dir früher sagen sollen, aber die Alte hat mich schwören lassen, dass ich nichts verrate.«
    Ich versuche, nicht an die freakige Alte und ihren Vortrag über Flüsse, die Wirklichkeit und Energie zu denken. Heute will ich bloß Student sein. Daher schalte ich den Computer ein und kontrolliere mit rein wissenschaftlichem Interesse meine Mails.
    Ich habe nur eine. Von Martina. Im Betreff steht: »Bitte einmal lesen und lachen«.
    Ich bin erstaunt. Martina gehört nicht zu den Leuten, die Spaßmails verschicken mit Witzen, einem peinlichen Video oder so was. Die Mail selbst besteht bloß aus einem Link. Als ich darauf klicke, öffnet sich eine Seite mit einem Zeitungsartikel. Die Überschrift lautet: Was denkt unsere Jugend?
    Mit einem erwartungsvollen Lächeln auf den Lippen beginne ich den Artikel zu lesen, so als würde ich einen Witz hören und mich schon auf die Pointe vorbereiten. Aber der Artikel ist überhaupt nicht witzig. Ganz im Gegenteil. Hier wird im Stil einer reißerischen Fernsehreportage über Jugendliche berichtet, sie werden als orientierungslos hingestellt, als unentschlossen, drogensüchtig und nur von dem Wunsch besessen, berühmt zu werden. »Viele verlassen Italien, ohne überhaupt zu wissen, warum«, schreibt der Journalist. »Party machen ist der eigentliche Beweggrund hinter einer Entscheidung für ein Erasmusjahr oder ein volles Auslandsstudium.«
    Dann geht es um Drogen: »Drogenkonsum ist allgemein verbreitet und wird als ›normal‹ angesehen, als ein Muss, um akzeptiert zu werden, sowohl als Einzelner wie auch als Teil einer Gruppe. Das Phänomen hat so überhandgenommen, dass niemand mehr wahrnimmt, dass Drogenkonsum illegal ist.«
    Schließlich regt sich der Journalist noch über

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