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Ich mag dich wie du bist

Ich mag dich wie du bist

Titel: Ich mag dich wie du bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Gungui
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ungefähr so:
    »Du bist sitzen geblieben, ohne einen Ton zu sagen, du hast es vor uns verheimlicht!«
    Das ist Punkt eins seines bühnenreifen Auftritts: Mein Vater ist davon überzeugt, ich sei absichtlich sitzen geblieben. Er glaubt, ich hätte mir das vorgenommen wie einen guten Vorsatz an Silvester: Im nächsten Jahr will ich ein paar Kilo abnehmen, einen festen Freund finden und in der Schule nicht versetzt werden.
    »Die Ferien auf Sardinien kannst du vergessen! Du wirst den gesamten Monat schön mit uns verbringen, mit deinem Vater, deiner Mutter und deinem Bruder!«
    Das ist Punkt zwei: Er möchte unbedingt betonen, dass die Ferien mit der Familie eine Strafe für mich sein sollen. Was ich allerdings genauso sehe.
    Inzwischen ist das Abendessen fertig und ich weiß immer noch nicht, wo zum Teufel mein Bruder sich rumtreibt. Mein Vater scheint sich vorübergehend beruhigt zu haben, und während meine Mutter die Nudeln mit Tomatensauce auf den Tisch bringt, erzählt er ihr etwas über den Campingurlaub. Ich höre mit halbem Ohr hin und schnappe nur einzelne Wörter auf wie: unser Platz, die Nachbarn vom letzten Jahr, der Ersatzreifen, Salvatore, Emma, wann kommt eigentlich Federico. Ich nehme mir vor, diese unzusammenhängenden Wörter bei Gelegenheit zu einem sinnvollen Ganzen zusammenzufügen und fange an zu essen.
    Meine Mutter ist am Herd die reinste Katastrophe. Die Nudeln sind verkocht und die Tomaten kommen direkt aus der Dose. Plötzlich legt sie die Gabel hin, stützt die Ellenbogen auf den Tisch und starrt mich an.
    »Mama, du jagst mir Angst ein …«, sage ich und baue schnell mit der Wasserflasche eine improvisierte Barriere zwischen uns auf.
    Da füllen sich ihre Augen mit Tränen.
    »Ach Liebes, warum bist du nur sitzen geblieben? Was ist denn nicht in Ordnung?«
    Ich weiß schon, welche Frage als Nächstes kommt, und die schießt wirklich den Vogel ab.
    Wie aus dem Lehrbuch: »Was haben wir bloß falsch gemacht?«
    Ich fühle mich jetzt ein bisschen wie in den Filmen, in denen die Eltern ihr Kind im Gefängnis besuchen, um es zu einem Geständnis zu überreden. Doch mein Verbrechen ist wirklich kein Geheimnis, selbst wenn ich inzwischen kapiert habe, dass alle denken, wenn jemand sitzen bleibt, muss ein dunkler Abgrund dahinterstecken. Meist werden drei Möglichkeiten in Betracht gezogen. Als Erstes Drogen. Die meisten Eltern machen keinen Unterschied zwischen einem Joint und einem Tütchen Kokain, deshalb kann diese Sorge unbeschreibliche Dimensionen annehmen. Auf Platz zwei folgt Liebeskummer. An dritter Stelle – für die Eltern, die die Niederlage nicht mit ihrem Stolz vereinbaren können – steht: Da gibt es bestimmt ein neurologisches Problem.
    Niemandem kommt in den Sinn, dass man vielleicht einfach das ganze Jahr keinen Finger gerührt hat, um zu lernen, und nichts weiter.
    Zum Glück klingelt jetzt mein Handy.
    Ich stehe vom Tisch auf und melde mich.
    »Ich habe mir überlegt, dass es mir lieber wäre, wenn du nicht wegfährst, natürlich nur, wenn deine Eltern einverstanden sind.«
    »Ich kann mit ihnen darüber reden, vielleicht bitte ich sie dann auch gleich um ein paar Hundert Euro, damit ich irgendwo allein hinfahren kann.«
    »Ja genau, so habe ich es mir vorgestellt. Auch wenn wir mit ein paar Hundert Euro nur bis zu einem Campingplatz in Casalpusterlengo kommen.«
    »Luca, du weißt doch, dass ich morgen mitfahren muss.«
    »Hmm, ›du weißt doch‹, ›morgen‹, ›mitfahren müssen‹ … das sind alles nur Worte. Eigentlich ist das nur ein Code, eine Geheimsprache, oder? Jetzt müssen wir bloß noch beschließen, dass ›ich muss mitfahren‹ eigentlich bedeutet ›ich fliege mit dir nach Jamaika‹ und alles ist geritzt.«
    »Ich muss mitfahren«, sage ich daraufhin lachend.
    »Alles klar, wir treffen uns in einer Stunde am Flughafen.«
    »Du hast mir diesen Monat das Leben gerettet, aber jetzt muss ich leider wirklich fort. Heute Abend treffen wir uns aber noch.«
    Ich gehe zum Tisch zurück, schlinge hastig mein Essen hinunter und stehe auf.
    »Ich muss noch mal weg.«
    »Jetzt?«, fragt meine Mutter, doch das bedeutet Ja. Das weiß sogar mein Vater, deshalb fangen sie an zu streiten.
    »Unsere Wohnung ist ein einziges Chaos, wir fahren morgen und sie will noch mal weg!«
    Wenn ein Elternteil in der dritten Person über einen spricht, dann steckt man richtig tief in der Scheiße. Ich fürchte, es wird eine Weile dauern, bis ich mir das liebe vertraute Du

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