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Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Titel: Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Gungui
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Blumentöpfen und sieht mich an, als wollte sie sagen: »Da kannst du mal sehen, was? Jetzt antworte ihm schon, du Idiot!« Ich frage mich, was diesen Schalter im Hirn meines Vaters umgelegt hat, denn ich weiß, wie schwer es ihm gefallen sein muss, so etwas zu schreiben, noch dazu in einer Mail. Wo er doch davon überzeugt ist, dass die Technologie der Fluch des einundzwanzigsten Jahrhunderts ist.
    Bei der Arbeit, als ich gerade das Fett von zwei großen Filetstücken abmache, die nebenbei bemerkt schrecklich an gehäutete Dackel erinnern, fühle ich mich ganz wie mein Vater. Ich werde ihm auf seine Mail antworten, werde versuchen, ihm zu erklären, was los ist. Nein, ich werde ihm einen Brief schreiben, wie er es getan hätte, wenn er nicht beschlossen hätte, mir ernsthaft entgegenzukommen. Vielleicht schicke ich auch gleich eine Mail an Alice. Mehr kann ich nicht tun. Und während ich darüber nachdenke, was ich schreiben soll, empfinde ich plötzlich das Bedürfnis, alles zu klären, und zwar mit allen: Ich möchte Alice erklären, wie das alles gelaufen ist und was ich für sie empfinde. Ich möchte meinem Vater erklären, warum ich in San Francisco bin. Und ich möchte, dass Martina mir erklärt, was ihr Song wirklich bedeutet.
    Auf dem Metalltisch neben mir ziehen der Koch und ein paar Mitarbeiter ihr übliches Ritual durch. Nachdem sie drei lange Linien mit weißem Pulver ausgebreitet haben, saugen sie das Zeug mit zusammengerollten Geldscheinen ein. Da höre ich, wie die Musik anfängt, ein Zeichen dafür, dass die Show beginnt. Ich erinnere mich, wie ich Dalila dort das erste Mal auf dem Tresen gesehen habe, erinnere mich an die lüsternen Blicke der Gäste, und ich frage mich, ob wir je dieses unterbrochene Gespräch zu Ende führen können, das beinahe für immer unbeendet geblieben wäre.
    Am nächsten Morgen verlasse ich in aller Frühe das Haus, um nach Berkeley zu fahren. Ich laufe durch die Straßen von Castro, die mir inzwischen vertraut vorkommen, ich beobachte die Obdachlosen auf den Bürgersteigen, einer grüßt mich sogar. Ich laufe an den mit allerlei Schnickschnack und bunten Klamotten gefüllten Schaufenstern vorbei und versuche mir mein Leben hier vorzustellen, ohne Alice. Plötzlich spüre ich ein unbändiges Verlangen, alles hinzuschmeißen und mich mitten unter die Obdachlosen zu setzen, die hier auf der Straße leben. Ich bin das Leben dieser Maus aus dem Videospiel leid. Außerdem ist inzwischen sowieso klar, dass ich das Hauptziel des Spiels nie erreichen werde, das darin besteht, ein Mäuseweibchen zu finden. Und zwar, weil das betreffende Mäuseweibchen beschlossen hat, mit einer dritten Maus zu spielen.
    Ich bleibe stehen.
    Ich laufe einfach nicht weiter, denke ich.
    Ich rühre mich keinen Meter von hier. Scheiß doch auf alles!
    Ja, ich bleibe tatsächlich so ruckartig stehen, dass ein Typ hinter mir gegen mich prallt und mich daraufhin natürlich heftig verflucht. Aber das ist mir egal. Ich hebe den Kopf und sehe mich um. Ich sehe die Wipfel der Bäume, wie sie sich leicht im Wind bewegen, den ernsten Blick eines Jungen, der mich anstarrt, während er auf einem Skateboard an mir vorüberflitzt, eine Kellnerin hinter einer Fensterscheibe, die eine Tasse Tee auf einen Tisch stellt.
    Und schließlich ein Schild, ein großes, grünes Schild an einem knallroten Haus mit einem Namen, der mir sofort bekannt vorkommt: RED VICTORIAN.
    Ich überlege kurz, und dann fällt mir ein, dass mir Alice diesen Namen am Telefon genannt hat, das ist die Pension, in der sie übernachtet hat, obwohl das Haus von außen nur wie ein Café aussieht. Aber hier muss Alice übernachtet haben, während sie verzweifelt nach mir gesucht hat.
    Neugierig öffne ich die Glastür, trete ein und finde mich sofort in einem Raum mit kleinen Sofas und niedrigen Tischchen wieder, von dem drei große Fenster zur Straße gehen. Eine alte weißhaarige Frau steht hinter dem Tresen und sieht mich breit lächelnd an.
    »Guten Tag«, sage ich und erwidere so gut es geht das Lächeln.
    »Die Katze hat mir gesagt, dass du kommst. Los, setz dich.«

60  Alice
    »Guten Tag, was darf ich Ihnen bringen?«
    »Ich will Pizza«, sagt das mürrische Mädchen.
    »Tut mir leid, wir machen keine Pizza.«
    »Dann will ich gar nichts.«
    Wie ist so was möglich? Die ist doch keine zwei mehr, sondern eher dreizehn oder gar fünfzehn. Wie kann sie so derart realitätsfern sein, dass sie sich wie eine Schwachsinnige benimmt?
    Die

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